Tod in Wacken (German Edition)
benachrichtigen.«
»Hab ich schon gemacht«, sagte Lyn. Sie hatte gleich, nachdem ihr Vater Sophie abgeholt hatte, die Nummer von Andreas Stoblings Freundin gewählt, die er angegeben hatte. Und zum Glück hatte er sich auch gemeldet. »Er war fast aggressiv, als ich ihn auf eine weiterhin bestehende Gefährdung hinwies. Komischer Typ, dieser Stobling.«
»Wo ist er jetzt?«, fragte Wilfried.
Lyn zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Als ich ihn gefragt habe, kam die patzige Antwort ›Auf dem Heimweg‹. Und dann hat er das Gespräch beendet.«
»Ruf ihn noch mal an«, sagte Wilfried. »Er soll sich bei der nächsten Polizeidienststelle melden. Er soll auf keinen Fall zurück nach Hamburg fahren. Wer weiß, vielleicht lauert Beutler da auf ihn.«
»Ich habe ihn bereits zweimal angerufen«, entgegnete Lyn. »Er geht nicht mehr ran. Scheiß Sturkopf. Will der nicht begreifen, dass er immer noch in Lebensgefahr schwebt?«
»Das bleibt festzustellen«, entgegnete Wilfried. »Die Tatsache, dass Joost Beutler tatsächlich den Namen seiner zweiten Frau angenommen hat, bedeutet mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass er der Beschaffer der Mordwaffe ist, aber das heißt nicht, dass er sie auch benutzt hat. Es kann genauso gut sein, dass er die Waffe Werner Schwedtke nur zugespielt hat, und der alle drei Opfer auf dem Gewissen hat.«
»Beutlers Alibi für den ersten Mord – an Thomas Lug – war hieb- und stichfest«, entgegnete Hendrik. »Den Termin für die Vernissage in Hamburg für den Zeitpunkt des Mordes an Henning Wahlsen müssen wir überprüfen. Aber für die Tatzeit im Mordfall Kummwehl hat er kein Alibi. Ich verwette meinen Volvo, dass Beutler der Mörder von Stefan Kummwehl ist. Werner Schwedtke hat ihm die Adresse in Elmshorn genannt, im Glauben, dass Andreas Stobling dort wohnt. Und so kam es zu der schicksalhaften Verwechslung.«
»Ich mag das kaum glauben«, sagte Lyn. »Joost Beutler hat mich berührt mit seiner Art … Aber wenn ich das hier sehe …«, kopfschüttelnd deutete sie auf das Gemälde in Beutlers Wohnzimmer. Es zeigte einen Engel, der mit einem flammenden Schwert einem Dämon den Kopf abhieb. »Meine Vorstellung von diesem angeblichen Engel, den er gesehen haben will, war eine völlig andere. Ich habe da an etwas Reines und Ätherisches und Liebevolles gedacht, aber nicht an so einen alttestamentarischen Racheengel.«
»Du meinst, in ihm schlummern zwei Seelen? Die Liebe und der Hass?« Hendriks Stimme klang spöttisch. »Ich sage dir: Der Typ ist ein kolossaler Spinner, der Gott spielen will. Der ›das Böse‹ vernichten will. Wir müssen ihn schnappen, bevor noch mehr harmlose Metal-Fans dran glauben müssen.«
»Mehr, als eine Fahndung rauszugeben, können wir im Moment nicht tun«, sagte Wilfried.
»Er hat bei meinem ersten Besuch eine Hütte in Dithmarschen erwähnt«, sagte Lyn. »Er angelt dort anscheinend. Aber den Ort hat er, glaube ich, nicht genannt. Vielleicht habe ich auch nicht darauf geachtet.«
»Da können wir jedenfalls ansetzen«, nickte ihr Chef. »Wenn das keine illegale Bretterbude ist, finden wir vielleicht etwas über das Katasteramt heraus. Da werde ich mal gleich jemanden aus dem Sonntagsschlaf klingeln. Warum soll’s denen besser gehen als uns?«
»Wenn wir im Moment nicht mehr tun können, werde ich mal meine Vernachlässigungen im familiären Bereich wiedergutmachen.« Lyn griente schief. »Ansonsten zieht es Krümel womöglich zurück nach Bayern.«
Hendrik begleitete sie nach draußen. »Soll ich noch zu dir kommen, wenn es nicht zu spät wird?«
»Wenn du nicht kommst«, sie zwinkerte ihm zu, »fällt das auch unter Vernachlässigung.«
»Dann«, er gab ihr einen zärtlichen Kuss, »werde ich mich bemühen, meiner Verantwortung gerecht zu werden. Wage es nicht einzuschlafen. Egal, wie spät es wird.«
* * *
»Mist! Wieso hast du auch kein Navi!« Andreas’ Finger trommelten nervös auf dem Armaturenbrett, während er die Hinweisschilder mit den Ortsnamen am Straßenrand nicht aus den Augen ließ.
»Wir sind doch auf dem richtigen Weg. Bis Burg ist es nicht weit.« Jule versuchte ihre eigene Nervosität zu unterdrücken. »Und in Burg fragen … fragst du dich zu diesem Paradiestal durch.«
»Mein Gott, diese Scheißwagen!« Andreas starrte auf die Fahrzeuge vor sich. »Das dauert doch alles viel zu lange!« Ein Gemisch aus Weinen und Heulen brach aus seiner Kehle.
Jule fühlte seine Verzweiflung körperlich. In ihrem Bauch kribbelte es
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