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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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unangenehm. »Jetzt fahren halt alle nach Hause. Aber es sind nur noch ein paar Kilometer. Also bleib jetzt ruhig.«
    Er sagte nichts, sondern starrte aus dem Seitenfenster. Sein ganzer Körper war ein einziger Krampf.
    »Andy, bitte, lass uns die Polizei anrufen.« Jule bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen, obwohl sie selbst mit der Situation völlig überfordert war. Warum hatte sie sich überhaupt auf diese Scheiße eingelassen? Sie beantwortete sich die Frage umgehend selbst. Weil Andy völlig aufgelöst um ihre Hilfe gebeten hatte. Und sie hatte sie ihm gewährt, weil seine tiefe Verzweiflung sie berührte. Sie hatte ihre – zu Recht megasaure – Freundin einfach auf dem Zeltplatz stehen lassen, um Andy, einen Typen, den sie doch eigentlich kaum kannte, zu einem Ort zu fahren, an dem wahrscheinlich ein irrer Killer auf sie wartete.
    Sie musterte ihn von der Seite und fühlte, wie es in ihm arbeitete. Seine Finger glitten in die Tasche seiner Jeansweste. Nach einem erneuten Seitenblick sah sie, dass es das Visitenkärtchen war, das die Kommissarin ihm gegeben hatte.
    »Bitte!«, sagte sie noch einmal. »Je länger ich darüber nachdenke, desto richtiger erscheint es mir. Das ist doch Wahnsinn, was wir hier machen. Der Irre bringt euch doch alle beide um. Die Polizei –«
    »Die Polizei bedeutet den Tod für Conny«, schrie er sie an, zerknüllte das Kärtchen und warf es auf das Armaturenbrett. »Lass mich einfach raus, wenn du aus der Sache aussteigen willst. Ich komm da schon hin. Ich ruf mir ein Taxi.«
    »Ich … ich bin wirklich überfordert«, sagte Jule. »Eigentlich … eigentlich möchte ich nicht weiterfahren. Wenn du unbedingt meinst, dass du das durchziehen musst, dann nimm mein Auto und fahr dahin, aber … aber ich möchte aussteigen.«
    »Gut, dann steig aus!« Seine Stimme klang hart. Er deutete nach vorn. »Und da bietet sich die beste Gelegenheit.«
    »Eine Fähre?« Sie bremste den Wagen ab und fuhr langsam die Anlegestelle an. Eine lange Wagenschlange stand davor.
    »Das ist der Nord-Ostsee-Kanal«, sagte Andreas. »Da muss ich rüber.«
    »Bitte, Andy, ich hab eine Scheißangst. Lass uns die Polizei informieren.« Jule stellte den Motor ab. Die Fähre war nicht zu sehen. Sie standen noch zu weit vom Ufer entfernt.
    »Pass auf, Jule.« Andreas hatte sich ihr zugewandt. In seiner jetzt ruhigeren Stimme lagen Angst und Bestimmtheit. »Für Conny würd ich alles tun. So wie sie für mich. Und darum fahr ich jetzt da rüber.«
    Jule fuhr an, als sich die Wagen vor ihr in Bewegung setzten. Sie kamen nur ein kleines Stück vorwärts. Die Fähre schien nicht viele Fahrzeuge aufnehmen zu können. Sie stellte den Motor wieder ab. »Aber … warum will dieser … dieser Typ dich umbringen? Warum hat er deine Freunde umgebracht? Es muss doch einen Grund geben.«
    »Ich weiß es doch auch nicht!« Andreas warf ihr einen verzweifelten Bick zu. »Ich … ich muss dich noch um dein Handy bitten. Ich … brauch das vielleicht, wenn er sich noch mal meldet.«
    Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und nickte. Mit zittriger Hand zog sie ihr Handy aus der Tasche ihrer Jeansshorts und legte es in die Ablage hinter der Handbremse.
    »Also gut«, er atmete tief, »dann … dann lass uns tauschen.« Er stieg aus und ging um das Auto herum.
    Jule stand schon neben der offenen Fahrertür. Er drückte sie für einen kurzen Moment an sich. »Versprich mir hoch und heilig, dass du nicht die Polizei anrufst«, flüsterte er an ihrem Ohr.
    Jule schloss die Augen. »Das ist doch scheiße!«
    Er ließ sie abrupt los. »Willst du schuld sein am Tod meiner Schwester? Willst du das?«
    Betroffen sah sie ihn an. »Also gut, ich versprech’s.«
    »Die Fähre ist gleich wieder da.« Er setzte sich hinter das Lenkrad. Seine Hände zitterten so stark, dass er zwei Anläufe brauchte, um den Wagen zu starten.
    Jule blickte ihrem Auto nach, wie es langsam weiterfuhr. Es würde noch einen Moment dauern, bis Andy auf der Fähre war.
    »Ey, Süße!«, grölte ein Typ aus einem alten VW -Bus mit aufgesprühtem W.O.A. -Schriftzug, der zwei Wagen hinter Andy Richtung Fähre fuhr. »Wenn du ’ne Mitfahrgelegenheit suchst … Für dich würden wir zusammenrücken.«
    Jule ignorierte ihn und seine lachenden Begleiter. Zögerlich entfernte sie sich ein paar Schritte. Was, verdammte Scheiße, sollte sie jetzt tun?
    * * *
    Andächtig zog Joost Beutler mit der Spritze das Konzentrat aus der Phiole. Schlafmittel,

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