Tod in Wacken (German Edition)
nicht haben, kommen wir schwerlich weiter.« Wilfried Knebel erhob sich. »Darum werde ich jetzt Staatsanwalt Meier einen Besuch abstatten. Ein Beschluss für eine Handy-Ortung von Schwedtke scheint mir angebracht. So können wir das Areal ein wenig eingrenzen. Und wir hätten Zugriff auf die Verbindungsdaten. Es könnte interessant sein, zu sehen, mit wem Schwedtke in den letzten Tagen Kontakt hatte.«
»Vielleicht hat er das Handy gar nicht bei sich«, meinte Karin Schäfer.
»Im Wohnmobil lag es jedenfalls nicht«, sagte Wilfried, »also hoffen wir mal das Beste.« Er verabschiedete sich, drehte sich in der Tür aber noch einmal um. »Gönnt euch einen pünktlichen Feierabend. Es reicht durchaus, dass die Eutiner in Wacken Ausschau nach Stobling halten. Haltet euch lieber auf Abruf bereit, falls sich etwas Neues ergibt.«
Jochen Berthold nickte zufrieden und trollte sich in sein Büro. Lyn, Hendrik und Lukas sahen sich an.
»Tja, Kollegen«, sagte Lukas, »wer braucht schon einen pünktlichen Feierabend, wenn es – zumindest spekulativ – um ein Menschenleben geht? Ich werde kurz nach Hause fahren und mich dann noch mal auf dem Gelände umsehen.«
»Auf nach Wacken!«, nickte auch Hendrik. »Drei Augenpaare mehr können nicht schaden. Und eine Strafe ist das Festival schließlich auch nicht. Es gibt genug Leute, die sich zerreißen würden, wenn sie noch eine Karte bekommen würden.« Er sah Lyn an. »Oder willst du lieber nach Hause zu den Mädchen?«
Lyn schüttelte den Kopf. »Charlotte ist bei Max, und Krümel fährt bis Sonntag mit ihrer Freundin Lisa und deren Eltern nach Büsum. Also kann ich euch genauso gut begleiten.« Sie tippte auf ihre Armbanduhr. »Aber noch ist kein Feierabend. Es gibt auch hier noch genug zu tun. Ich werde mich um die Alibis von Judiths Mutter und Stiefvater kümmern.«
Lyn ging in ihr Büro, um die Telefonnummer von Dagmar Meifart herauszusuchen. Hendrik folgte ihr auf dem Fuß und schloss die Tür hinter sich.
Lyn verschränkte die Arme vor der Brust. »Hendrik Wolff! Du weißt genau, dass ich das hasse. Wenn du die Tür schließt, denken alle Kollegen, dass wir hier …« Sie suchte nach dem richtigen Wort.
»Rummachen?«
»Ja, genau.«
Lächelnd blieb er vor ihr stehen, hob ihr Kinn an und küsste sie sanft. »Dann denken unsere lieben Kollegen ja genau das Richtige.«
Lyn sah ihn spöttisch an. »Das nennst du rummachen? Für den Kuss hättest du die Tür nicht schließen müssen.«
»Das hättest du nicht sagen sollen, Weib!«
Dieses Mal war der Kuss nicht sanft. Lyn spürte seine Hand auf der nackten Haut unter ihrem Shirt. Von der Taille wanderte sie entschlossen zu ihren Brüsten, ohne dass er dabei die Lippen von ihrem Mund löste.
Lyn fand, dass es an der Zeit war zu protestieren. Das tat sie mit einem wohligen Stöhnen.
»Ich glaube, wir hören lieber auf«, sagte Hendrik Sekunden später, ohne seinen Körper von ihrem zu lösen.
»Ich denke auch«, bestätigte Lyn grinsend. »Es sei denn, das, was ich da an meinem Schoß spüre, ist deine Dienstwaffe.«
»Mit der Waffe befördere ich dich höchstens in den siebten Himmel.«
»Angeber.« Lyn entwand sich ihm und hockte sich an ihren Schreibtisch. »Es handelt sich da vermutlich um den Himmel, den Gott am fünften Tag schuf?«
»Häh?«
»Egal. Raus jetzt.« Lyn winkte ihn hinaus. Sie suchte aus ihren Notizen die Nummer von Dagmar Meifart heraus und griff nach dem Telefon.
Judiths Mutter meldete sich bereits nach dem zweiten Klingeln. Lyn brachte ihr Anliegen bezüglich der Alibiabfragen vor. Wie erwartet, reagierte Dagmar Meifart konsterniert.
»Ich würde gern persönlich vorbeikommen«, sagte Lyn. »Wann ist Ihr Mann zu Hause?«
Sie wollte Knuth Meifart kennenlernen – und setzte sich in ihrem Stuhl aufrecht, als die Antwort von Dagmar Meifart kam.
»Okay«, sagte Lyn schließlich. »Dann machen wir es anders. Ich schicke Ihnen per Mail die Daten, und Sie mailen mir die Angaben dann zurück. … Ja, danke. Auf Wiederhören.«
Sie sprang auf und ging direkt zum Büro des Chefs. Wilfried saß mit verstrubbelten Haaren hinter seinem Schreibtisch und sah aus dem Fenster.
»Knuth Meifart ist nicht in Deutschland«, sagte sie ohne Einleitung. »Seine Frau sagt, dass er vorgestern nach Holland abgereist ist. Er ist Chef einer eigenen kleinen Malerfirma. Von Rotterdam aus ist er mit einem Containerschiff in See gestochen, auf dem er mit weiteren Handwerkern und Monteuren während der Fahrt
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