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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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hatte nicht erwartet, dass es so viele Nordmann-Klone gab. Natürlich hatte sie von Mittelaltermärkten gehört, auf denen allerlei abenteuerliche Dinge verkauft wurden, aber die Masse der Wikinger-Fans hier in Wacken verblüffte sie. Das Geschäft mit den typischen Accessoires boomte. Viele Stände boten an, was Wickie und Konsorten zum Leben so brauchten: Kettenhemden, Tierfelle und Trinkhörner. Das kulinarische Angebot auf dem mittelalterlichen Markt reichte von Met und »Wackenblut«, das aus einem umgebauten Wikingerschiff ausgeschenkt wurde, bis hin zu sogenannten Barbarenspießen. Das von Hendrik als Zwischenmahlzeit vorgeschlagene Wildsau-Würstchen hatte sie dankend abgelehnt.
    Als Treffpunkt hatte Cornelia Stobling die überdimensionale geschnitzte Holzfaust mit den beiden abgespreizten Fingern vorgeschlagen. Lyn winkte der Schwester von Andreas Stobling zu, als sie sich dem Metalszene-Symbol näherte.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, begrüßte Cornelia sie.
    »Sie haben sich verletzt?«, fragte Lyn und deutete auf den Verband an der Hand.
    Cornelia winkte ab. »Nur ein Kratzer.«
    »Haben Sie etwas von Ihrem Bruder gehört?« Lyn war gespannt. Hoffnung auf eine positive Antwort hatte sie allerdings nicht, denn Cornelia Stobling hatte Tränen in den Augen. Sie sah blass und übernächtigt aus, und ihr Karottenhaar stand stumpf und wirr in alle Richtungen ab. Lyn fragte sich, wie oft sie wohl verzweifelt mit den Händen hindurchgefahren war.
    »Nein. Ich … ich laufe hier von morgens bis abends von Pontius zu Pilatus, aber ich finde ihn nicht.«
    »Frau Stobling«, Lyn legte eine Hand auf die Schulter der jungen Frau, »ehrlich gesagt, wäre es auch ein unglaublicher Zufall, wenn Sie auf Ihren Bruder stoßen würden. All diese Menschen …«
    »Aber ich muss es doch versuchen!«
    »Natürlich. Ich hätte es genauso gemacht. Aber Sie sollten nicht verzweifeln. Zum einen wissen wir gar nicht sicher, ob der Täter es überhaupt auf Ihren Bruder abgesehen hatte. Und selbst wenn, wissen wir nicht, ob der Täter sich hier aufhält. Alles ist spekulativ, Frau Stobling. Und genauso wenig, wie Sie Ihren Bruder hier ausmachen können, würde es auch dem eventuellen Täter gehen: Es ist fast unmöglich, die eine Person, die man sucht, hier zu finden.« Lyn bedauerte, dass Andreas nicht die Haarfarbe seiner Schwester hatte. Ein Pumuckl fiele in der Masse auf.
    Cornelia Stoblings Blick verfinsterte sich. »Ich verlasse mich nicht auf Glück. Ich muss einfach alles tun, was ich tun kann. Für Sie und Ihre Kollegen ist mein Bruder nur irgendjemand. Für mich ist er meine Familie.«
    Lyn nahm ihre Hand zurück. »Meine Kollegen und ich hätten eigentlich Feierabend, Frau Stobling. Wir sind trotzdem hier.«
    Cornelia legte sich die Hand über die Augen. »Entschuldigen Sie. Ich möchte nicht ungerecht erscheinen. Es ist nur … Warum reagiert Andy nicht auf das Ausrufen?«
    »Wir werden es wiederholen, Frau Stobling.«
    »Aber Sie müssen es öfter wiederholen! Darum habe ich Sie angerufen!« Sie krallte ihre Finger in Lyns Unterarm und begann zu weinen.
    Lyn zog sie in ihre Arme. »Es wird alles gut. Bestimmt. Es wird weitere Durchsagen geben. Und spätestens Sonntag – wenn wir ihn nicht vorher finden – verlässt Ihr Bruder Wacken und fährt zu Ihnen nach Hamburg. Wir werden ihn dann unter Personenschutz stellen, bis wir mehr wissen.« Sie löste sich so weit von Cornelia Stobling, dass sie ihr in die Augen sehen konnte. »Und jetzt sollten Sie sich wirklich ausruhen. Sie sind doch völlig fertig. Warum gehen Sie nicht in Ihre Unterkunft und versuchen zu schlafen?«
    Cornelia Stobling machte sich frei und wischte mit den Zeigefingern die feuchten Spuren von ihren Wangen. »Wenn Sie helfen wollen, Frau Harms, dann sollten wir uns jetzt trennen.« Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um und ging Richtung Bühnen. Ihr Kopf wanderte stereotyp im Hundertachtzig-Grad-Winkel hin und her, langsam, um beim Scannen der entgegenkommenden Gesichter keines zu übersehen.
    Lyn blickte ihr eine Weile nach. Was mochte in Cornelias Kopf noch vorgehen? Die junge Frau hatte nicht ein einziges Mal nachgefragt, warum ein eventueller Killer es auf ihren Bruder abgesehen haben könnte. Hatte sie vielleicht eine Antwort darauf? Traute sie ihrem Bruder zu, etwas getan zu haben, das Rache zuließ?
    * * *
    »Du bist doch völlig bescheuert«, lachte Jule und tippte sich gegen die Stirn. »So geh ich nicht mit dir durchs Dorf.« Sie

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