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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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gewusst hätte, dass Sie kommen. Ich kümmere mich dann jetzt um den Kaffee.«
    Lyns Hand öffnete sich, kaum dass die Frau den Raum verlassen hatte.
    »Die fünf Euro zahle ich gern«, grunzte Hendrik und zückte sein Portemonnaie. »Denn jetzt kann ich dafür sorgen, dass diese unfähige, unverschämte, verfressene Tippmamsell wegen Arbeitsverweigerung rausgeschmissen wird.«
    Lyn steckte den Fünf-Euro-Schein grinsend in ihre Hosentasche. »Wie wäre es mit Vergebung für Birgit?« Sie deutete auf den geschnitzten Jesus, der an einem weißen Kreuz neben dem Fenster hing – der einzigen Wand, die nicht von bis an die Decke reichenden Bücherregalen beherrscht wurde.
    Eine Antwort blieb Hendrik schuldig, weil Stimmengemurmel auf dem Flur erklang. Gleich darauf wurde die Bürotür von einem schlanken Mann in schwarzer Jeans und hellblauem Polohemd geöffnet.
    Lyn staunte. Wenn das der Pastor war, sah er um einiges jünger aus als seine Frau. Der Gedanke, dass die Leute genau dasselbe denken würden, wenn Hendrik und sie alt wären, folgte prompt.
    »Ich bin Pastor Höllmann«, stellte er sich in diesem Moment vor und reichte erst Lyn, dann Hendrik die Hand.
    »Kurioser Name für einen Pastor«, sagte Hendrik.
    Lyn bewunderte Pastor Höllmann dafür, dass er nicht einmal mit der Wimper zuckte, obwohl er Anspielungen auf seinen Namen bestimmt schon tausendfach gehört hatte.
    Im Gegenteil, lächelnd ging er darauf ein. »Meine selige Mutter muss bei meiner Geburt schon geahnt haben, dass ich einmal ein Mann der Kirche werden würde. Sie schaffte Ausgleich mit meinem Vornamen. Gottfried.« Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch, stützte die Ellenbogen auf die abgewetzte lederne Unterlage und faltete die Hände vor dem Kinn.
    Sein Gesicht war jetzt ernst. »Ich denke, ich weiß, warum Sie hier sind.«
    »Tatsächlich?« Lyns Augenbraue hob sich. »Und was denken Sie?«
    »Sie sind wegen der Pistole hier.«
    Lyn sah Hendrik an. Die Anruferin schien also nicht gelogen zu haben.
    »Haben Sie den Artikel in der Zeitung gelesen?«, fragte Hendrik.
    Der Pastor nickte. »Gestern. Als ich den Bericht las, dachte ich im ersten Moment, dass ich träume. Das konnte doch nicht sein, aber dann … dann habe ich festgestellt, dass es doch wahr sein kann. Ich hätte in diesem Moment die Polizei angerufen. Das habe ich eben auf meinem Spaziergang entschieden. Ich musste mir erst darüber klar werden, ob ich damit meine Schweigepflicht verletze.«
    »Herr Pastor«, sagte Lyn, »Ihre Worte ergeben wenig Sinn für uns. Bitte sagen Sie uns, was genau Sie über diese Pistole wissen.«
    Er nickte. »Zuerst würde ich aber gerne erfahren, wie Sie auf mich gekommen sind.«
    »Es gab einen anonymen Anruf«, klärte Hendrik ihn auf. »Eine Frau. Mehr wissen wir nicht. Der Anruf kam von einem öffentlichen Fernsprecher.«
    Pastor Höllmann schloss einen Moment die Augen. »Gott sei Dank. Dann hat sie es also selbst gemeldet.«
    »Wer ist die Frau?«, fragte Lyn.
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen, meine Liebe.« Der Pastor lächelte. Ein freundliches und gütiges Hirtenlächeln. »Aber ich denke, in Anbetracht der Schwere dieser schrecklichen Taten schade ich niemandem, wenn ich sage, was ich mit meinem Gewissen vereinbaren kann.«
    Die Tür öffnete sich. Frau Höllmann balancierte ein Tablett mit Tassen, Gebäck und Kaffee vor sich her.
    »Danke, Irmchen«, nickte der Pastor ihr zu. »Stell es einfach hin. Wir bedienen uns.«
    Erst als sie wieder draußen war und er Kaffee für alle eingeschenkt hatte, fuhr er fort. »Ich erinnere mich genau an diesen Tag vor über siebenundzwanzig Jahren. Es war ein grauer Novembernachmittag, als die Frau, deren Namen ich Ihnen nicht verraten werde, zu mir kam.«
    »Kannten Sie sie denn?«, hakte Hendrik schnell nach.
    Pastor Höllmann warf Hendrik einen strengen Blick zu. »Ich werde dazu nichts sagen. Also bitte, lassen Sie mich fortfahren. Sie stand da, wo Sie jetzt sitzen, und begann zu weinen, sobald ich das Wort an sie richtete. Sie legte etwas auf den Schreibtisch, es war eingewickelt in ein Geschirrhandtuch. ›Es ist eine Waffe, Herr Pastor‹, sagte sie zu mir. ›Etwas Schreckliches wurde damit angerichtet. Ein Mensch wurde getötet.‹« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Ich habe das Handtuchpäckchen genommen und ausgewickelt. Es war eine Pistole. Mit einem Karton Patronen.«
    »Und woher wissen Sie im Nachhinein, dass es die Pistole war, über die in dem Zeitungsartikel berichtet wurde?«, hakte

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