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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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Knäuel würde Charlotte verzichten müssen.
    Lyns Rücken ruhte an Hendriks Brust, Hendrik hatte seine Arme um ihren Bauch geschlungen und hielt sie.
    Abertausende Menschen. Und doppelt so viele Hände wiegten sich in der klaren Nachtluft. Lyns Blick wanderte über die Männer und Frauen um sie herum. Selbstvergessen schwangen die Metaller ihre Körper und Arme im Takt der Musik. Einer Musik, die Lyn nicht erwartet hatte. Kraftvolle martialische Töne, melodiös untermalt durch einen in Kutten gehüllten Chor. Die norwegische Band »Dimmu Borgir« kleckerte nicht, sondern klotzte. Neben den eigenen Bandmitgliedern und dem Chor stand ein vollständiges schwarzbefracktes Orchester auf der gigantischen Bühne. Und die Menge sang mit. Tausende Menschen sangen in einem riesigen Chor den Lyn unbekannten Text mit.
    Es war ein starkes, eindrucksvolles Bild. Lyn genoss die Gänsehaut auf ihren Armen.
    Sie hatten die Suche nach Andreas Stobling eine halbe Stunde zuvor eingestellt. Es hatte keinen Sinn mehr gemacht. Die Gesichter waren irgendwann zu einem einzigen verschmolzen, es gab keine Unterschiede mehr in der Dunkelheit.
    Als der Song unter dem brandenden Applaus der Menge endete, drehte Lyn sich um und schlang Hendrik die Arme um den Hals. »Das war toll. Hätte ich nicht gedacht, als die Zombies auf die Bühne gekommen sind.«
    »Sehen schon cool aus«, sagte Hendrik mit Blick auf die Riesenleinwand.
    »Die waren bestimmt ›Kiss‹-Fans.«
    Hendrik verdrehte die Augen. »Ich glaube eher nicht, dass ›Dimmu Borgir‹ mit ›Kiss‹ verglichen werden möchte.«
    »Egal.« Lyn presste ihre Lippen auf Hendriks Hals. »Ich würde mir diesen Eindruck gern erhalten. Wollen wir gehen?«
    Hendrik nickte nur. Er griff nach ihrer Hand und bahnte sich für sie beide einen Weg durch das dunkle, schwer atmende Meer. Ein beschwerlicher Weg, weil Gewitterregen den Boden in eine Schlammwüste verwandelt hatte.
    »Ehrlich gesagt, hab ich noch ziemlich Kohldampf«, sagte Hendrik, als sie das Infield hinter sich gelassen hatten. »Wollen wir noch was essen? Vielleicht ein leckeres Wacken-Nacken?«
    »Vielfraß!« Lyn kniff Hendrik in den Bauch. »Was Deftiges brauch ich nicht mehr. Die Reispfanne hat mir gereicht. Aber für eine Crêpe könnte ich mich noch erwärmen. Mit Zimt und Zucker.«
    Ihr Blick glitt durch die Dunkelheit. An den zahlreichen Fressbuden herrschte nach wie vor Betrieb. Mit Falafel und Pizza über Backfisch, Grillfleisch und Hot Dogs wurde hier jeder Geschmack bedient.
    Der Matsch erschwerte jeden Schritt, als sie nach der nächtlichen Mahlzeit den Parkplatz ansteuerten, und so dauerte es eine kleine Ewigkeit, bis sie bei Hendriks Wagen waren.
    Hendrik fuhr langsam durch das immer noch belebte Wacken.
    »Jetzt guck dir diese Idioten an«, sagte er plötzlich und stierte durch die Scheibe.
    Lyn versuchte seinem Blick zu folgen. »Welche dieser Idioten genau meinst du jetzt?« Schließlich lungerten überall auf den Bürgersteigen angetrunkene, singende und grölende Gestalten herum.
    »Die auf dem Baugerüst«, sagte Hendrik und fuhr scharf rechts ran. Er stieg aus. Lyn sah aus dem Seitenfenster. Tatsächlich. Zwei Jugendliche turnten in acht Metern Höhe auf einem Gerüst herum, das vor einem Geschäftshaus aufgebaut war.
    »Hey, ihr Spinner, kommt da runter!«, rief Hendrik den beiden zu. »Oder wollt ihr euch den Hals brechen?«
    »Hol uns doch, Arschloch!«, rief der eine, setzte sich auf die Gerüstbohlen, ließ die Füße baumeln und zog eine Dose Bier aus seinem Rucksack. Der andere nahm die letzte Gerüstetage in Angriff.
    Lyn, die das Ganze bei offenem Fenster verfolgt hatte, stieg aus. »Das tust du doch wohl nicht?«, sagte sie und packte vorsichtshalber Hendriks Arm.
    »Ich bin doch nicht lebensmüde.« Er hob seine Stimme wieder. »Wenn ihr eure Ärsche nicht sofort da runterbewegt, rufe ich die Feuerwehr.«
    »Geil, die Fire-Fighters!«, rief der Sitzende und hob seinen Arm zum Metal-Gruß. »Dann können die uns noch einen spielen. Und jetzt verpiss dich, du Pussy!«
    »Pussy ruft jetzt mal seine Kollegen von der Schutzpolizei«, murmelte Hendrik, »weil er keinen Bock auf weiteres sinnleeres Gefasel hat.« Er zückte sein Handy und telefonierte.
    Keine fünf Minuten später parkte der Streifenwagen neben Hendriks Volvo. Zur Begrüßung krachte direkt neben den Beamten das Firmenschild des Baugeschäftes, das die Arbeiten am Gebäude ausführte, aus luftiger Höhe auf den Bürgersteig.
    »Viel Spaß mit

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