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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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Hendrik nach.
    »Weil die Frau es mir erzählt hat.« Der Pastor sah Hendrik an. Es schien, als überlegte er, wie viel er erzählen durfte. Oder wollte.
    Anscheinend war die Entscheidung zu Hendriks Gunsten ausgefallen, denn er sagte: »Sie war die Ehefrau eines der beiden Bankräuber. Die Frau des Mannes, der den Juwelier tötete. Sie war völlig fertig. Und ihr Mann auch. Sie sagte, dass er auf keinen Fall jemanden hatte töten wollen. Aber es passierte, weil es zu einer Rangelei kam, bei der sich der Schuss löste. Sie sagte, ihr Mann sei verzweifelt und habe geschworen, niemals wieder eine Waffe anzufassen.«
    »Warum haben die beiden die Waffe nicht einfach weggeworfen?«, fragte Hendrik.
    Pastor Höllmann wiegte seinen Kopf hin und her. »Ich denke, es hatte symbolischen Charakter, die Waffe einem Mann Gottes zu übergeben. Sie wollten Vergebung.«
    »Er hätte sich stellen können«, sagte Lyn. »Bei einem so schlechten Gewissen die beste Lösung.«
    »Dazu gehört Mut, meine Liebe. Und der war ihm wohl nicht gegeben.« Sein Blick wanderte zu dem Jesus am Kreuz. »Ich hoffe, der Herr hat ihm vergeben, als er vor ihn trat.«
    »Er ist tot?« Hendrik sah den Pastor ungläubig an.
    »Er starb vor Jahren. Das Herz.«
    »Also kannten Sie ihn«, konstatierte Hendrik.
    Pastor Höllmann lächelte nur.
    »Was haben Sie mit der Pistole gemacht?«, wollte Lyn wissen.
    »Ich habe sie verwahrt.«
    »Wo?«
    »In einem Schrank im Nebenraum der Sakristei. Und bis gestern bin ich davon ausgegangen, dass sie dort auch noch liegt.«
    »Und?« Lyn musterte sein Gesicht.
    »Weg. Einfach weg. Jemand muss sie genommen haben und hat dann damit …« Er schüttelte sich. »Ich kann nicht glauben, dass noch drei Menschen damit getötet wurden.«
    »Dürfen wir uns in dem Raum einmal umsehen, Herr Pastor?«
    »Aber ja, es gibt dort keine Geheimnisse. Es ist einfach nur eine Abstellkammer. Wir lagern dort den Weihnachtsschmuck für die Kirche, Kartons mit Gesangsbüchern, Oblaten, Saft und Wein für das Abendmahl, Putzzeug.« Er trank seinen Kaffee aus und stand auf. »Kommen Sie. Wir müssen rüber auf die andere Straßenseite, wenn wir zur Kirche wollen.«
    Zehn Minuten später folgten Lyn und Hendrik dem Mann Gottes durch die Gänge der Kirche. Vor dem Altar und unter der Orgelempore waren Gerüste aufgebaut. Gearbeitet wurde allerdings nur auf dem Altargerüst. Eine junge Frau fuhr mit einem trockenen Pinsel über das Auge des Evangelisten Johannes, um gleich darauf einen anderen Pinsel in ein Töpfchen zu tauchen. Vorsichtig strich sie die Goldfarbe auf das Lid der Altarfigur.
    »Wunderschön«, sagte Lyn.
    »Die Kirche wurde über einen Zeitraum von zwei Jahren vollständig renoviert.« Der Blick des Pastors glitt liebevoll durch sein Gotteshaus. »Die Altar-Restauration ist der krönende Abschluss.«
    Sie gingen durch die Sakristei in die kleine Abstellkammer. Sie war fensterlos und vollgepfropft mit Kartons und Kisten, Stühlen, Putzzeug und einem Vertiko.
    »Das ist der Schrank?«, fragte Lyn und deutete auf das wunderschöne alte Stück.
    »Ja.« Pastor Höllmann schob einen Karton zur Seite und trat an den Schrank. »Dort drin lag sie.« Er zog die sperrige Tür mit Kraft auf. »Sie war noch eingewickelt in das Handtuch. Das ist auch weg.« Er deutete auf das vorletzte Regal.
    »Es sieht nicht aus, als würde dort etwas fehlen«, meinte Lyn. Das Regal war bestückt mit Teelichter-Beuteln, einigen Gesangsbüchern und angelaufenen silbernen Kerzenhaltern. In den Regalen darüber lagerten Putzmittel, Verlängerungskabel und verschiedene Werkzeuge.
    Der Pastor nickte. »Derjenige, der die Pistole genommen hat, wollte wohl nicht, dass durch die freie Fläche auffällt, dass etwas fehlt, und hat die übrigen Sachen großzügiger verteilt. Ich hatte die Waffe in die hinterste Ecke gelegt, davor die Gesangsbücher gestapelt.«
    Hendrik zog die Stirn in Falten. »Sie lassen eine Waffe mitsamt den dazugehörigen Patronen in einem unverschlossenen Schrank liegen? Jeder, der hier reinmarschiert ist, könnte sie genommen haben … Wir brauchen eine Liste mit den Namen der Personen, die Zugang zu diesem Raum haben. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit Ihrer Schweigepflicht«, fügte er schnell hinzu, als der Pastor den Mund öffnete. »Der Diebstahl der Pistole aus diesem Schrank hat wohl kaum mit der Frau zu tun, die Ihnen die Waffe damals übergeben hat.«
    »All die Jahre hat sie dort gelegen«, murmelte der Pastor. »Wenn ich geahnt

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