Tod in Wacken (German Edition)
freiwillig, um dem Arschloch ’ne Giftspritze in die Vene zu hauen … War ’n guter Kumpel, der Tommy. Mit Musikgeschmack vom Feinsten, Alter. Er stand auch auf ›Amon Amarth‹. Genau wie ich.«
»Was ist los? Was quatschst du denn da?« Andreas starrte seinen Nebenmann an. Inzwischen hatten sie die Bierbude erreicht.
»Drei Bier«, rief Jule der Bedienung zu, und an Andreas gewandt: »Du zahlst, Andy.«
Er zog seinen Brustbeutel unter dem T-Shirt hervor und drückte ihn Jule wortlos in die Hand. Was faselte Malte da? Sein Herz begann zu klopfen.
»Was hast du gerade gesagt?« Er packte Malte am Oberarm.
»Dass ich der Sau höchstpersönlich das Gift …«
»Das mein ich nicht«, unterbrach Andreas ihn, »ich meine … hast du eben Tommy gesagt? Was ist mit Tommy?«
»Häh?« Jetzt war es Malte, der verwirrt guckte. »Jetzt … jetzt sag nicht, du weißt das noch gar nicht. Das … das stand doch in jeder Zeitung, Alter.« Er musterte Andreas ungläubig aus seinen vom Alkohol glasigen Augen. »Tommy ist tot, Alter.« Er hielt sich seinen Zeigefinger an die Stirn. »Bamm! Abgeballert wie ’n Stück Vieh.«
»Unser Tommy? Thomas Lug?« Andreas fühlte sich plötzlich stocknüchtern.
»Ja doch. Scheiße, was? … Dass du das nicht weißt. Sein Bild war in allen Zeitungen.« Malte schüttelte verständnislos sein zerzaustes Haar.
Andreas konnte nur nicken. Darum war Tommy nicht hier! Er hatte ihn gar nicht versetzt. Er war … tot.
»Hier, eure Bierchen.« Jule hielt mit ihren Fingern drei Becher krampfhaft zusammen. »Bedient euch.«
Malte nahm ihr einen Becher ab.
Andreas reagierte nicht. »Abgeballert sagst du? Wer … ich meine … wieso?«
Malte zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, Alter. Ich weiß auch nur das, was in der Zeitung stand. Den Typen, der das gemacht hat, haben sie noch nicht. Nach dem gleichen Schema hat der wohl auch noch zwei andere abgeballert.« Er starrte einen Moment in seinen Becher. Dann riss er seinen Arm hoch, sodass das Bier zur Hälfte aus dem Becher schwappte und an seinem Arm herunterlief. » R.I.P. , Tommy!«, grölte er in den Nachthimmel. »Zeig denen da oben, wie ’n astreines Headbanging aussieht.«
»Redet der von dem Tommy, auf den du hier wartest?«, fragte Jule mit aufgerissenen Augen.
Andreas griff nach dem Bierbecher, den Jule nach wie vor in der Hand hielt, setzte ihn an die Lippen und leerte ihn in einem Zug. »So!«, er warf den Becher auf den Boden, »und jetzt brauch ich was Stärkeres.«
ZWÖLF
»Timo? … Timo!«
Die Stimme drang schwach zu ihm durch, aber erst als eine Hand ihn leicht an der Schulter rüttelte, öffnete Timo Grümpert die Augen. Seine Mutter stand vor seinem Bett und lächelte ihn an.
»Mensch, Mama!« Ihm war nach Heulen, als sein Blick zum Wecker wanderte. Viertel nach neun. Warum konnte sie ihn nicht einfach schlafen lassen? Warum musste sie ihn herausholen aus seinem friedlichen Schlaf? Ein endlich einmal ruhiger schwarzer Schlaf, ohne diese wilden bunten Träume.
Er schloss seine Augen, um sie gleich wieder zu öffnen. Vielleicht war es gut, dass sie ihn geweckt hatte. Vielleicht hätten sie ihn gleich geholt. Die Träume.
»Schätzchen, ich hab hier Benedikts Mutter am Apparat. Du hast dich noch nicht bei ihr gemeldet. Sie möchte wissen, ob du morgen mitfahren möchtest, um Benedikt abzuholen.« Birthe Grümpert hielt ihm das Telefon entgegen.
Timo riss ihr das Mobilteil aus der Hand und presste es auf seine Bettdecke, damit die Frau am anderen Ende nicht hörte, was er sagte. »Ich will nicht, verdammt noch mal. Warum muss die immer anrufen? Sag … sag ihr einfach, dass ich krank bin.«
»Aber Schätzchen, ich verstehe nicht …«
»Mach einfach.« Timo drückte ihr das Telefon in die Hand, stand auf und verschwand im Bad.
»… ja, ich finde es auch schade, Frau Claasen. Und Timo auch«, hörte er die Stimme seiner Mutter auf dem Flur. »Wenn es ihm wieder besser geht, wird er Benedikt sofort besuchen. Er freut sich auf ihn.« Ihre Stimme wurde leiser, weil sie die Treppe hinunterging.
Freuen? Timo stieg aus seiner Boxershorts und kickte sie mit dem Fuß neben die Wäschetrommel. Er betrat die Duschkabine und drehte den Hebel der Armatur nach rechts. Als das eiskalte Wasser über Kopf und Körper prasselte, schüttelte er sich. Er musste sein Innenleben unbedingt in den Griff kriegen.
Zehn Minuten später saß er am Küchentisch und biss von dem Brötchen ab, das seine Mutter mit Salatblatt, Salami
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