Tod in Wacken (German Edition)
die auf die gleiche Art gestorben waren wie Tommy?
Ein ungutes Gefühl kam von ganz innen durch seinen Körper gekrochen und manifestierte sich in Gänsehaut und erneuten Bauchkrämpfen. Der Spruch von Jule zwei Tage zuvor kam ihm in den Sinn. »Sag mal, hast du eigentlich was ausgefressen? Tina hat gesagt, dass ein Andreas ausgerufen wurde.«
Und was war mit dem Zwilling von Conny, den er zu sehen geglaubt hatte? Was, wenn sie es doch selbst gewesen war? Dann hatte sie auf jeden Fall einen mehr als triftigen Grund gehabt, hier aufzutauchen.
Ein Brummen kam über seine Lippen. Vermutlich sah er nur Gespenster, hervorgerufen durch Tommys Tod und zu viel Alkohol. Aber das würde er jetzt klären. Er griff nach seinem Rucksack und stand auf. So schnell der Schlammweg es zuließ, ging er Richtung Zeltplatz.
Jule hatte ein Handy. Und damit würde er jetzt bei Conny in Hamburg anrufen.
* * *
Als Lyn und Hendrik in Wacken eintrafen, stand ein Pulk Menschen vor zwei hintereinander stehenden Polizeibussen an der Hauptstraße.
»Kein Notarztwagen mehr zu sehen«, sagte Lyn. »Also ist Schwedtke entweder transportfähig gewesen oder …« Sie beendete den Satz nicht.
»Hoffen wir das Beste«, sagte Hendrik. »Tot nützt er uns gar nichts. Wir wollen schließlich Antworten.«
Lyn musterte ihn von der Seite. »Ich hasse es, wenn du von Nutzen sprichst. Er ist ein Mensch. Ein Vater, der seine Tochter geliebt hat.«
Hendrik sah stur geradeaus. »Die kleine Wahlsen hat ihren Vater, dem er eine Kugel in den Kopf gejagt hat, auch geliebt.«
»Das ist mir bewusst. Ich mag es trotzdem nicht, wenn du so … so rational daherredest.«
Er schüttelte den Kopf und parkte direkt hinter dem letzten Polizeibus. »Er ist ein Mörder, Lyn. Und genau darum ist es mir wichtig, dass er lebt. Ich brauche Antworten.«
»Hoffen wir, dass sie hier ein Stück weit beantwortet werden«, seufzte Lyn mit Blick auf die Horde Menschen vor sich. Die Kollegen von der Schutzpolizei konnten auf jeden Fall Unterstützung bei den Befragungen der Zeugen gebrauchen.
»Ey, Policemans, gibt’s hier wenigstens Freibier, wenn wir schon hier abhängen müssen?«, grölte ein dickbauchiger Wacken-Fan mit freiem Oberkörper und Schottenrock Richtung Bus. »Macht gefälligst mal hinne da!«
Lyn blieb neben ihm stehen und versuchte, nicht auf seine Wampe zu starren, sondern heftete ihren Blick auf seinen tätowierten Glatzkopf. Die Versuchung, ihn an seinem zwanzig Zentimeter langen Spitzbart zu packen, war groß.
»Es heißt Police men und nicht Police mans «, sagte sie mit einem Lächeln. »Und wenn’s dir hier nicht gefällt, Stan Hardy, können wir deine Befragung gern ins Präsidium nach Itzehoe verlegen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drängte sie sich durch die Menge.
»Stan Hardy?« Hendrik war direkt hinter ihr. »Muss ich das verstehen?«
»Dick und Doof in einer Person … Dürfen wir mal? Danke.« Sie schob die letzten Leute zur Seite. »Hallo, Kollegen.«
Einer der Beamten im Bus kam heraus. »Schön, dass Sie da sind. Über mangelnde Zeugen können wir uns nicht beschweren, wie Sie sehen.«
»Was ist mit Werner Schwedtke?«, fragte Lyn. »Konnten die Ärzte ihn stabilisieren?«
Der Schutzpolizist nickte. »Die sind gerade weg.«
»Gibt es denn schon Erkenntnisse, warum Schwedtke Timo Grümpert bedrohte?«, fragte Hendrik. »Und wo hat das Ganze stattgefunden?«
»Ein Stück weiter vorn, direkt auf dem Gehweg. Ihr Kollege Salamand und die Kollegen von der Spusi sind schon bei der Arbeit. Zum Absperren sind wir gar nicht gekommen. Als wir eintrafen, fielen gerade die Schüsse der Kollegen. Das war hier ein Tohuwabohu, kann ich Ihnen sagen.« Er blickte um sich. »Viele der Umstehenden sind vor Panik einfach weggerannt. Dafür sind natürlich jede Menge Schaulustige dazugekommen. Von diesem Haufen Zeugen hier«, er deutete in die Menge, »sind wahrscheinlich nur fünf Prozent Augenzeugen.«
»Na, dann wollen wir mal, bevor das nächste Gewitter unsere Zeugen vertreibt«, sagte Hendrik mit Blick in den bedrohlich dunklen Himmel. »Habt ihr einen Vernehmungsprotokollblock für uns?«
Knapp zwei Stunden später saßen Lyn und Hendrik wieder im Polizeibus und verglichen die Angaben ihrer Zeugen mit denen der Kollegen.
»Werner Schwedtke und Timo Grümpert scheinen also tatsächlich zufällig aufeinandergetroffen zu sein«, stellte Hendrik nach dem Abgleich der Daten fest.
Der Beamte, der Timos Mutter informiert hatte, nickte. »Frau
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