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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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gleich gesagt‹-Blick einordnete. Unwillkürlich dachte sie an ein altes Ehepaar, denn genauso verhielten sich Graf und Gerkes manchmal. Nichtsdestotrotz waren die beiden brillant in der Recherche. Dierks schrieb das Wort Tatwaffe mit einem dicken roten Fragezeichen an das Flipchart, dahinter kritzelte er das Wort Herkunft? auf das Blatt und unterstrich die Frage. Darunter notierte er die Worte Betäubung und Chloroform .
    »Ist es möglich, dass es sich bei der Pistole um eine Waffe aus alten Bundeswehr-Beständen handelt?«, fragte Petersen.
    Sven Gerke studierte seine Aufzeichnungen, dann schüttelte er den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste«, murmelte er. »Jedenfalls steht die Bundeswehr nicht auf dieser Liste.«
    »Gut, danke.« Petersen wandte sich an Piet Johannsen. »Wie war das mit der Bekleidung? Sie stammt aus einer Husumer Hökerei?« Ab und zu benutzte er gern alte friesische Ausdrücke und rief damit ein Schmunzeln bei den Kollegen hervor.
    »Ja.« Der ältere Kollege nickte und blickte Petersen über den Rand seiner Brille hinweg an. Die fleischigen Hände hatte er auf der Tischplatte wie zum stillen Gebet gefaltet. Er orientierte sich kurz in seinen Aufzeichnungen. » DJ Müller , so ist der Name des Hauses.«
    Die Husumer Kollegen nickten verstehend. Es gab im Ort niemanden, der nicht schon einmal bei DJ Müller eingekauft hatte. Das traditionsreiche Kaufhaus gehörte beinah so zu Husum wie die Tine oder das Restaurantschiff im Binnenhafen.
    »Bei dem Pullover, dunkelblau in Baumwolle, Konfektionsgröße fünfzig, handelt es sich um Oceanlive , eine Hausmarke, die DJ Müller exklusiv bei einem seiner Lieferanten unter diesem Label einkauft. Wie man mir dort versicherte, kann man die Marke ausschließlich bei DJ Müller erwerben.«
    »Dann sollten wir da morgen mal hingehen und versuchen herauszufinden, wer einen solchen Pullover gekauft hat. Vielleicht bekommen wir so einen Hinweis«, dachte Petersen laut nach.
    Als sein Blick auf Wiebke fiel, nickte sie und schrieb DJ Müller – Pullover Hausmarke? auf den Spiralblock, den sie vor sich liegen hatte. Daneben notierte sie sich die restlichen Daten, die sie von Johannsen erfahren hatte.
    Dierks klopfte mit dem Knöchel seines rechten Zeigefingers wie ein Lehrer, der seine Schüler zur Ruhe ermahnen will, auf die Tischplatte. »Ich denke, dann war es das für heute.« Er lächelte die Kollegen an. »Danke euch erst mal. Morgen steht wieder ein harter Tag auf dem Programm, erholt euch also ein paar Stunden.«
     
    Auf dem Gang der Kriminalpolizei war Ruhe eingekehrt; die meisten Kollegen hatten sich nach dem Meeting schnell auf den Heimweg gemacht. Auch Wiebke war schon weg.
    Er hatte Zeit. Auf ihn wartete niemand zu Hause, und er wusste, dass ihm gleich wieder die Decke auf den Kopf fallen würde. Manchmal ging er an solchen Abenden in eine Kneipe, um sich zu betrinken. Einfach die Welt zu vergessen, von der er sich an manchen Tagen so im Stich gelassen fühlte, seitdem er von Heidi geschieden war. Sie hasste ihn bis aufs Blut und hatte sich einen gerissenen Anwalt genommen, der es immer wieder prächtig verstand, ihm auch das letzte Hemd – notfalls per Gerichtsbeschluss – auszuziehen. Im Nachhinein war Jan Petersen heilfroh, dass sie keine Kinder gehabt hatten, obwohl sie sich damals immer ein Kind gewünscht hatten. Es war irgendwie nie dazu gekommen. Und das war gut so.
    Das Einzige, was ihm geblieben war, war das kleine Haus an der Süderstraße. Husum war ein Ort der kurzen Wege, und so konnte er verschmerzen, dass er sich keinen eigenen Wagen leisten konnte. Vieles konnte er zu Fuß bewältigen oder mit dem gebrauchten Mountainbike, das er bei eBay ersteigert hatte. Doch heute zog es ihn nicht nach Hause, außerdem hatte er noch etwas Wichtiges vergessen.
    Petersen fing Piet Johannsen auf dem Flur der Polizeiinspektion ab. Piet hatte bereits die Jacke übergestreift und klimperte mit dem Wagenschlüssel. Unter den Arm hatte er sich einen dicken Aktenordner geklemmt.
    »Tschüss«, sagte er gut gelaunt, als er bei Petersen vorbeikam, der auf einer Fensterbank gehockt hatte.
    Nun rutschte Petersen herunter und hielt den Kollegen am Arm fest. »Piet, warte mal!«
    Johannsen wandte sich zu ihm um. »Noch was vergessen?« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter auf die verschlossene Tür des Besprechungszimmers, in dem eben die Versammlung stattgefunden hatte.
    »Sozusagen, ja.« Petersen grinste schief. Er griff in die Innentasche seiner

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