Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi
leben. Wiebke machte sich nichts vor: Sie hatte sich nach einer breiten Schulter zum Anlehnen gesehnt.
Und so ließ sie es zu, dass seine Lippen ihre berührten. Wie automatisch öffnete sie den Mund, und sie küssten sich. Wiebke versuchte ihr Gehirn auszuschalten und einfach den Moment zu genießen. Die körperliche Nähe, die ihr Tiedje bot, war Balsam auf ihrer geschundenen Seele und ließ sie die Einsamkeit der letzten Wochen fast vergessen. Es fühlte sich fast an, als wäre es nie anders gewesen und Tiedje immer noch der Mann an ihrer Seite.
Als er den Stoff ihres Shirts berührte, zuckte er zurück, und sie öffnete die Augen.
»Deine Klamotten sind ganz nass, du wirst dir den Tod holen.« Er nestelte an ihrer Kleidung herum; sie schob ihn nicht fort.
Sie nickte, biss sich auf die Unterlippe und verzichtete auf eine Antwort. Er zog ihr das leichte Sommershirt über den Kopf und betrachtete sie. »Fast hatte ich vergessen, wie schön du bist.«
»Du bist ein Idiot«, flüsterte sie mit geschlossenen Augen. Dass sie nur mit einer Hose und im BH vor ihm stand, machte ihr nichts aus. Tausendmal hatte er sie schon nackt gesehen, und sie wusste, wie sehr er ihre festen Brüste mochte.
Er legte eine Hand um ihre Taille und zog sie zu sich heran. Sie vergaßen die Welt um sich herum, und es gelang Wiebke sogar, den Fall zu vergessen, an dem sie gerade arbeitete. Es gab nur sie auf der Welt, und als sie sich voller Leidenschaft küssten, war sie bereit, ihm heute Nacht alles zu verzeihen, was er ihr angetan hatte.
Plötzlich hatte sie das Verlangen, mit ihm zu schlafen. Ohne Wenn und Aber, ohne ein Morgen.
Seine Hände schienen überall zu sein und jagten ihr einen angenehmen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Wiebke spürte, wie ihre Knie weich wurden, und wollte ihn gerade ins Schlafzimmer ziehen, als ihr Handy klingelte. Sie hatte es im Flur auf die Kommode gelegt, und das Vibrieren klang dumpf und bedrohlich in der Dunkelheit.
»Lass es klingeln«, bettelte er leise.
Wiebke nickte. Egal was geschehen war, es würde Zeit bis morgen haben. Jetzt war sie an der Reihe. Sie hatte lange genug zurückgesteckt und sich auf den Job konzentriert.
Während sie sich küssten, kam es Wiebke vor, als würde das Klingeln des Telefons von Mal zu Mal lauter werden. Sie versuchte das Geräusch zu ignorieren und nahm Tiedjes Hand. Vielleicht würde das Handy auch gleich durch das Vibrieren von der Kommode fallen und Ruhe einkehren.
Das Schlafzimmer lag unter einer Schräge, und auch hier drang kaum Licht durch die Dachfenster. Der Regen trommelte gegen die Scheiben, und bei diesem Wetter würde Wiebke keinen Hund vor die Türe schicken – Tiedje schon gar nicht. Er presste sie an den Türrahmen und löste den Verschluss ihres BHs. Sie ließ ihn gewähren und sog seine Nähe in sich auf, als wollte sie das Gefühl der Geborgenheit für alle Zeiten konservieren. Sanft streifte er ihr die schmalen Träger von den Schultern und ließ das Stück Stoff zu Boden gleiten. Er berührte sanft ihre Brüste, während er ihren Hals küsste.
Natürlich wusste er, dass es sie um den Verstand brachte, wenn er sanft an ihrem Hals knabberte. Wiebke seufzte leise auf. Das Klingeln des Telefons hielt an. Während Tiedje ihre Brüste liebkoste, fragte sie sich, wann endlich die verdammte Mailbox ansprang.
Damit setzte sich eine Kette von Gedanken in ihrem Kopf in Bewegung, und sie konnte Tiedjes Liebkosungen nicht mehr genießen. Er hatte seine Hände auf Wanderschaft geschickt. Sie glitten über ihren flachen Bauch abwärts und öffneten gerade den Knopf ihrer Jeans. Er machte sich an ihrem Reißverschluss zu schaffen und hatte im nächsten Moment den Bund ihres Slips zwischen Zeigefinger und Daumen. Die Hitze in ihrem Schoß verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
Und wenn es doch wichtig ist?
Sie lauschte dem Klingelton, der sich in ihrer Einbildung mahnender und fordernder anhörte als noch vor wenigen Sekunden. Wer auch immer anrief, er hatte eine lange Leitung. Und sie erinnerte sich daran, die Mailbox vor ein paar Tagen abgeschaltet zu haben.
Wiebke drängte Tiedje sanft aber bestimmt fort. Er blickte sie fragend an und seufzte. »Nein«, murmelte er. »Bitte geh nicht.« Enttäuschung lag in seinem Blick, und sie hasste sich dafür, nicht einfach loslassen zu können.
»Ich … ich kann das nicht«, flüsterte sie entschuldigend und brachte ein Lächeln zustande. Wiebke ließ ihn stehen und rannte zu der
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