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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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zusammen und verdrängte die Idee, die ihr gekommen war. Bente starrte ins Nichts und wartete darauf, dass das Klingeln aufhörte. Doch es hörte nicht auf. Sie richtete sich zitternd im Bett auf und blickte auf Ubbo hinunter. Er öffnete den Mund, schmatzte und brabbelte wie ein Säugling, anscheinend träumte er. Ubbo bekam nichts von dem mit, was hier geschah. Sah nicht, dass sie nicht schlafen konnte, weil sie ihr Leben unerträglich fand, und hörte nicht, dass das Telefon klingelte.
    Sie würde nicht abheben.
    Heute nicht.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis Stille einkehrte. Dennoch hämmerte das schrille Klingeln des alten Apparates im Flur in ihrem Kopf nach. Bente legte sich wieder hin und versuchte sich in der Decke einzukuscheln. Sie sehnte sich einfach nach ein wenig Wärme. Mehr nicht.
     
    Der Wind beutelte ihren alten Passat, als wolle er ihn von der Landstraße fegen. Wiebke umklammerte das Lenkrad fester und starrte in die Lichtlanzen, die dem Wagen vorauseilten. Die Scheibenwischer schrabbten über die Windschutzscheibe und hatten Mühe, mit den Wassermassen fertig zu werden. Die Gummis hinterließen Schlieren auf dem Glas und trübten die Sicht. Neue Wischerblätter waren längst überfällig.
    Schlecht gelaunt hatte sie sich drei Minuten nach dem Telefonat mit Petersen angezogen, den Regenmantel vom Haken genommen und war in die knallgelben Gummistiefel gestiegen, um das Haus zu verlassen. Der Duft der ausgepusteten Kerzen hatte in der Dachgeschosswohnung gehangen und sie an Weihnachten erinnert.
    Weihnachten … Wie würde das werden, ohne Tiedje?
    Wahrscheinlich würde sie das Fest der Liebe in diesem Jahr allein verbringen.
    Noch immer gab es keinen Strom; in Ostenfeld war sogar die Straßenbeleuchtung ausgefallen.
    Aus den Lautsprechern drang die leise Musik des Autoradios, und der übermäßig gut gelaunte Moderator nervte Wiebke. Sie schaltete es aus und lauschte dem dumpfen Brummen des kaputten Radlagers hinten rechts. Höchste Zeit für einen Werkstattaufenthalt. Doch der Wagen war es nicht, der ihr Sorgen bereitete. Ihr ging die Sache mit Tiedje nicht aus dem Kopf. Er war wieder in ihrem Leben aufgetaucht und glaubte dort weitermachen zu können, wo er aus ihrem Leben verschwunden war. Zorn ergriff sie. Was bildete er sich eigentlich ein?
    Er hatte ihre Situation ausgenutzt. Sie hatte sich einsam gefühlt und mit ihm Mitleid gehabt, als er mitten in der Nacht vor ihrem Haus gestanden hatte. Er war betrunken gewesen, und sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn fortzuschicken. Den Rest konnte sie sich selber nicht erklären. Womöglich war es sogar gut, dass Petersen sie im rechten Augenblick angerufen hatte.
    Wiebke verdrängte den Gedanken an ihren Exfreund und versuchte, sich auf den Fall zu konzentrieren, während sie den Ortseingang von Husum erreichte. Die meisten Fenster der bunten Häuser waren bereits dunkel, und die Villen in der Adolf-Menge-Straße wirkten verlassen. Als sie sich nach links auf die Straße Osterende einordnete, musste sie die Vorfahrt eines Taxis abwarten, das im Schneckentempo auf Husum zurollte.
    Es hatte also eine Explosion auf Nordstrand gegeben, bei der das Möwennest in die Luft geflogen war. Ob es Verletzte oder gar Tote gegeben hatte, stand nicht fest, war aber unwahrscheinlich, da Wiebke wusste, dass Bente Harmsen das Bistro nur tagsüber öffnete. Auch über die Ursache der Explosion konnte man noch nichts sagen. Für Wiebke lag es auf der Hand, dass es einen Zusammenhang mit dem Fund des Toten im Bistro gab, nur suchte sie vergeblich nach dem Ende der beiden Fäden, um sie miteinander zu verknüpfen.
    Inzwischen hatte sie die graue Stadt am Meer in nordwestlicher Richtung verlassen. Hier waren die Bürgersteige längst hochgeklappt, und Nordfriesland kam Wiebke in dieser regnerischen Nacht besonders einsam und verlassen vor. Sie passierte das Ortsausgangsschild und glaubte, die menschliche Zivilisation hinter sich zurückzulassen. Sie fuhr geradewegs in das Nichts und sie hatte Schwierigkeiten, den alten Passat auf der Straße zu halten. Immer wieder wurde der Wagen von Windböen erfasst und schaukelte bedenklich. Das Gebläse lief auf höchster Stufe, trotzdem beschlugen die Scheiben. Der schwarze Himmel schien mit der Erde zu verwachsen. Ihre Augen brannten, und am liebsten wäre Wiebke einfach umgekehrt, um ins Bett zu kriechen. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen.
    Bente Harmsen hatte ein Verhältnis mit einem Mann gehabt, den sie morgens

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