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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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nicht.«
    »Und jetzt ist sie am Bistro?«
    »Ich habe keine Ahnung, wo sie sich rumtreibt«, murmelte Harmsen. »Ich habe keine Ahnung. Versuchen Sie es am Elisabeth-Sophien-Koog. Vielleicht steht sie heulend vor den Trümmern des Bistros, ich weiß es wirklich nicht. Und nun gehen Sie bitte. Ich möchte alleine sein.«
    Weder Wiebke noch Petersen hatten Einwände, und so verließen sie das Haus. Harmsen wollte sie zur Tür bringen, doch Wiebke lehnte dankend ab. Sie fanden auch allein hinaus. Als sie an die frische Luft traten, atmete Wiebke ein paarmal tief durch.
    »Sie hat Narrenfreiheit«, bemerkte sie, als sie sich in den Wagen setzten.
    »Was meinst du?« Petersen startete den Motor und lenkte den Dienstwagen vom Hofgelände.
    »Bente Harmsen ist nicht das Unschuldslamm, das sie uns vorspielt. Natürlich befindet sie sich in einer Opferrolle, aber sie versteht auch, ihren Nutzen daraus zu ziehen.«
    »Du sprichst in Rätseln.«
    »Kapierst du denn nicht, Jan?« Wiebke schüttelte den Kopf. »Natürlich führt sie an der Seite eines betrunkenen und mittellosen Bauern eigentlich ein Scheißleben, weitab vom Rummel der Stadt. Sie ist aber sehr eitel und fühlt sich zu jung, um mit diesem Leben zufrieden zu sein. Also sucht sie nach Abwechslung. Sie sehnt sich nach Aufregung und beginnt eine Affäre mit unserem Toten, mit Klaus Georgs – oder wer immer er auch im wahren Leben war. Beruflich sieht sie ihre Herausforderung im Bistro. Sie haben bestimmt ewig mit den Banken verhandelt, um den Kredit für das Möwennest zu bekommen. Ich bin auf die Schufa-Auskunft der beiden gespannt. Das Bistro stemmt sie, auch wenn sie sich ständig über ihren stinkend faulen Ehemann beschwert, und ist eigentlich gar nicht unglücklich mit ihrer Situation. Schließlich sieht sie Ubbo den halben Tag nicht, und in der anderen Hälfte ist er betrunken und schläft seinen Rausch aus. Sie hat also ihre Freiheit. Das Blatt wendet sich, als Klaus Georgs sich Hoffnungen auf ein gemeinsames Leben macht. Wie langweilig wäre es denn, wenn die beiden sich jeden Tag von morgens bis abends sehen könnten? Der Kick des Verbotenen und des Unmoralischen würde sich in nichts auflösen. Und die Freiheit hätte sie auch verloren, denn Klaus Georgs trank wahrscheinlich nicht, so wie es Harmsen tut. Er hat sie geliebt und verehrt, den Eindruck hatte ich aus den bisherigen Gesprächen. Aber ihr wurde das zu viel – und warum?« Wiebke blickte zu Petersen hinüber, der sich auf die Straße konzentrierte, die Backen aufblies wie ein Frosch und schließlich die Schultern zuckte.
    »Um nichts in der Welt hätte Bente Harmsen ihre so lieb gewonnene Freiheit aufgegeben. Obwohl sie sich beklagt, wie schlecht ihr Mann sie behandelt, ist sie mit dem, was sie hat, zufrieden, also auch mit dem Umstand, dass sie viel Zeit für sich hat.«
    »Sie sind selbstständig«, erinnerte Petersen sie. »Und da hat man nicht viel Zeit für sich selbst. Meine Exfrau war auch mal selbstständig. Wir hatten ein kleines Souvenirgeschäft am Binnenhafen. Das lief nicht so gut, obwohl uns die Touristen jeden Tag die Bude eingerannt haben. Viele kamen nur zum Gucken, einige haben sogar gestohlen. Sieben Tage war der verdammte Laden offen, der Umsatz reichte kaum, um über die Runden zu kommen, und Freizeit, geschweige denn Urlaub, war undenkbar für uns.«
    Wiebke war erstaunt, wie viel Petersen ihr aus seinem Privatleben anvertraute. Bisher wusste sie nur, dass er geschieden war und seine Exfrau ihn bis auf das letzte Hemd auszuziehen versuchte. Nun kannte sie einen Grund, weshalb die Ehe der beiden schiefgelaufen war.
    Sie zögerte ein wenig, bevor sie fortfuhr: »Dennoch hat sie die kleinen Ausflüchte ins Abenteuer geliebt. Das alles wäre aber kein Abenteuer mehr gewesen, wenn sie Ubbo verlassen und zu Klaus Georgs gegangen wäre. Dort hätte sich schon bald der triste Alltag eingeschlichen, und für Bente wäre es uninteressant geworden.«
    »Aber er hat sich nicht damit abgefunden, dass sie ihn abserviert hat.« Langsam ahnte Jan Petersen, worauf Wiebke hinauswollte. Draußen flog die Landschaft an ihnen vorüber, und sie passierten Wiesen, auf denen Schafherden weideten.
    »Sie fühlte sich in die Enge getrieben und zog die Konsequenz.«
    Petersens Wangenknochen mahlten. Er bremste den Wagen und wendete. Mit durchdrehenden Reifen fuhr er zurück zum Hof der Harmsens.
    »Was hast du vor?«
    »Ich will wissen, wo Harmsen die Waffe hat.«
    »Im Idealfall eine

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