Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
auf, während er von Wiebke gesichert wurde.
    Als er, von dem aufgebrachten Hund abgesehen, nichts Auffälliges entdecken konnte, gab er Wiebke ein Handzeichen. Sie setzte einen Fuß in die Diele. Die Wohnzimmertür war nur angelehnt. Wieder ließ sich Jan Petersen von seiner Kollegin absichern, trat die Tür auf, die an die dahinterliegende Wand schlug und zurückpendelte. Mit einem weit ausholenden Schritt war er im Raum. Gleichzeitig zerquetschte er einen Fluch auf den Lippen.
    Sie hatten solche Situationen schon mehrmals in Seminaren geübt, aber dies war keine Übung, sondern Realität. Jederzeit mussten sie damit rechnen, einem potentiellen und bewaffneten Mörder gegenüberzustehen. Wiebke erwischte sich bei der Frage, ob das, was sie auf der Polizeischule gelernt hatte, auch in einer derartigen Situation angebracht war. Die Tatsache, dass sie sich exakt an die gelernten Dienstvorschriften hielt, beruhigte sie nur geringfügig.
    »Ich habe es geahnt«, murmelte er und ließ die Waffe sinken. »Ich wusste es einfach.«
    Wiebke betrat das Zimmer und sah auf den ersten Blick, was geschehen war. Von Ubbo Harmsen hatten sie nichts mehr zu befürchten. Er hatte doch kein Gewehr besessen, wie Petersen es vermutet hatte: Die Pistole, mit der er vor langer Zeit bei der Bundeswehr Dienst geschoben hatte, war anscheinend wieder aufgetaucht. Sie lag in seiner rechten Hand. Ein Finger krümmte sich um den Abzug. Ubbo Harmsen saß in zusammengesunkener Haltung auf seinem verschlissenen Sessel und blickte ihnen aus leblosen Augen entgegen. An seiner Schläfe klaffte ein tiefrotes Loch, aus dem Blut sickerte.
     
     
     
    Achtzehn
     
    »Seid mir nicht böse, ich kann euch gut leiden, aber für meinen Geschmack sehen wir uns in den letzten Tagen etwas zu oft.« Piet Johannsen zwinkerte hinter den dünnen Gläsern seiner Nickelbrille und fuhr sich durch das schlohweiße Haar.
    Wiebke fragte sich, was geschehen musste, damit diesem alten Hasen das Lachen verging. Ihr war beim Anblick des toten Ubbo Harmsen das Herz in die Hose gerutscht, und sie hatte sich von dem Schrecken noch immer nicht erholt. An Petersens Seite stand sie draußen auf dem Hof und tat etwas, was sie schon seit ihrer Abifeier nicht mehr getan hatte: Sie rauchte. Petersen hatte sie schief angeschaut, als sie ihn um eine Zigarette gebeten hatte. Aber er hatte sich einen Kommentar erspart und ihr die ganze Schachtel gereicht, um ihr anschließend in der hohlen Hand Feuer zu geben. Nun standen sie rauchend vor dem Haus der Harmsens.
    Der Notarzt war als Erster eingetroffen. Er hatte einen nicht natürlichen Tod im Totenschein angekreuzt und war recht schnell wieder verschwunden. Den Todeszeitpunkt hatte er nicht bestimmen müssen, denn Harmsen konnte höchstens seit vierzig Minuten tot sein. So viel Zeit war zwischen dem Verlassen und der Rückkehr zum Hof der Harmsens von Wiebke und Petersen vergangen. Sie hatten ihn aller Wahrscheinlichkeit nach zuletzt lebend gesehen.
    »Quatsch nicht, mach deinen Job«, brummte Petersen an Johannsen gewandt und nahm einen tiefen Zug.
    »Ich habe eine Nachricht für einen gewissen Jan Petersen«, raunte Piet Johannsen ihm grinsend zu.
    »Lass dir nicht die Popel einzeln aus der Nase ziehen«, brauste Petersen auf.
    »Die DNA in Klaus Georgs’ Wohnung ist identisch mit der in dem Kamm, den du mir gegeben hast. Auch wenn das Ding vor Gericht nicht verwertbar ist.«
    »Ich weiß es doch«, stöhnte Jan.
    »Aber wie kommst du an seinen Kamm?«
    »Wieso an seinen Kamm?« Jan Petersen verstand nicht, worauf der Kollege der Spurensicherung hinauswollte.
    »Die Haare stammen einwandfrei von Klaus Georgs, oder wie immer er geheißen hat. Danke übrigens, dass ich das so schnell und unbürokratisch rausgefunden habe.«
    »Jo, Mann, dank dir! Moment … es war ihr Kamm, der von Bente Harmsen, mein ich.« Jan Petersen machte einen letzten Zug an seiner Zigarette, bevor er sie in einer der zahlreichen Pfützen versenkte.
    »Quatsch.« Johannsen tippte sich an die Schläfe. »Halt mich doch nicht für blöd, mien Jung. Der Kamm ist von unserem Toten. Wo hast du ihn her?«
    »Berufsgeheimnis.« Petersen hatte seine Fassung im letzten Moment zurückgefunden und setzte ein Pokerface auf.
    »Mir auch egal. Jetzt schuldest du mir auf jeden Fall einen Gefallen.« Johannsen schlüpfte in seinen weißen Overall und verschwand im Haus.
    »Wart mal«, rief Petersen ihm hinterher. Es dauerte nicht lange, und Johannsens rundes Gesicht tauchte noch

Weitere Kostenlose Bücher