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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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zurückrufst«, meldete sich Jan Petersen. Er klang genervt, und automatisch fragte sich Wiebke, ob das mit ihrem Alleingang in Zusammenhang stand. »Du kannst Feierabend machen, Wiebke. Wir sind den Fall los.«
    »Wir sind – was?« Wiebke glaubte sich verhört zu haben. Dennoch kannte sie Petersens friesischen Humor gut genug, um zu wissen, dass er in diesem Augenblick nicht scherzte.
    »Dierks ist gerade in unser Büro gestürmt und hat das sofortige Einstellen aller Ermittlungen angeordnet.«
    »Spinnt der?« Wiebke trommelte nervös auf dem Lenkradkranz herum.
    Am anderen Ende der Leitung hörte sie Petersen seufzen. »Ich weiß es nicht. Einerseits haben wir unsere Täterin, andererseits bin ich mir nicht darüber im Klaren, was die Aktion hier soll. Dierks hat verlangt, ihm alle Berichte und Unterlagen sowie das Einsatztagebuch auszuhändigen. So habe ich ihn noch nie erlebt.«
    »Da stimmt doch was nicht.«
    »Anordnung von ganz oben – hat Dierks genau so gesagt, Mädchen. Also sollten wir uns an die Regeln halten. Die Sache wird heiß, und ich habe keine Lust, mir daran die Finger zu verbrennen, Wiebke.«
    Sie spürte, dass er ähnlich wie sie darüber dachte. Irgendjemand zog aus dem Hintergrund die Fäden, und das war ein Umstand, der ihr überhaupt nicht behagte. Sie war Polizistin geworden, um Verbrechen aufzuklären. Nicht, um sich im entscheidenden Moment alles aus der Hand nehmen zu lassen. Sie konnte nicht verstehen, dass sich Matthias Dierks unterbuttern ließ und sein Team zurückpfiff.
    »Wir durften die Drecksarbeit machen und müssen jetzt feststellen, dass wir uns die ganze Mühe auch hätten sparen können«, schimpfte sie.
    »Wir haben Bente Harmsen als Mörderin überführt.«
    »Sie ist ein Bauernopfer«, entgegnete Wiebke. »Auch wenn wir ihre Fingerabdrücke an Harmsens Waffe gefunden haben – er selber hat gesagt, dass die Pistole in seinem Nachtschrank lag. Sie war zugänglich für Bente Harmsen, und es könnte tausend Gründe geben, weshalb sie die Waffe in der Hand hatte. Was ist überhaupt mit dem Obduktionsbericht von Ubbo Harmsen?«
    »Steht aus. Und wir werden ihn jetzt sowieso nicht mehr zu sehen bekommen.« Petersen schnaubte wütend. Wiebke hörte, dass sich im Büro etwas tat. Jemand war eingetreten und flüsterte Petersen etwas zu.
    »Du«, sagte er dann. »Ich muss Schluss machen. Bente Harmsen hat nach uns gefragt. Ich werde sie in der Zelle besuchen und sehen, was sie mir zu sagen hat.«
    »Halt mich auf dem Laufenden!«
    »Selbstredend. Und – Wiebke?«
    »Was?«
    »Keine Alleingänge!« Petersen legte auf, und Wiebke hielt das Telefon noch eine Zeit lang in der Hand.
    Es passte ihr überhaupt nicht, dass Dierks den Stopp der Ermittlungen angeordnet hatte. Aber sie hatte einen letzten Trumpf im Ärmel: Die Unterlagen, die im Zusammenhang mit den Vergewaltigungen standen, hatte sie sich kopiert. Die Mappe lag nun auf dem Rücksitz ihres Autos. Ein Fünkchen Hoffnung keimte in ihr auf, als sie den Motor startete und sich in den fließenden Verkehr einordnete.
    Der Weg führte über eine gut ausgebaute Landstraße über Schwabstedt, Lehmsiek, Winnert und Osterwinnert nach Ostenfeld. Hinter Winnert zuckelte sie gemächlich hinter einem Traktor her, den sie nicht überholen konnte, da die Straße schlecht einsehbar war. Doch sie nutzte das gemütliche Dahinrollen zum Nachdenken.
    Zweiundzwanzig
     
    Er fand es immer wieder bedrückend. Auch wenn es seine Aufgabe als Polizist war, Menschen hinter Gitter zu bringen, so hasste er den Block mit den Zellen. Petersen wollte es schnell hinter sich bringen. Er hatte Bente Harmsen in eines der Verhörzimmer bringen lassen. Sie sah schlecht aus, was aber auch am matten Schein der Deckenlampe in dem fensterlosen Raum liegen konnte. Auf dem Weg nach unten hatte sich Petersen mit einem Automatenkaffee versorgt, um die aufkommende Müdigkeit zu verdrängen. Mit dem Becher zwischen Daumen und Zeigefinger setzte er sich an den Tisch und betrachtete Bente Harmsen. Tiefe dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Das Gesicht wirkte starr wie eine Maske, und sie hatte die Hände wie zum Gebet gefaltet. Mit regungsloser Miene stierte sie auf die Tischplatte. Nun ruckte ihr Kopf mit einer mechanischen Bewegung hoch.
    »Ich möchte eine Aussage machen«, bemerkte sie leise. Ihre Stimme klang brüchig wie die einer alten Frau. Sie hatte viel verloren in den letzten Tagen, und im Grunde stand diese Frau vor dem Nichts.
    »Möchten Sie darüber nicht

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