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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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zunächst mit Ihrem Anwalt sprechen?« Er lächelte.
    »Nein.« Bente Harmsen schüttelte den Kopf. »Darf ich hier rauchen?«
    Anstatt einer Antwort zog Petersen seine zerknautschte Zigarettenpackung aus der Tasche und hielt sie ihr hin. Bente Harmsens Finger zitterten, als sie sich eine Zigarette aus der Schachtel nahm. Er gab ihr Feuer, dann steckte er sich auch eine an. Sie pafften minutenlang den Rauch an die Zimmerdecke. Petersen interessierte es in Situationen wie dieser nicht, dass in den Dienstgebäuden der Polizei ein Rauchverbot galt. Er schüttete den Rest Kaffee in sich hinein und stellte den Plastikbecher zwischen sie auf den Tisch. Nach einem tiefen Zug an der Zigarette klopfte er mit dem rechten Zeigefinger die Asche in den Becher.
    »Ich habe ihn nicht umgebracht.« Sie blickte ihn flehentlich an.
    »Wen? Klaus Georgs?«
    »Klaus … nein, den natürlich auch nicht. Ich habe mich von ihm getrennt, aber das wissen Sie bereits. Ich hatte keinen Grund, ihn zu töten.« Sie legte eine Pause ein, zog an der Zigarette und formte mit den ungeschminkten, spröden Lippen kleine Rauchkringel. »Ich rede von Ubbo. Er war ein faules Schwein, aber auch das wissen Sie. Unsere Ehe war nicht glücklich, aber ich hätte ihn niemals umbringen können, verstehen Sie das?« Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt. »Niemals«, wiederholte sie kaum hörbar. »Es war mir ein Grauen zu wissen, dass er die verdammte Pistole im Nachtschrank hatte. Ich hasse Waffen, kann sie kaum anfassen.«
    »Aber am Lauf der Pistole sind Ihre Fingerabdrücke gefunden worden«, entgegnete Petersen schmauchend.
    »Deshalb wollte ich ja mit Ihnen sprechen.« Als sie an der Zigarette zog, sah Petersen, dass sie am ganzen Leib zitterte. »Ich wollte mir das hier alles ersparen. Die Situation war aussichtslos, unsere finanzielle Situation genauso wie unsere Ehe. Mich hat in den letzten Tagen der Mut verlassen und ich habe mich schon zigmal gefragt, ob es richtig war, dass ich mich von Klaus Georgs getrennt habe. Vielleicht wären wir ein gutes Paar geworden, ein glückliches Paar.« Ein zaghaftes Lächeln huschte um ihre Mundwinkel. »Vielleicht wäre ich im entscheidenden Augenblick an seiner Seite gewesen und hätte den Mord verhindern können – ich weiß es nicht. Aber das alles sind zu viele Wenns und Abers, sicherlich langweile ich Sie als Polizist damit. Für Sie sind die Fakten ausschlaggebend.«
    Petersen nickte stumm und ließ sie ausreden.
    »Ich will Ihre Zeit nicht länger als nötig in Anspruch nehmen, andererseits möchte ich nicht als Mörderin verurteilt werden, deshalb mache ich es kurz: Ich hatte vor, mir nach all dem, was in den letzten Wochen passiert ist, das Leben zu nehmen.« Sie rauchte und blickte ins Leere. Als sie den Kopf hob und Petersen unsicher anlächelte, fügte sie hinzu: »Nun ist es raus. Ich hatte vor, einen Schlussstrich zu ziehen. Mein Leben erschien mir so sinnlos. Deshalb habe ich meine Abscheu vor der Pistole überwunden und sie mir aus dem Nachtschrank genommen. Deshalb war sie nicht an ihrem Platz, als Ubbo sie Ihnen zeigen wollte. Die Pistole steckte in meiner Jackentasche, und ich bin nachts los, um mich umzubringen. Ein Schuss, ein Schmerz, dann ist alles vorbei. Ich hatte mich zu diesem Entschluss durchgerungen. Doch es kam anders, den Rest der Geschichte kennen Sie.«
    »Wer sagt mir, dass Sie die Wahrheit sagen?«, wagte Petersen einen Einwurf. Er warf den Zigarettenstummel in den Becher. Die Glut zischte kurz auf, als sie mit dem Rest der braunen Automatenbrühe in Verbindung kam.
    »Wo sollte ich nachts gewesen sein?« Sie lachte auf und schüttelte den Kopf. Eine Strähne hatte sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und hing ihr in die Stirn. Sie klemmte sie hinters Ohr. »Nein, ich hatte nichts Böses vor. Im Gegenteil: Ich wollte niemandem mehr im Wege stehen.«
    »Das wollte Ihr Mann wohl auch nicht.«
    »Aber ich habe es einfach nicht geschafft. Ich hatte die Mündung schon im Mund, den Finger am Abzug. Es gibt eine Stelle am Elisabeth-Sophien-Koog, von dort aus kann man das Meer sehen. Eine schöne Stelle, um zu sterben. Tagsüber halten die Touristen dort an, um die Landschaft zu fotografieren. Der Parkplatz ist auf dem Deich, in unmittelbarer Nähe zum Möwennest . Dort saß ich also ganz allein im Auto, in dem Auto, das Ubbo hätte reparieren sollen, weil es schon seit Wochen zickt. Er hat mich einfach immer hängen lassen. Aber ich schweife ab. Ich saß im Auto, blickte auf das

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