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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Qualen die Frauen und Mädchen durchlitten hatten, war in einem sachlichen Behördendeutsch niedergeschrieben, doch das, was die Frauen durchlebt hatten, ließ sich wohl kaum in Worte fassen.
    Das Telefon auf der Waschmaschine klingelte. Sie legte den Ordner auf das Brett, das quer über der Wanne lag, und angelte danach. Das Display zeigte einen Anruf mit unterdrückter Rufnummer.
    »Hallo?«, meldete sie sich daher ohne Namen.
    »Spreche ich mit Wiebke Ulbricht?« Ein Mann, das Alter war schwer einzuschätzen. Er klang, als sei er Widerspruch nicht gewohnt und würde ihn auch nicht tolerieren.
    »Ja, mit wem spreche ich?« Wiebkes Kopfhaut zog sich zusammen.
    »Das tut nichts zur Sache. Ich weiß, dass Sie im Mord an Robert Michels ermitteln.« Das rollende R war markant. Wahrscheinlich handelte es sich bei dem Anrufer um einen Bayern – oder um einen Franken, die sich nicht zu Bayern zählen wollten. Das rollende R hatten jedoch beide gemeinsam.
    »Ich kenne keinen Robert Michels«, erwiderte Wiebke energisch. Ihr war nicht zum Scherzen zumute.
    Der Anrufer lachte leise. »Natürlich kennen Sie ihn. Er ist der Tote im Strandkorb.«
    Wiebke schluckte trocken.
    »Sie kennen ihn wahrscheinlich als Klaus Georgs. Das war sein Name im bürgerlichen Leben. Ich kann Ihnen die Informationen geben, die Sie zur Lösung des Falles benötigen.«
    »Ich arbeite nicht mehr an dem Fall«, erwiderte Wiebke vorsichtig.
    »Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern, dass sich das BKA in die Sache eingeschaltet hat. Den Leuten in Wiesbaden ist die Sache einfach zu heiß. Einmal die falschen Informationen an den falschen Sachbearbeiter, und schon hätte unser schönes Land einen handfesten Skandal. Ich halte Sie für eine gute Polizistin und ich halte Sie für aufrichtig und intelligent genug, um mit eben diesen Informationen verantwortungsvoll umzugehen.«
    »Wer sind Sie und weshalb sollten Sie mir Informationen geben?«
    Der Anrufer lachte wieder, diesmal klang verhaltener Spott in seiner Stimme mit. »Ich war im weitesten Sinne ein Kollege von Robert Michels. Und mir ist daran gelegen, dass die Sache endlich abgeschlossen werden kann. Warum, erzähle ich Ihnen bei einem Treffen.«
    »Wann und wo?« Wiebke setzte alles auf eine Karte. Vielleicht tappte sie in eine Falle. Dierks hatte die Ermittlungen einstellen lassen, und womöglich hatte der geheimnisvolle Anrufer recht und der Fall lag jetzt beim Bundeskriminalamt. Ihr kriminalistischer Spürsinn erwachte wieder.
    »Noch heute, denn schon morgen werde ich das Land verlassen. Die Luft ist mir hier zu dünn geworden, und ich möchte nicht aus Deutschland verschwinden, bevor ich die Sache zu Ende gebracht habe.«
    Wiebke schielte auf die Uhr an der Wand. Es war bereits nach einundzwanzig Uhr, und eigentlich hatte sie ja vorgehabt, heute Abend zu Hause zu bleiben. Andererseits würde sie den Fall undercover beenden, wenn es sein musste. Das war sie den misshandelten Frauen einfach schuldig. Sie sollten wissen, dass Klaus Georgs alias Robert Michels tot war und wer ihn ermordet hatte. »Nennen Sie Ort und Zeit, und ich werde kommen.«
     
     
     
     
    Dreiundzwanzig
     
    Da sie nicht mehr zur Polizeidirektion fahren wollte, um den Dienstwagen vom Hof zu holen, war sie mit dem Privatwagen ins gut fünfunddreißig Kilometer entfernte Schleswig gefahren. Die Riesenpizza aus dem Rialto in Mildstedt lag ihr noch immer schwer im Magen. Nachdem Wiebke den Passat im Parkhaus an der Fußgängerzone abgestellt hatte, überquerte sie eine Fußgängerampel an der Plessenstraße, dann den Stadtweg am Lornsengang, und schließlich stand sie vor dem Bistro Alvin . Drinnen verbreiteten Kerzen auf den Tischen einen anheimelnden Lichtschein. Keiner der Passanten beachtete die junge Kommissarin, die unschlüssig an der Ecke mit dem Zeitschriftenladen am Kornmarkt stand und zögerte. Dann gab Wiebke sich einen Ruck und öffnete die gläserne Eingangstür unter dem Logo einer Brauerei.
    Ein Glöckchen ertönte, und der gestriegelte Typ hinter der Bar, der anscheinend den Weltrekord im Gläserpolieren aufstellte, nickte ihr stumm zu. Vielleicht täuschte Wiebke sich, aber sie glaubte, seine lüsternen Blicke auf ihrem Körper spüren zu können. Sie ignorierte den Barkeeper und suchte nach ihrer Verabredung, als sich an einem der hinteren Tische eine Hand hob.
    »Hier bin ich«, rief er lächelnd. Da war es wieder, das rollende R.
    Wiebkes Miene erhellte sich, und gleichzeitig wuchs ihre innere

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