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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Schmarrn.»
    «Hast du mich gerade geduzt?», fragte Emilio mit Sinn für das Wesentliche.
    «Ja, aber ein Bussl gibt’s koans», entschied sie.
    «Schade. Dann bleiben wir besser beim förmlichen Sie.» Er sah ihr über die Schulter. «Knödel?»
    «Ja, Knedl. Auf Hochdeutsch: Spinatknödel. Du meinst das nicht im Ernst, oder?»
    «Doch», insistierte Emilio.
    Der Kuss kam so überraschend, dass er ihn erst registrierte, als er schon vorbei war.
    «So, jetzt sind wir beim Du», stellte sie grinsend fest. «Machst bitte einen Wein auf.»
    Er entkorkte die bereitstehende Flasche, einen relativ jungen Blauburgunder von Phinas Weingut. Nach einer kurzen Probe im Glas fand er, dass der Wein noch etwas Luft brauchte, um sich zu entwickeln. Phina stimmte zu, verwies aber darauf, dass die Spinatknödel schon in fünfzehn Minuten fertig wären.
    «Kein Problem», sagte er. «Darf ich den Küchenmixer benutzen?»
    «Wozu?»
    Schon leerte Emilio die Flasche in die Maschine.
    «Bist du verrückt?», schrie Phina. «Mein schöner Blauburgunder.»
    «Ich habe das in einem amerikanischen Weinmagazin gelesen», sagte Emilio. «Ich wollte das immer schon mal ausprobieren. Die Amis nennen die Methode Hyperdecanting . Das Schlagen im Mixer soll besser sein als jedes Dekantieren mit der Karaffe.»
    «Das ist Folter!», jammerte Phina.
    Emilio schaltete den Mixer ein, die scharfen Klingen rotierten auf der höchsten Stufe. «Dreißig Sekunden sollten reichen. Geht natürlich nur bei jungem Wein.»
    «Oh mein Gott.»
    «Wir müssen dann nur noch warten, bis der Schaum weg ist. Mit etwas Glück ist der Wein gleichzeitig mit den Spinatknödeln fertig.»
    «Können wir uns bitte wieder siezen?»
    «Nein», entschied Emilio. «Das Bussi ist rechtskräftig und unumkehrbar.»
    ***
    Eine halbe Stunde später saßen sie zufrieden am Küchentisch. Phina hatte die Spinatknödel vor dem Servieren mit brauner Butter begossen und mit geriebenem Parmesan und Schnittlauch bestreut. Sie hatte ihm auch das Rezept verraten: Schalotten und Knoblauch kleinhacken, in Butter anschwitzen, Spinat kurz in Salzwasser kochen, gut abtropfen lassen und kleinschneiden. Knödelbrot mit den angeschwitzten Schalotten und dem Knoblauch mischen, dazu der Spinat, Eier, geriebener Almkäse, Mehl, warme Milch, Salz, Pfeffer, Muskatnuss … Zu Phinas großer Verwunderung hatte der Blauburgunder die Tortur überstanden und präsentierte sich von seiner besten Seite. Was nach ihrer Überzeugung nicht am Dekantieren im Küchenmixer lag, sondern einzig und allein an der Qualität ihres Weines, der eben auch solche Brachialmethoden verkraftete. Sie sprachen über unverfängliche Themen, kamen sich wieder einmal ein Stück näher, hielten aber dennoch eine gewisse Distanz. Bei Phina geschah dies aus Angst vor dem eigenen Mut. Emilio dagegen kämpfte mit einer Müdigkeit, die ihm fast schon peinlich war. Und so wurde aus dem Abend nicht mehr als ein nettes Zusammensein. Phina ärgerte sich später über ihre Passivität und erinnerte sich an ihre Vorsätze aus der vergangenen, schlaflosen Nacht. Emilio kroch derweil gähnend ins Bett und dachte, dass es gut wäre, wenn man die Methode des Hyperdekantierens auch zur Belüftung unreifer Beziehungen anwenden könnte.

[zur Inhaltsübersicht]
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    Das Problem beim Vorsatz, jemanden krankenhausreif zu verprügeln, bestand darin, dass man ihn erst finden musste. Marco hatte keine Ahnung, wo sich der Baron herumtrieb, wo er in Südtirol wohnte und mit wem er sich traf. Das war ausgesprochen ärgerlich, denn er wollte den Mann mit dem Gehstock sobald wie möglich aus dem Verkehr ziehen. Wenn sein Verdacht stimmte und der Privatschnüffler für Puttmenger arbeitete, woran Marco keinen Zweifel hatte, dann konnte er ihn bei der nächsten Geldübergabe so wenig brauchen wie ein Furunkel am Hintern. Der Mann musste weg, so einfach war das. Er störte seine Pläne. Am größten war die Chance vor Puttmengers Villa, dort hatte er ihn immerhin das erste und bislang einzige Mal gesehen. Sah man einmal von der Quästur in Bozen ab, aber dort würde er sich bestimmt nicht auf die Lauer legen. Er konnte auch nicht den Tag damit verbringen, auf einem Hügel unter einem Apfelbaum zu sitzen und blöde auf ein Haus zu starren. Er hatte Wichtigeres zu tun. Während des Tages war der Professor in der Klinik, überlegte Marco, vielleicht traf er sich dort mit dem Baron? Möglich, aber unwahrscheinlich. Er wollte vermutlich nicht mit dem Mann gesehen werden

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