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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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schon?«
    »Und Boyens?«
    »Hat ihr den Hals zugedrückt und das Ganze als Drogentod inszeniert. Aber da hilft nichts, das lässt einen nicht mehr los. So ein Toter ist immer bei dir. Und wenn es auch noch deine eigene Tochter ist, dein eigen Fleisch und Blut ...«
    »Er hat sie erwürgt, weil...«
    »Er sagt, wenn sie diese verdammten Drogen nicht genommen hätte, dann hätte sie das nicht gemacht. Sie hätte sich niemals ihrem eigenen Vater … »
    »Und dann hat er mit meiner Hilfe diesen Drogenring gesprengt.«
    »Er wollte diesen Leuten unbedingt das Handwerk legen. Ich glaube, das war das Einzige, was ihn noch am Leben hielt. Er konnte ja nicht ahnen, dass Sie sich noch mal allein auf die Lauer legen ... aber er hat sie aus dem Wasser gefischt.«
    »Und wo ist Boyens jetzt?«
    Pastor Hinrichs deutete hinaus aufs Meer.
    »Draußen. In einer halben Stunde setzt die Flut ein.«
    Der Inselpastor sagte das, als spräche er über ein gottgewolltes Schicksal. Stur und unbeirrt wie die Bauern zu Hause am Niederrhein.
    Lennart deutete auf Alanya.
    »Und was ist mit ihr? Sie hat um Kirchenasyl gebeten.«
    »Unsinn«, sagte Pastor Hinrichs, »das gibt’s bei uns nicht. Sie wurde von der Mutterkirche in Angola geschickt und wird hier dem alten Knochen Hinrichs zur Hand gehen.«
    »Gute Idee.«
    »Sie macht hier ein Praktikum, nicht wahr?«
    Hinrichs starrte Lennart einige Augenblicke an und sagte: »Wir Inselmenschen regeln das.«
    Hinrichs drückte Alanyas Arm und lächelte ihr zu,
    »Boyens so einfach verschwunden und dann Alanya. Hinrichs, wie lange können Sie das der Polizei verkaufen?«, fragte Lennart.
    Der Pastor zupfte an seinen drahtigen Augenbrauen und schwieg. Nach einer kleinen Ewigkeit sah er Lennart fest in die Augen und sagte: »Ewig, Lennart Veen. Ewig.«
    Dann tippte er mit spitzem Finger auf Lennarts Brust.
    »Ja?«
    »Um Gottes Willen, Veen, besorgen Sie sich endlich ein neues Hemd.«
     

»Und weiß nicht, wo ich herkomme ...«
     
    Mit den Armen übermütig schlenkernd ging der grauhaarige Mann über die Deichstraße. Er klatschte die Hände zusammen. Kreischend stiegen drei Möwen vom Dach des Imbißgebäudes auf.
    Landeinwärts duckten sich die Häuser hinter dem Seedeich. Nur die Flügel einer alten Windmühle ragten über die Deichkrone. Eine Holzbrücke führte in ein Café.
    Das Wattenmeer glänzte in der Sonne. Wie eine endlose Wüste aus feuchtem Schlick. Trockengefallene Priggen mit ihren dürren Verästelungen ragten aus dem Wasser. Auf einem ausgeblichenen Rettungsring waren die Worte »Insel Nordstrand« kaum zu entziffern. In der Ferne drehten sich die Windkraftwerke vor Husum im lauen Abendwind.
    Ja, alles lief rund. Der ältere Herr war zufrieden mit sich. Endlich hatte er den Mut gefunden, einen Anfang zu machen. Nach so vielen Jahren. Ein Herantasten nur, aber immerhin. Nein, zu viel durfte er nicht erwarten.
    Hinter ihm brummte die Entlüftungsanlage des Speicherturms. Jetzt würde kein Getreide mehr angeliefert werden. Der Lagermeister hatte sein Büro längst geschlossen. Die Waage war festgestellt.
    Drüben auf der Hafenanlage, gleich neben der Mündung eines Entwässerungsgrabens, saß ein Angler. Deutlich waren die Rauchwolken zu erkennen, die er aus seiner Pfeife sog und ausblies.
    Der ältere Herr zog sich Schuhe und Strümpfe aus und stieg die Steintreppe zum Hafenbecken hinab. Von der letzten Stufe rutschte er ab und sackte bis zum Knöchel in den Schlick.
    Barfuß und mit hochgekrempelten Hosen war das eine Wohltat. Vor ihm auf dem Watt lagen die Sportboote. Ja, dachte er, es war höchste Zeit, mit mir ins Reine zu kommen. Wer wollte ihm das auch verdenken? Und außerdem: Wer konnte schon wissen, wie viel Zeit ihm noch blieb? In seinem Alter ließ sich Freund Hein nicht unbedingt in Schach halten.
    Als er sich der Jacht näherte, machten seine Schritte schmatzende Geräusche. Plötzlich trat eine Gestalt aus dem Schatten des Bootes. Er erkannte IHN sofort.
    »Hast Du es herausgefunden, was?«
    »Aber … Nein. Nein. Bitte!«
    Er sah den heruntersausenden Arm, blickte IHM ungläubig ins Gesicht; dann spürte er den Luftzug des auf ihn niedergehenden Hammers.
    Er sah, wie der Schlick vor ihm sich rosa färbte. Ein roter Nebel umhüllte ihn, hob ihn empor, bis die Farbe in das Grau des Himmels wechselte.
     
    *
     
    Jan ging mit einem Becher frisch gebrühtem Kaffee in das Schlafzimmer. Die langen Schwarzen Haare fielen über den schneeweißen Bezug. Ihre Gesichtszüge

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