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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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waren völlig entspannt. Sie lächelte.
    Seltsam, die Liebe zwischen ihnen war nie der Gewohnheit gewichen. In all den Jahren nicht. Jeder gemeinsam verlebte Tag war es wert gewesen. Würde er sie aus der Sache heraushalten können?
    Nein, sie durfte nicht damit behelligt werden. Er musste sich vorsehen. Durfte sich auf keinen Fall verplappern. Das war wichtig. Rausgehen, die Schafe umpflocken, die Scheune aufräumen. Frühstück. Ein Ei. Vier Minuten. Marmelade auf ihr Butterbrot. Und sich nichts anmerken lassen. Normal sein. Langsam das Brot schmieren. Auf keinen Fall etwas anmerken lassen. Nicht niedergeschlagen sein. Auch nicht übermäßig fröhlich. Eben wie immer.
    Nein, der hätte nicht daran rühren sollen.
    Am besten, der hätte einen weiten Bogen um Nordstrand gemacht. Warum musste er in dem alten Zeug wühlen? Wen ging das Ganze etwas an?
    Er erledigte seine Aufgaben und schob den Ärmel seines Arbeitskittels nach hoch. Acht Uhr. Lea musste eigentlich soweit sein.
    Vor der Scheune begutachtete er die Spiralen, die am Hänger seines Treckers befestigt waren. Einige der verwinkelten dünnen Eisenstäbe, die mit einer Drehung das Heu wendeten, waren mit Klumpen aus getrocknetem Schlick und Gras verklebt.
    Er begann, mit einem Hammer den Dreck abzuklopfen und zog das Gras heraus. Dann sah er den dunklen Fleck auf dem Hammerstiel und versuchte, ihn mit einem Büschel Gras abzuwischen. Das Blut war eingetrocknet. Vielleicht sollte er einfach mit Lea von hier fortgehen? Schließlich war er noch nicht zu alt, etwas ganz Neues zu lernen.
    Er nahm sein Werkzeug und begann, die Umzäunung auf der anderen Seite der Straße zu reparieren. So ein stabiler Zaun für nur zwei Kühe, dachte er.
    Früher war der Stall voll gewesen. Aber das lohnte sich nicht mehr. Jetzt hatte er die Anstellung bei der Verwaltung. Mähte den Deich und machte Heu.
    Er blickte hinüber zu seinem kleinen Gehöft. Wie die meisten Anwesen auf der Insel lag es in einem kleinen Wäldchen. Die früheren Bewohner hatten die Bäume, die mittlerweile auch Schatten spendeten, als Windschutz gepflanzt.
    Das Haus lag auf einem Erdhügel. Gleich daneben die Scheune. Verwaist, dachte er. Vor dem Küchenfenster der alte Kirschbaum und direkt darunter die Bank. Lea hatte darauf bestanden.
    »Von einer Bank vor dem Küchenfenster habe ich immer geträumt«, hatte sie gesagt. Lea war keine Frau mit großen Ansprüchen.
    Bereits vor der Haustür roch er den frisch gebratenen Speck. Als er in die Küche trat, begrüßte sie ihn mit einem Kuss.
    »Ist gleich fertig«, sagte sie und schlug Mineralwasser unter die Rühreier.
    Mit flinken, sicheren Bewegungen rührte sie vorsichtig am Pfannenboden die verquirlten Eier um und füllte heißes Wasser in den Kaffeefilter. Auf einem Brett schnitt sie Schnittlauch.
    »Und wie war's gestern Abend?«, fragte sie. Sie wischte das Messer an ihrer Schürze ab. »Ich habe dich gar nicht kommen hören.«
    »Ist spät geworden.«
    »Und?«
    »Immer dasselbe Gerede. Nichts Besonderes.«
    »Hast du gehört, an wen das Café verkauft wird?«
    »Ist doch egal«, sagte er. »Du brauchst da nicht arbeiten.«
    »Kellnern ist ein Beruf wie jeder andere. Und außerdem möchte ich da arbeiten. Übrigens, Claasen hat angerufen.«
    Er zuckte zusammen.
    »Und? Was will er?«
    »Keine Ahnung, was er wollte. War er denn gestern nicht im Krug?«
    »Hab nur kurz vorbeigeschaut.«
    »So?«, sagte sie.
    »Ich war noch spazieren. Ich schneid mal das Brot.«
    Sie rührte wieder in der Pfanne.
     
    Nein, er durfte sich nichts anmerken lassen. Claasen hatte also angerufen. Okay, das konnte auch etwas ganz anderes bedeuten. Claasen rief öfter an. Schließlich waren sie Nachbarn. Da half man einander. Mal wollte er, dass Jan ihm mit dem Trecker Holz beiseite räumte, ein anderes Mal traute er sich nicht, allein aufs Dach zu steigen oder fragte, ob Jan beim Scheren der Schafe helfen könnte.
    Der Anruf hatte sicher nichts zu bedeuten. Er durfte jetzt nicht nervös werden.
    Sie hatten die ganze Zeit niemandem etwas zuleide getan. Hatten einfach gemacht, was alle machten: Ihr Leben gelebt. Niemand hatte Fragen gestellt, als sie vor zwanzig Jahren hierhergezogen waren. Zwanzig Jahre!
    Warum wurde jetzt, nach all der Zeit daran gerührt?
    Gut, wenn Lea noch mehr Kinder gewollt hätte ... aber das war ja nie ein Problem gewesen. Einmal hatte sie einen Freund gehabt. War von ihm schwanger geworden. Es nur ein halbes Jahr gutgegangen. Dann war er abgehauen.
    Er

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