Tod und Leidenschaft (German Edition)
in ihr Gesicht.
„Um Gottes Willen“, sagte sie laut. Im gleichen Moment wäre sie am liebsten zurückgerannt und hätte ihm entgegen geschrien, wie unglaublich diese Unterstellung sei.
Sollte sie ihn jemals wiedersehen, würde sie das sofort klarstellen müssen. Es war ihr unerträglich, zu denken, dass er von ihr annahm, sie könne eine Prostituierte sein. Absolut unerträglich.
X
Meine Schöne. Meine schlafende Schöne. Deine süßen Lippen geöffnet, bereit den Kuss zu empfangen. Deine lieben Augen nicht geschlossen, wie in erregtem Traum flatternd.
Lider wie Schmetterlingsflügel.
Wie hübsch sie jetzt ist. Aller Makel ist von ihr genommen.
Ich salbe deinen Körper, der von aller irdischen Schande befreit ist. Deine Brüste, die nach mir keine Männerhand mehr berühren wird.
Ich kämme ihr Haar, das ich ebenso sorgfältig gewaschen habe, wie ihren ganzen Leib.
Jetzt ist sie bei den Engeln. Sie hat ihre irdische Schande gesühnt.
Aber ich war unbeherrscht. Mein Messer hat mich mit sich gerissen. Das war nicht gut. Wäre ich nur ruhiger zu Werke gegangen. Nicht nur, dass ich meine Sinne nicht gut genug auf meine Umwelt konzentriert habe, es hat mir – was noch viel schlimmer ist – einen Großteil meiner Freude geraubt!
Um wie viel mehr hätte ich ihr Sterben, ihre Qualen zu genießen vermocht, wenn ich mich besser beherrscht hätte?
Blind und taub war ich gegen alles um mich herum. Was, wenn ein Polizist, oder ein Passant aufgetaucht wäre?
Gut … ein Polizist … was hätte der machen wollen? Mir einen Fausthieb verpassen?
Jeder Tagedieb ist besser bewaffnet als die Polizei.
Es war nicht perfekt. Nein. Es war ganz und gar nicht perfekt. Wie kann man sich nur so mitreißen lassen? Als wäre ich in einen Orkan geraten.
Ich kann mich nicht mal mehr an alles erinnern, was ich getan habe.
Ärgerlich. Höchst ärgerlich.
Aber beim nächsten Mal bin ich mir dieser Schwäche bewusst. Ich werde sie eliminieren. Mit kaltem Blut werde ich mir die Nächste vornehmen!
Ruhig und gesammelt.
Langsam begreife ich meine eigenen Fähigkeiten. Kann mir selbst mehr trauen, bei dem was ich tue.
Aber vor allem: ich kann der Vorsehung trauen, die mich an diesen Platz gestellt hat!
Als sie sie hereingebracht haben, habe ich mir noch einmal alle Wunden genau angesehen. Ich habe ihren Bauch aufgeschlagen wie ein Buch und habe in ihr gelesen.
Leider konnte ich die Bilder nicht mehr abrufen, die zu jenen Wunden gehören. Mein wildes Herz hat sie mir geraubt.
Musste sie mir selbst nachbauen. Mir vorstellen, wie mein Messer ihr Fleisch zerteilt hat. Wie ihr warmes Blut über meine Hände geflossen ist. Ach, wie gerne hätte ich ihr Herz gesehen, wie es vor mir liegt und schlägt. Immer langsamer. Immer langsamer. Ein blutiger Muskel nur und doch so viel mehr.
Ihre Verwandlung von einem dreckigen Stück Scheiße in einen Engel.
„ Wir wissen, wer du bist.“
Starres Erschrecken. Mein Herz rast.
Ich sehe mich um. Doch da ist niemand!
„Wer spricht?“
Mehr wage ich nicht. Erfasst vom Grauen rinnen kochende Schauer über meinen Rücken. Meine Hände beben.
Niemand kann mir was. Ich muss ruhig bleiben. Ich bin doch alleine hier mit meinem Engel.
„Wir sehen deine Taten.“
Die Stimme schwebt im Dunkel und ich wage nicht, die Lampe neben meinem Engel zu erheben, um die Schatten ins Licht zu zerren.
Ruhig, mein Herz. Ganz ruhig. Nur einer kennt mich. Nur einer. Und der spricht zu mir! Er hat mir Zeichen gesendet!
„ Wer seid ihr?“
„Wir sind der Orden des Jüngsten Tages und wir heißen deine Taten gut und gerecht.“
Glückseligkeit!
Ich schließe die Augen und lasse die Stimme in mich hinein fließen wie süßen Nektar.
„Wir werden dir zur Seite stehen und unsere schützende Hand über dich halten.“
Kann es sein … wirklich sein, dass mich die Gnade des Höchsten so erhebt? Waren sie es vielleicht auch, die dafür gesorgt haben, dass mich niemand in der letzten Nacht erwischt hat?
Möglich wäre es. Durchaus.
„Aber der Orden wünscht sich von dir … nun … lass es mich … Beweise, Trophäen nennen. Marksteine deiner Taten.“
Mein Herz schlägt so schnell, dass meine Brust flattert. Ich will den Fremden in meine Arme reißen. Alles will ich tun, jetzt, dass ich weiß, dass jemand meine Werke zu schätzen weiß. Immer schon ahnte ich, dass ich nicht alleine bin. Aber jetzt … Jetzt weiß ich es!
„Was sollte das sein?“
„Wirst du sie bringen, die Beweise?“
Euphorie
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