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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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ihn? Vielleicht mag eine Zeit kommen … viele Generationen von Polizisten weiter … Beamte, die vor einer Leiche stehen, sich am Tatort umschauen, das Opfer studieren und wissen, mit wem sie es zu tun haben beim Täter. Aber wir … Stellen sie sich doch nur die folgende Situation vor: Hier haben wir eine Tote …“ Er nahm eine Zigarette aus einem Etui und legte sie auf eine trockene Stelle des Tisches.
    „Und hier …“
    Er stellte seine Streichholzschachtel im Abstand einer Handbreit daneben.
    „… haben wir einen Mann mit einem blutigen Messer in der Hand.“
    Harris betrachtete Zigarette und Streichholzschachtel, als sehe er wirklich zwei Menschen vor sich.
    „So … unser heutiger Stand der Kriminalistik erlaubt uns keinen Zusammenhang herzustellen … wissenschaftlich belastbar … zwischen der Toten und dem Mann mit dem Messer. Nur, wenn er gesteht, beziehungsweise Zeugen vorhanden sind für die Tat, kann eine Jury befinden, dass dieser Mann diese Frau getötet hat und aus welchem Grund.“
    Harris kannte diesen Umstand.
    „Unsere Kollegen im Streifendienst sind unbewaffnet. Alles, was ihnen hilft, wenn es hart auf hart kommt, sind Körpergröße und Kraft. Einen möglichen Täter zu erkennen, wenn er vor uns steht, schaffen wir nur vermögens unserer Berufserfahrung und Menschenkenntnis. Fällt aber nun ein Täter aus all unseren Erfahrungen heraus … gleicht er nichts und niemandem, der uns je zuvor begegnet ist … Harris, dann fürchte ich, sind wir verloren. Der Kerl kann uns eine Nase drehen.“
    „Das heißt – im Prinzip kämpfen wir auf verlorenem Posten …“
    „Ja, genau das heißt es. Wenn uns nicht ein Zufall zur Hilfe kommt … Eine Unachtsamkeit des Mörders … sonst können wir nur hoffen, dass er von einer Kutsche totgefahren wird, oder in der Themse ertrinkt, bevor er weitermorden kann.“
    Was für eine Aussicht , dachte Harris.
    „Ich wünschte, wir würden in hundert Jahren leben“, lachte er, um seine eigene Niedergeschlagenheit zu überdecken, die nicht alleine daher rührte, dass er kaum Chancen auf eine Ergreifung des Mörders sah.
    Abberline, wohl ebenso dankbar für den Scherz, lachte beinahe etwas zu laut. Dann nahm er die Zigarette, steckte sie zwischen die Lippen und zündete sie an.
    „Ja, die Kollegen in hundert Jahren werden es leichter haben, mein Freund. Und mit genügend Pech, werden die auch noch nach unserem Mörder suchen …“
    Jetzt lachten sie beide.
    Harris schüttelte den Kopf. „Ein reichlich absurder Gedanke, Sir. Mit Verlaub.“
    „Ja, mein Lieber. Vollkommen absurd!“
    Abberline atmete den Rauch tief ein und blies ihn dann grinsend gegen die Decke.
     
    X
    Sie sind überall.
    In jeder Toreinfahrt lungern sie herum. Waren es schon immer so viele und kommen immer neue hinzu?
    Ihr Pesthauch steigt in meine Nase. Alleine das Wissen, dass sie mich nicht mehr besudeln können, hilft mir.
    Ich habe mich beherrscht. Über eine Woche bin ich Tag für Tag durch die Straßen gewandert. Ich habe sie mir angesehen. Mich gezwungen, in ihre zerschlagenen, ausgemergelten Gesichter zu schauen. In ihre toten Augen und zahnlosen Mäuler.
    Bei jeder habe ich gehofft, die eine zu finden, die ich erwählen soll.
    Welcher Ärger, hören zu müssen, wie sie mich ansprechen mit ihren Zoten, ihren Worten, die aus der gleichen Gosse kommen, wie sie selbst.
    Eine hat mich angefasst und ich habe sie geschlagen. Es war über mich gekommen und ich habe mich noch im selben Moment über meine Unbeherrschtheit geärgert.
    Aber dann sah ich den Schrecken in ihren glasigen Augen und spürte eine gewisse Genugtuung.
    „Was schlägstn mich?“, hat sie gefragt. Und ich sagte ihr: „Hure! Sei froh, dass ich dich nicht erwählt habe!“ Da hat sie ihre Flasche angesetzt und getrunken.
    Noch keine zehn Schritt von ihr entfernt, hörte ich, wie sie besoffen zusammensackte.
    Nur gut, dass sie abgefüllt war. Ein Fauxpas meinerseits, so etwas zu ihr zu sagen. Aber diese Weiber sind zu blöde, um zu erkennen.
    Nichts als blödes, lebensunwertes Gesindel.
    Ich habe aber etwas Neues bemerkt. Ein Gefühl, ein Bild von mir selbst hat sich mir aufgedrängt, als ich so durch die stinkenden Kloaken gestreift bin: ich erschien mir selbst wie ein Arzt.
    Ein Arzt, der den aufgeschnittenen Leib eines verrottenden Patienten vor sich hat. Er weiß, dass der Kranke ihn nicht anstecken kann und so konzentriert er sich darauf, die Organe des vor ihm Liegenden zu sezieren.
    Ja, ich bin immun! Etwas

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