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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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verfolgen, weil Swanson die – durchaus richtige - Idee gehabt hatte, ein Exempel zu statuieren. Damit diese Schreiberei ein für alle Mal aufhörte.
    Dazu noch das Theater mit der Hochzeit. Adas Mutter schrieb Brief um Brief und teilte ihm ihre neuesten Ideen mit. Und nicht nur ihm – auch seinem Bruder. Ihre neueste war, dass sie mit Ada zu ihm reisen wolle, um das Schloss in Augenschein zu nehmen. Es widerte ihn an. Warum musste es ein solches Spektakel werden? Seit Tagen schien die Gästeliste zu wachsen und er sah es kommen, dass bald auch eine Einladung an den Buckingham Palace ergehen würde. Konnten sie nicht einfach in der Gemeindekirche heiraten, ein paar Freunde und Verwandte nach Hause einladen und fertig? Erfüllt von Schrecken hatte er die Gästeliste gesehen und festgestellt, dass er praktisch niemanden darauf kannte.
    „Inspector Harris! Sir! Schnell! Kommen sie!“ Constable Burton hatte die Tür so heftig aufgestoßen, dass sie gegen die Wand krachte.
    Ohne Fragen zu stellen, sprang er auf, warf im Rennen seinen Mantel über und vergaß sogar seinen Hut.
    „Was ist denn?“, keuchte er atemlos, als sie in der Droschke saßen, die mit Tempo davonfuhr. Der Kutscher schrie und peitschte sich den Weg frei.
    „Wir haben ihn!“
    Der Constable hatte hektische rote Wangen und ein jungenhaftes Gesicht, das aussah, wie frisch geschrubbt.
    „Was heißt das?“
    Die Erregung des jungen Polizisten griff auf ihn über.
    „Ein Mann hat in Whitechapel eine Hure mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. So wie es aussieht, hat er sich mit der Frau verschanzt.“
    Dass dem so war, erkannte Harris, als er vor dem düsteren Haus am Ende einer Sackgasse stand.
    Er blinzelte gegen den Regen an. Hätte sich nicht vor dem Gebäude eine Menschenmenge versammelt, unter die sich ratlose Streifenpolizisten gemengt hatten, nichts hätte einen Hinweis auf die Vorgänge im Inneren gegeben.
    Burton suchte den Kollegen, der am meisten wusste und dieser berichtete nun dem Inspector.
    „Vor etwa einer Stunde hat der Mann die Frau hier angesprochen. Da haben wir Zeugen, Sir. Es kam wohl irgendwie zu einer Auseinandersetzung, woraufhin der Täter ein Messer … ein langes Messer, Sir … gezogen hat. Er hat begonnen, auf die schreiende Frau einzustechen. Die Zeugen sagen, er hätte versucht …“ Der Polizist errötete. „… nun ja … also er hätte versucht, sie in den Unterleib zu stechen. Und den Bauch. Ich war grad da vorne auf Streife, Sir, als ich den Krach hörte und bin hingerannt. Da hat er sie an den Haaren gepackt und ins Haus gezerrt.“
    „Und da ist er jetzt noch?“
    „Ja, Sir.“
    Was sich gerade abspielte, schien die Leute so zu faszinieren, dass sie sogar dem Regen trotzten, um zu sehen, was geschah. Harris blickte ihn die teils aufgeregten, teils stoischen Mienen. Aasgeier , dachte er. Das ist unsere Welt. Eine Frau wird geschlachtet, aber keiner hilft. Alle stehen nur da und gaffen.
    „Kommen sie raus! Sie haben keine Chance!“, rief ein Polizist in ein blechernes Megaphon. Schweigen breitete sich aus und man hörte nur das Fallen des Regens.
    Nichts rührte sich.
    „Das Haus ist umstellt. Machen sie ihre Lage nicht noch schwerer!“
    Immer noch Stille.
    Harris wurde ungeduldig. Etwas tief in ihm kam in Bewegung. Wie lange sollte er noch tatenlos im Regen stehen? Es musste endlich etwas geschehen.
    „Ich gehe rein“, erklärte er knapp.
    Die beiden Beamten sahen ihn erschrocken an.
    „Aber Sir! Das können sie nicht!“
    „Der Kerl ist bewaffnet!“
    „Und die Frau wird eh schon tot sein.“
    Harris würdigte sie keiner Antwort.
    „Haben sie ein Messer?“, fragte er Burton, doch dieser schüttelte empört den Kopf. „Burton … geben sie ihr Messer her.“
    „Wir dürfen doch keine …“, weiter kam er nicht. Der glühende Blick seines Vorgesetzten traf ihn und er zog seine Waffe aus der Tasche.
    Harris nickte knapp und ließ sie in seinem Ärmel verschwinden.
    „Ich gehe jetzt rein. Wenn ich in zehn Minuten nicht wieder rauskomme, stürmen sie.“
    „Aber Sir …“
    „Sie werden keine Rücksicht auf mich nehmen! Egal, was geschieht!“
    Entschlossen drängte Harris sich durch die Menschenmenge. Die Tür des Hauses war alt und abgenutzt. Man hatte ein Brett quer über sie genagelt, das sie offensichtlich auseinanderzufallen gedroht hatte.
    Vorsichtig drückte er gegen die Klinke. Die Tür stand offen. Das Messer war so verborgen, dass er es nur leicht nach unten rutschen

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