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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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er zumindest noch lebte.
    Ihre Hand bebte heftig, als sie sie erhob, um an die Tür zu klopfen. Sie wollte auch nicht zu heftig pochen, denn falls er schliefe durfte sie ihn auf keinen Fall wecken.
    Und tatsächlich. Da lag er. Bleich, den entblößten Oberkörper mit einer breiten Binde umwickelt. Die Decke über seinen Beinen war glattgezogen und man bekam den Eindruck, als sei Harris derartig sediert, dass er sich nicht mal eine Handbreit unter dem Tuch bewegte.
    Es war so warm in dem Zimmer, dass Elizabeth sofort ihr Cape ablegte und zu ihm ans Bett trat.
    Da sie ihm jetzt so nahe war, zog sich ihr ganzer Brustkorb zusammen. War er auch bleich, wie das Laken, so schien er aber dennoch wohlauf, soweit sie das zu beurteilen vermochte. Und sie hoffte inständig, dass es sich hierbei nicht mehr um Wunsch, denn um Wissen handelte.
    Sie schloss ihre Augen und dankte Gott mit einem kleinen, aber deshalb nicht weniger tief empfundenen Gebet für Harris Rettung.
    Und in eben jenem Moment, da er schlief und vollkommen von der Wirklichkeit abgeschnitten war, hob Elizabeth die Hand und streichelte sacht über seine Wange.
    Tränen stiegen in ihre Augen, als sie seine Haut spürte. Und eine Sehnsucht, wie sie sie nie zuvor empfunden hatte.
    Ihre Blicke wanderten über sein Gesicht, die starken Brauen, die sanft geschwungenen Lippen, die kleine Kerbe an seinem Kinn …
    Als die Türe plötzlich geöffnet wurde, zuckte sie erschrocken zurück.
    „Was tun sie hier?“
    Die Schwester stand im Raum und sah sie feindselig an. Ihre weiße, bodenlange Schürze strahlte vor Sauberkeit, ebenso wie die Ärmelschone, die bis zu ihrem Oberarm reichten.
    „Ich wollte nur nach meinem … Bruder sehen.“
    Wieso log sie? Damit sie nicht hinausgeworfen wurde? Damit sie noch ein paar Minuten bei ihm sein konnte, ihn für sich alleine hatte?
    „Sie müssen innerhalb der Besuchszeiten kommen. Es tut mir leid.“ Die Stimme der Schwester war sanft geworden.
    „Es war ein Notfall. Ich habe vorhin erst gehört, dass er im Dienst verletzt wurde … Wie geht es ihm?“
    Die Schwester trat an Harris Bett heran und steckte ihm ein Thermometer in den Mund. Dann fühlte sie seinen Puls , indem sie sein Handgelenk ergriff und gleichzeitig auf die kleine Uhr blickte, die mit umgedrehtem Zifferblatt gleich einer Brosche an ihre Brust geheftet war.
    Die Ergebnisse notierte sie auf einem Block, der am Fußende des Bettes hing.
    „Er hat sehr viel Blut verloren. Aber die Operation ist gut verlaufen und die Ärzte sind zuversichtlich. Ich denke, er hatte großes Glück.“
    Elizabeth atmete innerlich auf. Allerdings bemerkte sie die forschenden Seitenblicke der Schwester auf ihrer Haube und ihrem Kleid. Ob sie bemerkte, dass ihre Sachen zu billig erschienen, um der Schwester eines Inspectors zu gehören?
    In ihren Romanen hatten die Krankenschwestern immer ein gutes und aufmerksames Auge für Details.
    „Wissen sie, was vorgefallen ist?“
    Die Schwetser sah sie auch zusammengekniffenen Augen an, überlegte einen Moment und schien dann zu beschließen, dass die Frage in Ordnung ging.
    „Soweit ich weiß, hat der Inspector versucht, einen Mörder dingfest zu machen. Dabei wurde er von diesem mit dem Messer niedergestochen.“
    Ein glühender Blitz fuhr durch Elizabeth und hinterließ eine eisige Spur in ihrem Herzen.
    „Und der Täter?“
    „Er ist tot. Ebenso wie die Frau.“
    Ihr Herz trommelte mit Macht in ihrer Brust und ein heftiges Rauschen setzte in ihren Ohren ein. Wie in einem Reflex wünschte Elizabeth sich, er möge diesen Beruf aufgeben. Den Vorfall als eine Warnung des Schicksals nehmen … Doch gleichzeitig wusste sie, dass er das niemals tun würde. Er war Polizist mit Leib und Seele. Er hatte vom ersten Tag an gewusst, worauf er sich einließ und er hatte es akzeptiert. Dass man in diesem Beruf getötet werden konnte, stand nicht nur im Kleingedruckten des Vertrags.
    „Wie lange wird er brauchen, um sich zu erholen?“
    Die Schwester drückte das Kissen zurecht und zupfte an Harris Decke.
    „Das kann man noch nicht sagen. Es kommt auf seine allgemeine Verfassung und seinen Willen an. Aber ein, zwei Wochen wird es wohl noch dauern.“
    Sie richtete sich auf und lächelte Elizabeth an.
    „Haben sie Geduld und lassen sie ihn in aller Ruhe zu Kräften kommen. Es wird schon wieder.“
    Damit verließ sie das Zimmer, ohne Elizabeth zum Gehen aufgefordert zu haben.
    Als sei dies sozusagen die Erlaubnis, zu bleiben, zog sie sich einen Stuhl

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