Tod und Leidenschaft (German Edition)
Mary.“
Finn streckte ihr seine Hand entgegen.
„Hallo, Mary. Ich bin Finn.“
Mary wischte ihre seifennasse Hand an der Schürze ab und reichte sie ihm. Sie war heiß und glitschig. Aber sie fühlte sich wunderbar an.
Den Rest des Tages verbrachte er in seiner Stube unter dem Dach. Die Hitze war beinahe unerträglich. Es fühlte sich an, als habe man ihn mitten in einen Hochofen gesetzt. Dennoch war er gutgelaunt. Den Schutz am Abend sah er nicht problematisch. Wer würde schon einen Mann wie den Herrn in seinem eigenen Haus angreifen?
Und danach wäre er mit Mary zusammen …
Es war bereits dunkel, als die Kutsche vorfuhr. Finn blieb immer auf Armeslänge bei seinem Herrn und ließ auch kein Auge von dem mittelgroßen Mann mit Zylinder und Cape, der seinerseits einen Schläger mitgebracht hatte.
Vertrauen ist ne feine Sache, dachte Finn.
„Wann planen sie ihre Abreise?“
Die beiden Männer saßen sich gegenüber und er vermochte nicht einmal annähernd einzuschätzen, in welchem Verhältnis sie zueinander standen.
„Es kommt darauf an, wie mir der Rücken freigehalten wird.“
Norotkin bot seinem Gast eine Zigarre an, die dieser dankend annahm.
„Läuft die Sache soweit?“
„Ja. Zu meiner absoluten Zufriedenheit. Allerdings …“
Der Andere hob eine Braue.
„… sind die Dinge noch nicht weit genug entwickelt. Es müssen noch mehr Kräfte gebunden werden.“
„Das fällt in meinen Aufgabenbereich.“
„Gewiss.“
Norotkin nickte. Wie sehr Finn sich auch bemühte, weder an ihren Minen noch an ihren Gesten konnte er irgendeine Art von Gefahr ausmachen. Er konnte normalerweise riechen, wenn sich Ärger anbahnte, aber in diesem Fall hatte er keine Ahnung, wieso Norotkin ihn hatte dabei haben wollen. Auch der Schläger stand nur sinnlos da und starrte Löcher in die Luft.
„Ein, zwei Leute machen uns Ärger … Aber die habe ich bald im Griff.“
„Was war letzte Nacht?“, fragte Norotkin. Die Unterhaltung schien zu springen, wenn sie sich auch immer – verwirrenderweise – um das gleiche Thema zu drehen schien.
„Es sieht gut aus. Eine ist weg und sonst gab es großes Durcheinander.“
„Ich habe davon gelesen. Ja, er macht seine Sache gut. Gut gewählter Mann. Ich bin zufrieden.“ Norotkin nickte nachdrücklich.
„Was macht unser Verbindungsmann?“
Der Gast tippte die Zigarrenasche in einen schweren Aschenbecher. „Er hat das Ohr am Puls der Dinge. Er hält uns auf dem Laufenden.“
„Das ist sehr gut. Wenn die Dinge so weiterlaufen, kann ich die Reise antreten, ohne mir Sorgen machen zu müssen.“
„Ganz gewiss sogar.“
Ohne das Gespräch korrekt beendet zu haben, erhob sich Norotkin plötzlich und sein Gast ebenfalls. Sie gaben sich nicht einmal die Hände.
Als hielten sie mit den Gedanken ihre Kommunikation aufrecht, sahen sie sich lange schweigend an, dann ging der Gast, seinen Schläger im Schlepptau. Wobei dieser Finn zum Abschied zunickte.
Es hatte keine Ursache gegeben, aneinander zu geraten und so konnten sie sich auch anständig verabschieden.
Finn erwiderte den Gruß.
„Du kannst jetzt Schluss machen. Ich gehe heute nicht mehr aus.“
Norotkin stand am offenen Kamin und seine Finger spielten mit einer kleinen Figur, die ein Hirtenmädchen darstellte. Er war offensichtlich in Gedanken versunken. Da er nichts weiter sagte, wünschte Finn eine gute Nacht und zog sich unters Dach zurück.
Ratlos setzte er sich auf seine Pritsche. Von was hatten die beiden nur geredet? Um was ging es bei dem Ganzen nur? Er blickte nicht durch, und ahnte doch, dass es lebenswichtig war, zu verstehen, was sich da abspielte.
Das Klopfen war so leise, dass er es zuerst überhaupt nicht wahrnahm. Jemand trat ein und hielt dabei die Luft an. Die Schritte waren ein kaum vernehmbares Tapp- Tapp. Mary presste sich mit dem Rücken gegen die Tür, nachdem sie sie wieder geschlossen hatte.
„Wenn das rauskommt … flieg ich!“ Ihr Lächeln strafte ihre Worte Lügen.
„Dann weiß ich´s doppelt zu schätzen … Ich hatt eigentlich gedacht, dass wir uns irgendwo in der Pantry oder so treffen.“
„Nee, Unten geht´s gar nicht. Da jagt uns der alte Henderson zum Teufel. Hier is schon gut.“
Sie sah sich um.
„Ne feine Stube haste hier …“
Auch Finn sah sich um, als gebe es jetzt etwas zu entdecken, das er vorher nicht bemerkt hatte.
„Ja? Irre heiß isses …“
„Meine is nich so schön. Ich schlaf in eim Bett mit dem Stubenmädchen.“
Finn grinste
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