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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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erhalten.
    Es ist wie mit Laudanum. Man beginnt mit wenigen Tropfen und diese reichen aus, um die entsprechende Wirkung zu erzielen. Doch mit der Zeit braucht man immer mehr.
    Wenn doch nur wieder ein Zeichen käme, dann könnte ich neue Szenen hinzufügen. Neue Erinnerungsstücke zu den meinen machen.
    Das Ausspinnen dessen, was ich beim nächsten Mal tun werde, hinterlässt mich aber mittlerweile beinahe ebenso unbefriedigt wie die Ringe.
    Warum wird selbst das Wunderbarste über Kurz oder Lang so fade?
    Es war doch eine gute Übereinkunft zwischen der Vorsehung und mir. Ich bin ihr Werkzeug und dafür belohnt sie mich.
    Aber jetzt … dieses Schweigen … diese Stille. Nur in meinem Kopf ist keine Stille. Je länger ich warte, desto lauter tönt jenes Räderwerk in meinem Schädel.
    Es lässt mich nicht mehr richtig schlafen. In der Arbeit bin ich nur mit meinem halben Ich anwesend. Das andere konzentriert sich auf die Maschine.
    Zur Ruhe kommen. Endlich wieder zur Ruhe kommen. Nicht mehr denken.
    Das Denken hört nur dann auf, wenn ich das Messer benutze. Dann steht für wenige, erlösende Momente die Maschine still.
    Dann bin ich ganz in meiner Mitte, muss nicht mehr gegen den unendlichen Strudel aus Gedanken anschwimmen, der meine Kräfte verzehrt.
    So tief, so unendlich ist diese Sehnsucht. Ich schließe meine Augen, die Handflächen auf den Tisch gepresst und spüre die Tränen, die ohne jedes Seufzen aus meiner Kehle über meine Wangen fließen.
    Ich bin so alleine.
    Ich will nach Hause. Meine Seele schreit nach Ruhe. Doch wie kann ich Ruhe finden, so lange meine Pflicht nicht getan ist? Es ist schwer, Werkzeug der Vorsehung zu sein. So unendlich schwer.
    So tiefes Verlangen nach einem Menschen, an dessen Schulter ich mein müdes Haupt ablegen kann. Ein Mensch, der mich verstehen kann.
    Unruhig bin ich, bis ich Ruhe finde in dir.
    Ruhe. Endlich Ruhe.
     
    X
    Harris verstand nicht, was vor sich ging, aber tief in ihm läutete eine Alarmglocke. So wie an diesem Tag hatte er Elizabeth noch nie erlebt und, dass es daran lag, dass er während ihrer Arbeitszeit im Laden aufgetaucht war, mochte er nicht glauben.
    Da war etwas anderes. Etwas Tieferes.
    Er starrte in sein Glas, das er noch nicht einmal angerührt hatte. Er hatte es schlicht vergessen über all seinen Gedanken bezüglich Elizabeth Verhalten.
    Dass sie wütend auf ihn war, stand fest. Egal wie sehr sie es auch leugnen mochte.
    Wieso aber war sie auf einmal so zurückhaltend, ja beinahe kalt?
    Irgendetwas musste geschehen sein. Etwas, von dem er noch keine Ahnung hatte, aber das sie ihm sicherlich erklären würde, sobald sie in den Pub käme.
    Er hatte sich vorgenommen, noch am gleichen Abend einen Brief an Adelaide zu schreiben und einen an ihre Eltern. Einen weiteren an seinen Bruder, als Oberhaupt der Familie.
    Mit ruhigen Worten wollte er sie alle von seiner Entscheidung in Kenntnis setzen, die Verlobung aufzulösen, die er als einen gravierenden Fehler erkannt hatte.
    Großmütig würde er Adelaide freigeben, damit sie an der Seite eines zu ihr passenden Mannes glücklich werden konnte.
    Inzwischen wusste er auch, dass selbst ohne Elizabeth eine Ehe mit Adelaide zum Scheitern verurteilt gewesen wäre.
    Zu unterschiedlich waren ihre Erwartungen an ein gemeinsames Leben.
    Außerdem hatte er in Elizabeth die Frau gefunden, die seine Sinne erregte. Hatte er ihre Brüste bis jetzt auch noch nie entblößt berührt, so wusste er doch, was alleine dies schon in seinen Gedanken (und seinen Lenden) ausrichtete.
    Er begehrte sie wie keine andere. Wenn er des Nachts Hand an seinen Schaft legte, war es ihr Bild, das ihn zum Höhepunkt trieb. Ihm unvergleichlichen Genuss bot.
    Die Vorstellung, in sie einzudringen, ihre Keuchen und Stöhnen zu hören, ließ sein Blut schneller fließen und seine Lenden brennen.
    Sie passte zu ihm wie ein Handschuh, wie man so schön sagte.
    Aus seinen Träumen erwachend, blickte er zum hundertsten Mal auf seine kleine Taschenuhr. Die Vorfreude wich der Besorgnis. Als könnten seine Blicke, wenn sie nur intensiv genug waren, die Zeiger bewegen, starrte er auf das feine Zifferblatt. Dann klappte er den Deckel zu und schob die Uhr zurück.
    Sie müsste längst da sein, dachte er. Selbst wenn sie verspätet den Laden verlassen hatte, so waren es doch nur wenige Schritte bis zum Pub.
    Ebenso ungeduldig wie beunruhigt schob er sein unberührtes Glas dem Wirt hin und verließ das Lokal.
    Die Straße hatte sich ein wenig geleert. Die

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