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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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dass er sich unbehaglich fühlte. Es gehörte sich nicht, in dienstlichen Angelegenheiten privat zu einem Vorgesetzten zu gehen, wenn nicht höchste Dringlichkeit geboten war.
    Und, dass diese Dringlichkeit vorlag, bezweifelte er selbst mit jedem Atemzug mehr. Ja, er fragte sich sogar, weshalb er überhaupt hierhergekommen war. Was der wirkliche Grund war …
    „Ich habe mich ein wenig umgehört, Sir.“
    Abberline nickte. Er schien interessiert.
    „Deswegen war ich im sozialistischen Club junger arbeitender Männer.“
    Ein Lächeln spannte sich über die Miene seines Vorgesetzten.
    „Was für eine Bezeichnung …“
    „Ja. Gewiss, Sir.“
    „Und?“, hakte Abberline ein, allerdings ohne jedes Drängen in der Stimme.
    „Also ich habe dort mit der Bedienung gesprochen …“ In knappen Worten wiederholte er jene Szene, die sich in der Schankstube abgespielt hatte.
    Das Lächeln verschwand und wurde von Düsternis ersetzt. Mit einem lauten Knall explodierte ein Stück Holz und beide Männer zuckten unwillkürlich zusammen, als handle es sich um einen Schuss.
    „Oh“, machte Abberline.
    Harris deutete die Tatsache, dass Abberline das Gehörte nicht augenblicklich als Humbug abtat, als gutes Zeichen.
    „Wir hatten ja schon in diese Richtung gedacht …“ Er schien mehr zu sich selbst, denn zu Harris zu sprechen.
    Dann sah er ihn direkt an.
    „Wenn ihre Überlegungen stimmen und das Mädchen ihnen keinen Bären aufgebunden hat … wovon ich nicht ausgehe … dann machen wir da das ganz große Fass auf.“
    Das war Harris nur allzu bewusst.
    „Wenn unsere Führung eins nicht schätzt, dann ist es das Stochern in den politischen Fragen von Emigranten.“ Er atmete schwer durch, als liege eine eiserne Platte auf seiner Brust.
    „Wie fassen sie die Fäden zusammen, Harris?“
    Haris zuckte mit den Schultern. Die Matrone trat mit einem silbernen Tablett ein und servierte den Tee. Bis sie wieder verschwunden war, schwiegen die beiden Männer.
    „Sir … ich weiß nicht. Ich habe keine Beweise. Nichts. Nicht einmal Namen oder Gesichter.“
    „Fantasieren sie, mein lieber Harris! Wir sind unter uns!“
    „Nun gut … Wir haben einen russischen Exilanten- Kreis. Der Kopf dieser Gruppe plant eine Rückkehr in seine Heimat, um dort den Umsturz durchzuführen.“
    „So weit so gut. Aber wo kommt der Ripper ins Bild?“
    „Nach allem, was ich weiß, würde ich sagen, der Ripper soll ablenken. Die Aufmerksamkeit der Polizei, der Öffentlichkeit und der Obrigkeit binden, damit dieser Russe seine Aktionen in Ruhe durchführen kann.“
    Abberline nickte.
    „Sie haben noch kein Wort über den Chef von Miss Montgomery verloren …“
    Harris musste antworten.
    „Er gehört zu dem Verschwörerkreis.“
    „Und Miss Montgomery? Ist sie seine Komplizin?“
    Glühender Empörung wallte in Harris auf und er machte den Fehler, ihr Ausdruck zu verleihen, indem er seine Hände in die Sessellehne krallte und halb aufsprang.
    „Nein! Nie und nimmer! Sie ist eine über jeden Zweifel erhabene Person!“
    Abberline zündete sich eine Zigarre an, nachdem er auch seinem Kollegen eine angeboten hatte und ein Lächeln umspielte dabei seine Lippen.
    Er betrachtete das Streichholz in seinen Händen.
    „Mein lieber Harris … erlauben sie mir ein Wort unter Gentlemen …“
    Harris schluckte hart.
    „Wir kennen uns jetzt schon einige Zeit und mussten die abscheulichsten Momente, die ein Polizist erleben kann, dank dem Ripper, miteinander teilen. Ich habe sie in dieser Zeit als einen aufrechten, integeren Mann kennenlernen dürfen. Deswegen vergeben sie mir hoffentlich auch, wenn ich jetzt offen mit ihnen rede …“
    Harris ahnte, was kommen würde, und er konnte nicht behaupten, dass er es mochte. Aber hatte er dieses „offene Wort“ nicht mit seinem spätabendlichen Besuch und seiner Empörung bezüglich Elizabeth geradezu herausgefordert?
    „Es liegt mir fern, mich in die privaten Fragen eines Kollegen einzumischen. Dennoch halte ich es für unumgänglich. In dieser besonderen Situation. Ja, ich gebe zu, dass ich für sie fast wie für den Sohn empfinde, den ich nicht habe. Lassen sie mich direkt zum Punkt kommen: Ich sehe, dass sie sich in Miss Montgomery verliebt haben. Was ich absolut verstehen kann. Sie ist eine ebenso attraktive wie intelligente junge Dame, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Ich weiß auch, dass sie verlobt sind und wenn man den On- Dit´s Glauben schenken darf, mitten in den Vorbereitungen für die

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