Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
toupiertem rotem Haar genommen. Sie sah irgendwie tuntig und pervers aus. Das passte.
Für den toten Sascha Schwekendiek wählte ich eine schwarze Teufelsente.
Eine einzige Ente war noch übrig. Sie stellte einen Hawaiianer mit Blumenkette dar. Klar, dieses beilschwingende Kommunardenbürschchen namens Blankard stand ja auch noch auf meiner Liste. Er hatte zwar ebenso wie Sare nicht direkt etwas mit dem Fall zu tun, aber er stand für ein zu lösendes Problem.
Vielleicht war es ja auch schon gelöst.
Ich lehnte mich wieder zurück und überlegte, ob ich noch jemanden vergessen hatte. Frau Schlüter fiel mir ein, aber die war nur Opfer. Für ihren Fall stand Blankard. Dass er nicht allein gehandelt hatte, war mir spätestens klar, seit ich im Wald niedergeschlagen worden war.
Noch einer fiel mir ein: Was war mit dem Mönch? Ein komischer, unheimlicher Bursche. Stand er irgendwie in Zusammenhang mit einem der Fälle? Da ich keine Ente mehr zur Verfügung hatte, nahm ich einen Luffa-Schwamm.
Jetzt war ich zufrieden. Ich schaute auf die lustige Entenschar und vertiefte mich in den Anblick. Jetzt fehlte nur noch Duffy, der mir einen Drink kredenzte.
In diesem Augenblick wurde die Tür ein weiteres Mal aufgestoßen.
Ich fuhr auf. Die Enten kreiselten wild durcheinander.
Es war die Gräfin. Sie schien nicht im Mindesten pikiert, mich in der Badewanne zu sehen. Ich tauchte tief unter, sodass wieder nur mein Kopf aus dem Wasser herausguckte.
Die Gräfin lächelte milde. »Jetzt stellen Sie sich nicht so an, Moritz. Glauben Sie, ich habe noch nie einen nackten Mann gesehen?«
»Doch, aber ich überlege gerade, ob ich draußen ein Schild anbringen soll: Öffentliche Badeanstalt. Wenigstens käme dann ein bisschen Geld in die Kasse.«
»Jetzt seien Sie nicht so empfindlich. Der Major hat jeden Morgen sein Bad im Teich genommen. Nackt!«
»Aber er tat es nicht vor aller Augen.«
»Das glauben Sie! An besonderen Tagen hat er mich mitgenommen. Ich musste ihm dann mit Birkenzweigen den Rücken quästen …«
»Quästen?«
»Peitschen. Ein Brauch aus Finnland. Es lockert die Rückenmuskulatur und regt den Schweißfluss an. Übrigens auch nach einem eiskalten Bad.«
Ihr Lächeln vertiefte sich, und ein eigenartiger Glanz trat in ihre Augen angesichts der Erinnerung an alte Zeiten.
»Ich kann Ihnen leider keinen Birkenzweig bieten«, sagte ich.
»Keine Angst, ich vergreife mich nicht an Ihnen. Ich bin gekommen, um Ihnen das hier zu zeigen! Vorhin waren Sie ja plötzlich verschwunden.«
Erst jetzt sah ich, dass sie die Tageszeitung in der Hand hielt.
»Haben Sie das gelesen?«, fragte sie empört.
»Meine Zeitung lag heute nicht im Briefkasten. Der Bote muss mich vergessen haben.«
Daher hatte ich auch nichts von der Eröffnungsanzeige gewusst.
»Hier! Lesen Sie!«, verlangte die Gräfin. Sie hielt mir die aufgeschlagene Zeitung hin.
»Bitte geben Sie mir ein Handtuch«, bat ich.
Sie tat es, sodass ich mir erst einmal die Hände abtrocknen konnte. Dann nahm ich die Zeitung entgegen. Die Gräfin wies auf eine kleine Anzeige. Es war die Eröffnungsanzeige.
»Drei Schreibfehler!«, zeterte sie. »Und die Uhrzeit stimmt auch nicht. Wir wollten eine halbe Stunde vorher eröffnen!«
Insgeheim fragte ich mich, ob diese Lappalie nicht Zeit gehabt hätte, bis ich mit meinem Bad fertig war. Aber darauf nahm sie keine Rücksicht.
»Sie sind doch bei der Zeitung. Meinen Sie, das kann man reklamieren.«
»Ich bin nicht bei der Zeitung. Ich bin Journalist und schreibe für überregionale Blätter. Und mit der Anzeigenredaktion habe ich nun gar nichts am Hut.«
»Aber wenn Sie mit denen reden …«
Ich seufzte und sagte: »Ich sehe gute Chancen, dass wir eine Gratisanzeige bekommen.«
Ich hoffte, dass sie jetzt verschwand. Aber sie dachte nicht daran. Sie schob sich einen Hocker heran, und ich ahnte schon, was jetzt kommen würde. Diesmal konnte ich nicht flüchten.
»Ich wollte doch noch mit Ihnen über Lotte reden. Sie war nämlich hier.«
»Sie war hier? Also ist sie gar nicht verschwunden?«
Die Gräfin atmete einmal tief ein. »Sie ist verschwunden, nachdem sie hier war. Das macht die Sache für mich ja so merkwürdig.«
Und dann erzählte sie mir die ganze Geschichte. Sie dauerte ungefähr eine Viertelstunde, und danach war das Wasser kalt. Ich wurde sie nur los, indem ich ihr versprach, mich des Falles endlich anzunehmen und herauszufinden, was mit Lotte Unverzagt passiert war.
Nachdem sie die Tür leise
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