Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Knaufes öffnen. Duffy und die Gräfin wissen Bescheid.«
»Und die Haustür?«
»Ebenfalls.«
»Das ist Ihr Glück, denn sonst wären Sie nach Ihrem Ohnmachtsanfall womöglich noch ertrunken.«
»Wer hat mich eigentlich gefunden? Dieser Mönch?«
Hölderlin sah mich merkwürdig an. »Sie haben wieder den Mönch gesehen?«
»Er stand plötzlich hinter mir. Aber es war nicht der Mönch. Es war ein Mönch. Ein buddhistischer Mönch.«
»Oh, es war nicht etwa der Dalai Lama persönlich?«
»Sie halten mich für verrückt?«
»Nein, nein, ich halte Sie für einen Visionär. Erzählen Sie mir doch mal genau, was dieser Mönch mit Ihnen angestellt hat.«
»Er hat gar nichts angestellt.« Ich erzählte ihm in allen Einzelheiten, was passiert war. Zu meiner Überraschung unterbrach er mich nicht ein einziges Mal. Und auch als ich geendet hatte, kam nicht eine einzige spöttische Bemerkung über seine Lippen.
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich setze?«, fragte er und zog sich, ohne meine Antwort abzuwarten, einen Stuhl ans Bett.
»Was kommt jetzt, Herr Doktor? Erfahre ich jetzt, dass ich nur noch drei Tage zu leben habe?«
»Hören Sie auf, sich darüber lustig zu machen!«, fuhr er mich an. »Ich habe genug Patienten gehabt, die weniger als drei Tage zu leben hatten. Darüber macht man keine Witze!«
Ich nickte und schwieg.
»Ich habe mir schon nach dem letzten Mal, als sie mir von diesem Mönch im Wald erzählt haben, meine Gedanken gemacht und Kollegen befragt. Kollegen vom Fach.«
»Sind Sie nicht vom Fach?«
Er ging auf meine Spitze nicht ein. »Sie haben Halluzinationen. Das könnte ein Zeichen für Schizophrenie sein, muss es aber nicht.«
»Da bin ich aber beruhigt.«
»Gab es in Ihrer Familie schon einmal derartige Fälle?«
Ich schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, waren alle normal.«
Ich verschwieg, dass mein Großonkel Wolfgang bis ins hohe Alter Ferngläser gesammelt hatte. Seine Sammlung hatte er immer mit den allerneuesten Modellen, die auf den Markt kamen, ergänzt. Noch im Altersheim hatte er sich zu jedem Geburtstag und zu jedem Weihnachtsfest eines schenken lassen. Auf dem Sterbebett hatte er gestanden, dass er zeitlebens ein Spanner war. Vor allem Krankenschwestern hatte er im Visier gehabt.
Und da war natürlich mein Vetter Armin, aber dessen »Fall« war wohl eher krimineller Natur. Was Armin betraf, so hatte Hölderlin ihn selbst kennengelernt. Von Großonkel Wolfgang erzählte ich ihm lieber nichts.
»In Ihrem Fall vermute ich Nachwirkungen der Kopfverletzung, die Sie vor einem Jahr erlitten haben. Ich habe mir die alten Röntgenaufnahmen noch einmal angeschaut. Da ist ein winziger Riss in der Schädeldecke, nichts wirklich Beunruhigendes. Ich habe das einem Kollegen gezeigt, und der war ebenfalls der Ansicht, dass dieser Riss, sollte er tiefer reichen, Halluzinationen auslösen könnte. Vor allem in Stresssituationen.«
»Eine stresslosere Tätigkeit, als zu baden, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.«
»Was bedeuten eigentlich die Enten, die in der Wanne waren?«, fragte er unvermittelt. »Eine Art Fetisch?«
»Nein, eine Art ganz normaler mentaler Beschäftigung.«
Ich erzählte ihm von meiner spontanen Idee, den Enten Personen zuzuordnen.
»Und das nennen Sie normal? Und entspannend?« Er schien erschüttert zu sein.
»Eben wollte ich noch sagen, dass kein Grund zur Besorgnis besteht und dass auch psychisch gesunde Menschen Halluzinationen haben können. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
»Und was raten Sie mir?«
»Nichts.«
»Nichts?«
»Na gut, wenn Sie unbedingt einen Ratschlag wollen: Kaufen Sie sich eine rutschfeste Badematte. Die kann ich Ihnen leider nicht verschreiben.«
Als ich am frühen Abend online mein Konto überprüfte, sah ich, dass eine weitere fünfstellige Überweisung eingegangen war. Sie stammte von Abraham Ackergoldt. An den hatte ich gar nicht mehr gedacht. Oder vielmehr an seine Bitte, auf ihn aufzupassen.
Das Telefon meldete sich. Das Display zeigte Abendroths Nummer an. Nach dem dritten Klingeln hob ich ab.
»Nun?«, fragte er ohne eine Begrüßung.
»Was nun?«
»Was hast du bis jetzt herausgefunden?«
»Sare ist vor ihrer Familie weggelaufen. Man ist ihr auf den Fersen. Irgendwann werden ihre Brüder hier auftauchen und …«
»Verarschst du mich jetzt?«
»Wieso?«
»Den Artikel über dieses Mädchen und über dieses ganze Hochzeitsgedöns schreibst du mit links. Das interessiert unsere Leser, aber
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