Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Oberstaatsanwältin fragen. Die hat es sich nun mal in den Kopf gesetzt.«
Ich nickte. Allmählich verstand ich, dass die Polizei genauso im Trüben fischte wie ich.
»Ihr wisst also nicht, wie er in den Wald gekommen ist? Oder auf den Baum?«
»Nein.«
»Wer hat ihn überhaupt gefunden?«
»Wir haben einen anonymen Anruf bekommen. Zuerst sind zwei Polizisten hingefahren. Für die beiden hat es zunächst so ausgesehen, als wäre das Opfer schon tot. Also haben sie gleich die Mordkommission benachrichtigt.«
»Und diese Rosenstolz?«
»Wurde natürlich auch benachrichtigt. Sie ist ziemlich ehrgeizig – und bevor du dazu etwas sagst: Ich finde das gut! Sie ist noch jung und hungrig. Solche Leute brauchen wir in der Verwaltung!«
»Mir kommen die Tränen …«
»Als du am Tatort aufgetaucht bist, waren wir schon eine Stunde da. Sag mal, woher hast du eigentlich davon gewusst?«
»Journalistengeheimnis«, sagte ich. »Ich würde es dir ja verraten, aber es bringt dich nicht weiter. Wahrscheinlich ist es derselbe Informant gewesen. Er hat sich erst bei einer Zeitung gemeldet und dann bei euch …«
»Wir kriegen es schon raus, verlass dich drauf!«, zischte Norbert.
Ächzend schob er sich vom Sideboard herunter. »Das war’s dann, oder?«
Ich schüttelte den Kopf. »Noch nicht ganz. Wieso habt ihr seine Frau in Verdacht?«
»Wir müssen das ganze Umfeld des Toten überprüfen«, sagte er seufzend. »Und es könnte eine Beziehungstat sein.«
»Und sonst habt ihr keine Spur?«, fragte ich.
Norbert schüttelte den Kopf. Ich sah ihm an, dass es da noch etwas gab, was ihm Kopfzerbrechen bereitete. »Spuck’s ruhig aus!«, ermunterte ich ihn.
»Was?«
»Na, das, was dich an dem Fall am meisten irritiert.«
»Unter dem Taucheranzug trug Heuwinkel Damenunterwäsche und mehrere Strumpfhosen, die er sich um den Körper gewickelt hatte. Aber auf der Haut klebte Schinken. Er hat sich den ganzen Körper mit Schinken beklebt!«
Als wir wieder ins Wohnzimmer kamen, warf Frau Dr. Rosenstolz uns einen misstrauischen Blick zu. Ansonsten schien sich die Situation etwas entspannt zu haben. Frau Heuwinkel hatte Kaffee gekocht, und irgendwie wirkten Polzisten mit einer Kaffeetasse in der Hand genauso gemütlich wie eine x-beliebige Runde von Beamten, die auf ein Pläuschchen zusammengekommen waren.
Nur die Oberstaatsanwältin hatte offenbar auf Kaffee verzichtet. »Nun, haben sich die Herren ausgesprochen?«, fragte sie spitz.
»Kann ich Sie einen Moment sprechen?«, fragte Norbert.
»Wenn’s der Wahrheitsfindung dient.«
Dann zogen sich die beiden in eine entfernte Ecke des Wohnzimmers zurück.
»Ich glaube, Sie können noch mal Kaffee kochen«, sagte einer der Polizisten. Frau Heuwinkel nickte und verschwand in einem der angrenzenden Räume. Wahrscheinlich die Küche.
Ich ging ihr nach, und keiner hielt mich auf.
»Diese Staatsanwältin hat mir erzählt, wie Herbert gestorben ist. Komisch, ich kann irgendwie keine Trauer empfinden. Ich komme mir vor wie in einem Film. Das ist alles nicht wahr, oder?«
»Es ist wahr. Leider.«
Ich wies zum Wohnzimmer. »Wer das veranstaltet hat, der hat etwas gesucht. Und wenn er es nicht gefunden hat, kommt er vielleicht noch einmal wieder …«
Sie hatte den Filter ausgewechselt, Kaffeemehl hineingelöffelt und die Kaffeekanne unter die Maschine gestellt und lutschte nun nervös am Daumen. »Daran habe ich nicht gedacht«, sagte sie schließlich. »Ich habe mich hier immer sicher gefühlt.«
Während der Kaffee durchlief, kam ihr offensichtlich ein Gedanke. Ihr Gesicht erhellte sich etwas. »Sagen Sie, kann ich Sie nicht irgendwie mieten?«
»Ich bin nicht käuflich«, erwiderte ich.
»Auch nicht für eine Nacht?«
»Ich bin weder Loverboy noch Privatdetektiv.«
»Schade«, sagte sie. »Ich hätte ihnen auch ein schönes Gästezimmer zu bieten.«
»Sind Sie eigentlich froh, dass Ihr Mann tot ist?«, fragte ich unvermittelt.
»Sieht man mir das nicht an?«
»Ich will es aus Ihrem Mund hören.«
»Nur, wenn Sie mir Ihren Schutz anbieten!«
»Das ist Erpressung!«
»Mir bleibt in meiner Situation nicht anderes übrig.«
Der Kaffee war fertig.
»Also schön«, willigte ich ein. »Aber ich habe einen besseren Vorschlag: Sie kommen mit zu mir. Da sind Sie sicherer.«
Als wir ins Wohnzimmer kamen und Hermine Heuwinkel gerade den frischen Kaffee einschenken wollte, traten Norbert und Frau Rosenstolz gerade wieder aus ihrer Ecke.
»Abzug!«, bestimmte Norbert. Die
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