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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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Angst, mein Freund, ich werde nicht jeden Morgen zum Frühstück anklopfen.«
    Dann wandte er sich mit sichtlicher Vorfreude den Speckscheiben zu. Er schaufelte sie auf eine Scheibe Brot und verleibte sie sich in Windeseile ein.
    »Eigentlich übe ich vor einem Auftritt Enthaltsamkeit«, sagte er kauend. »Schon ein winziger Krümel in der Kehle genügt, die gesamte Vorstellung zu schmeißen.«
    »Was Sie nicht sagen …« Dennoch hatte er meine Neugier abermals geweckt.
    »Sie haben gleich einen Auftritt?«, fragte ich hoffnungsvoll. Das hieße, dass ich ihn bald wieder loswürde.
    »Ja, ich muss vorsingen.«
    »Oh, am Theater? In Bielefeld oder in Detmold?«
    »In der Fußgängerzone«, bekannte er. »Die subventionierten korrupten Bühnen sind nichts für meinesgleichen. Ich ziehe den ehrlichen Applaus der offenen Straße vor.«
    Inzwischen war Hermine aus dem Bad gekommen.
    Bisher hatte ich sie nur im Kostüm oder Kleid erlebt. Aufgedonnert war die richtige Bezeichnung. Heute hatte sie sichtlich abgeflaggt. Sie trug eine einfache Jeans und einen schlichten Pullover. Dazu hatte sie nur einen Hauch von Schminke aufgetragen. Das rotblonde Haar hatte sie mit einem Gummiband einfach zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ich erkannte sie kaum wieder. Es war, als ließe sie mit dem Tod ihres Mannes eine Hülle zurück, eine Puppe, aus der nun die wahre Hermine Heuwinkel geschlüpft war. Und diese gefiel mir eindeutig besser als die aufgetakelte Version.
    Sie nickte kurz in die Runde und setzte sich möglichst weit von Wilbur entfernt auf einen Stuhl, sodass sie mir gegenübersaß.
    »Dein Freund Norbert fand im Nachhinein die Idee ganz gut, dass ich für ein paar Tage von der Bildfläche verschwinde«, sagte sie und nahm sich ein Brötchen.
    »Wenigstens so lange, bis die Untersuchungen an Herberts Leiche abgeschlossen sind. Sollen die Gerüchte ruhig ins Kraut schießen! Bis dahin kann ich eh nichts machen …«
    »Was ist mit dem Haus?«, fragte ich.
    »Wird observiert.«
    Ich nickte. Nun hatte sie mich doch wieder am Wickel. »Vielleicht sollte ich mal vorsichtig bei seinen Stammtischbrüdern anklopfen? Vielleicht haben die ja was mit dem Einbruch zu tun?«
    »Könnte nicht schaden. Von Herberts sogenannten Freunden ist einer zwielichtiger als der andere. Die haben alle Dreck am Stecken.«
    Ich schaute auf Sare, die mit unbewegter Miene ihren Tee schlürfte. Irgendwie tat sie mir leid.
    »Du bleibst am besten hier«, sagte ich. »Bis sich die Lage entschärft hat.«
    »Die wird sich nicht entschärfen«, sagte sie. »Meine Familie wird mich so lange suchen, bis sie mich finden. Und dann werde ich mit Kemal zwangsverheiratet.«
    »Hab keine Sorge«, sagte Hermine und nahm ihre Hand. »Wir werden dir helfen.«
    Und selbst Wilbur hielt einen Moment mit dem Frühstücken inne und nickte eifrig.
    Doch die Unterhaltung mit ihr hatte mich an etwas erinnert.
    »Entschuldigt mich«, sagte ich und stand auf und ging nach nebenan zum Telefon. Ich musste länger suchen, um Abendroths Telefonnummer in meinem Zettelkasten zu finden. Ich hoffte, dass sie noch stimmte, denn nur die wenigsten Anrufer schafften es, bis zu ihm vorzudringen.
    Und auch ich hatte Pech. Nach einiger Zeit meldete sich eine abweisende weibliche Stimme: »Langhardt!«
    »Ich möchte gern Herrn Abendroth sprechen.«
    »Ihr Name?«
    »Morgenstern.«
    »Oh, Herr Morgenstern, Herr Abendroth lobt Sie in den höchsten Tönen, wenn er von Ihnen spricht.«
    »Das wird er nach diesem Telefonat nicht mehr.«
    »Nein? Aber wieso nicht?«, flötete sie, inzwischen sehr freundlich.
    »Können Sie mich zu ihm durchstellen? Ich möchte ihm mitteilen, dass er ein Arschloch ist.«
    »Leider nein, Herr Abendroth ist nicht zu sprechen.« Ihre Stimme wurde um keinen Deut unfreundlicher. Sie war gut gebrieft.
    »Sie sollten ihm deutlich machen, dass es gut für sein Seelenheil ist, wenn er vielleicht doch eine einzige Minute seiner wertvollen Zeit für mich opfert.«
    Sie zögerte. Wahrscheinlich wog sie ab, wie ernst mein Anliegen war und wie ernst es Abendroth war, mich nicht zu sprechen.
    »Worum geht es?«, fragte sie schließlich.
    »Ich sagte es doch, um sein Seelenheil.«
    »Bitte bleiben Sie in der Leitung.«
    »Gerne«. Ich wartete zwei Minuten, dann vernahm ich ein Klacken, und Frau Langhardt sagte: »Ich soll Ihnen ausrichten, Herr Abendroth ist für eine Woche nach Timbuktu gereist und verzichtet in dieser Zeit seines Urlaubs auf jegliche Kommunikationsmittel.«
    Ich

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