Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
schwarzen Kaffee?«
»Beides«, sagte ich.
»Aber erst gehst du ins Bad. Du siehst aus, als wärst du tagelang durch den Dschungel gekrochen.«
»Das kommt der Wahrheit ziemlich nah.«
Sie verschwand in die Küche. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie nur ein Nachthemd anhatte, das ihr bis weit über die Knie fiel. Ihre Füße steckten in rosafarbenen Plüschpantoffeln, die garantiert nicht aus meinem Arsenal stammten.
Ich stand auf und verschwand ins Bad. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass Hermine recht hatte mit dem Dschungel. Allerdings erinnerte ich weniger an Tarzan als vielmehr an die traurigen Gestalten, die im TV-Dschungelcamp turnusmäßig dahinvegetieren.
Ich stellte mich unter die Dusche, und als ich den heißen Wasserstrahl auf der Haut spürte, kamen mir automatisch die Ereignisse der letzten Nacht in den Sinn.
Ich hatte noch eine ganze Minute lang in Abbys Augen geschaut. Dann war er zusammengezuckt, weil plötzlich eine Gestalt hinter ihm aufgetaucht war. Sie war in schwarzes Leder gekleidet wie eine typische Domina, und in der Hand hatte sie etwas gehalten, das mich an einen Ochsenziemer erinnerte.
Ich hatte genug gesehen und den Ausgang allein gefunden. Ich hatte nicht länger auf Abby Ackergoldt warten wollen. Und ich wusste, dass auch er das nicht gewollt hätte. Ab jetzt gingen wir getrennte Wege.
Ich hatte mich in eines der Taxis gesetzt, die vor dem Red Cave warteten, hatte einen Festpreis ausgehandelt, der dennoch unverschämt hoch gewesen war, und mich nach Hause bringen lassen.
Auf die Uhr hatte ich nicht geschaut, als ich endlich den Schlüssel zu meiner Wohnung umdrehte. Aber die Ruhe hatte mich irritiert. Normalerweise schlug Luna an oder rannte mir schwanzwedelnd entgegen, wenn ich nach Hause kam.
Irgendetwas war faul gewesen.
Vorsichtig war ich nach oben geschlichen. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Hermine auf dem Sofa liegen würde. Sie schlief tief und fest und schnarchte leise. Sie hatte sich in eine Decke gekuschelt, und neben ihr lag Luna. Die hatte die rehbraunen Augen geöffnet und mich freundlich angeschaut, so als wollte sie sagen: »Schau her, du Verräter. Aber ich verzeihe dir, dass du mich so lang allein gelassen hast.«
Ich löschte das Licht und schlich leise, um Hermine nicht zu wecken, ins Schlafzimmer.
Dort fiel ich augenblicklich in einen tiefen Schlaf.
Als ich mich an den Frühstückstisch setzte, trug Hermine einen hellblauen Bademantel. Die blonden Haare fielen ihr ins Gesicht, und sie versuchte, sie dadurch zu bändigen, dass sie sie hinter die Ohren strich.
Sie schenkte mir eine Tasse Kaffee ein, dann marschierte sie wieder zum Herd. Ich musste schmunzeln über ihre strammen Waden, die gar nicht zu ihren ansonsten so schlanken Beinen passten. Aber sie passten zu Hermine. Genau wie die etwas zu breiten Schultern und die starken Oberarme.
Mein Magen knurrte. Ich sah ihr zu, wie sie am Herd hantierte. Sie blickte kurz über die Schulter, bemerkte stirnrunzelnd, dass ich sie beobachtete, und machte weiter.
In der Pfanne schäumte bereits Butter.
»Und? Hunger?«, fragte sie.
»Wie ein Bär.«
»Die Frage, wie du den Strammen Max am liebsten magst, erübrigt sich dank der beschränkten Auswahl, die dein Kühlschrank hergibt …«
»Wieso? Ich kenne nur die eine Variante mit Brot, Schinken und Spiegelei.«
»Immerhin habe ich zwei Scheiben Brot gefunden. Die sind aber so staubtrocken, dass ich sie in der Butter röste. Ich hätte die frische Variante bevorzugt, ohne Anrösten, und dann etwas Butter daraufgestrichen. Dann kommt der Schinken. Es muss roher Schinken sein, sonst ist es kein Strammer Max.«
»Sondern?«
»Eine Stramme Luise. Und mit Salami darauf ist es ein Strammer Moritz.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass die Zubereitung eines so einfachen Gerichts so kompliziert ist.«
»Ist es ja auch nicht. Genau wie das Sandwich: Toast, Remoulade und ein bisschen Senf, Roastbeef und darauf vielleicht noch eine Gurke oder ein Salatblatt. Die einfachsten Dinge sind am köstlichsten …«
Sie briet das Brot in der Pfanne. In einer zweiten, kleineren Pfanne erhitzte sie etwas Öl und schlug zwei Eier hinein. »Wichtig ist, dass das Eigelb schön cremig-flüssig bleibt«, dozierte sie.
»Warst du mal Köchin?«
»Hauswirtschaftslehre und Erfahrung. Und ich hab oft in der Lieblingskneipe meines Vaters gejobbt. Da gab es nur drei Gerichte: Soleier, Frikadellen oder Würstchen mit Kartoffelsalat und eben den Strammen Max.
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