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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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heiß«, erklärte Jenny. Ihre Stimme klang nun noch etwas schriller, und sie rutschte aufgeregt auf dem Stuhl hin und her. Ihr kurzer Rock rutschte hoch, und ich sah, dass sie darunter nichts trug. »Manche Kunden wollen den totalen Kick. Denen kann das Wasser nicht eiskalt genug sein. Andere verbrühen sich lieber die Haut …«
    »Kunden? Also zahlen die Männer?« Bisher hatte das alles nach einer tollen Gratisparty geklungen.
    »Freiwillig. Das habe ich dir doch erzählt.«
    »Und wer nicht zahlt?«
    »Kommt nicht wieder rein. Was glaubst du, wie viele schon darum gebettelt haben, ihre Schulden bezahlen zu dürfen?«
    Ich konzentrierte mich wieder auf den Bildschirm. Das Wasser in dem Behälter stieg stetig. Es ging dem Mann bereits bis zu den Knien.
    »Warum zeigst du mir das?«
    »Einen Moment noch. Schau dir das an, ist das nicht geil?«
    Einmal mehr fragte ich mich, warum Ackergoldt mich hierher geschleppt hatte. Hatte er gedacht, ich würde auf Sadomaso-Sex stehen? Hatte ich irgendetwas an mir, das diese irrige Annahme rechtfertigte?
    »Danke, mir reicht’s!«, sagte ich und wandte mich ab.
    »Moment noch!« Ihre schrille Stimme hielt mich zurück. Sie drückte wieder einen Knopf, und diesmal war ich wirklich geschockt.
    »Unser Stall!«, erklärte Jenny stolz.
    Der Boden des Zimmers war mit Stroh bedeckt. Die Wände waren weiß gefliest. Sonst gab es nichts darin. Außer neongrellen Lichtröhren, die der ganzen Szenerie etwas Klinisches verliehen.
    Auf dem Stroh hockte ein Mann auf allen vieren. Er war so riesig, dass ich ihn sofort erkannte, obwohl er eine schwarze Maske trug, die eng um sein Gesicht lag. Ansonsten war er nackt. So tief war ein Abby Ackergoldt also gesunken.
    Ich sah, dass seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren.
    Als ahnte er, dass wir ihn in diesem Moment beobachteten, robbte er näher an die Kamera heran. So nah, dass ich in seine Augen schauen konnte.
    Ich sah keine Wut mehr darin, keine Eitelkeit, keinen Zorn, keine Gier.
    Ich sah nur eine grenzenlose Trauer darin.
    Die Trauer darüber, dass er seinen Freund verloren hatte.
    Und der einzige Ort, an dem er diese Trauer für einige Augenblicke vergessen konnte, war das Red Cave .

IV. E ISBEIN
    Ein belegtes Brot mit Schinken …
    (Die Toten Hosen: Bommerlunder )
    Das Licht traf mich wie ein Hammerschlag. Die Tür sprang auf. Ein schwarzer Schatten schob sich zwischen mich und die Freiheit. Mein Instinkt sagte mir, dass ich aufspringen und dem Licht entgegenrennen sollte. Vorbei an dem Schatten, hinaus in die Freiheit.
    Aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich saß wie festgefroren auf meinem Platz und kniff die Augen zusammen.
    Nein, der Schatten war nicht Frau Schlüter. Es war ein Mann. Er sagte etwas, aber es klang nicht freundlich. Die Stimme kannte ich nicht. Ich verband weder eine besondere Erinnerung noch ein Gesicht damit.
    Mein Gedächtnis reichte bis zu dem Moment, an dem ich hier das erste Mal aufgewacht war. Davor war Chaos.
    Ich verstand nicht, was der Mann sagte. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider wie Glockenschläge, sodass ich mich unwillkürlich duckte. Sie machten mir Angst.
    Die Frau, mit der ich die Kammer teilte, schrie auf. Ich sah, wie er sie am Arm packte und hinauszog. Ich konnte ihr nicht helfen.
    Als er die Tür schloss, waren ihre Schreie nicht mehr zu hören.
    Ich war froh darum.
    Ich kauerte mich zusammen und wartete wieder in der Finsternis.
    Verwundert hob ich den Kopf, als sich die Tür abermals öffnete. Ich glaubte, dass nicht einmal eine Minute vergangen war. Aber unwillkürlich wusste ich, dass viel mehr Zeit verstrichen war.
    Der Schatten warf die Frau in die Kammer. Er schien sehr wütend zu sein, denn er stieß wüste Drohungen aus, die ich nicht begriff.
    Dann schlug er die Tür erneut zu.
    Ich schleppte mich zu meiner Mitgefangenen. Sie schluchzte. Ich tastete über ihr Gesicht. Es war feucht. Aber es waren nicht nur Tränen. Ich nahm den metallischen Geruch von Blut wahr.
    Meine Hände tasteten sich weiter abwärts. Man hatte ihr die Jacke abgenommen. Sie war wieder nackt. Und ihr ganzer Körper war offenbar blutverschmiert.
    Ich wollte sie in meine Arme nehmen und trösten, aber sie schrie und schlug nach mir.
    Irgendwann gab ich es auf.
    Irgendwann kroch sie zu mir.
    Sie presste sich zitternd an mich, und wir teilten die wenige Wärme, die uns noch geblieben war.

Zwischenspiel:
    So mag es abgelaufen sein:
    Gleich nach dem Frühstück geht Lotte Unverzagt mit ihrem Rollator an der

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