Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Kartoffelsalat beherrsche ich übrigens auch perfekt. Der schmeckt traumhaft …«
»Nächstes Mal.« Der Geruch von Butter, Brot und Spiegeleiern vermischte sich zu einem unwiderstehlichen Duft. Wäre ich ein Hund und hieße Luna, ich hätte sabbernd vor Hermine gehockt.
Endlich war es so weit: Sie verteilte das Brot auf zwei Teller, legte rohen Schinken darauf und wartete noch eine Minute, bis die Spiegeleier fertig waren.
»Voilà«, sagte sie stolz, als sie mir den Teller hinstellte. »Möge der Herr wieder zu Kräften kommen.«
In den nächsten Minuten widmete ich mich nur dem Essen. Der Kaffee dazu tat gut. Die einfachsten Dinge konnten am köstlichsten sein. Umgekehrt war es so einfach, glücklich zu sein.
Und dennoch lag da ein Schatten über unserer Frühstücksidylle.
»Wir sitzen hier wie ein altes Ehepaar«, bemerkte Hermine.
»Dann würde ich dir jetzt ein paar Fragen stellen.«
»Und was für welche? Nur zu!«
Ich spülte die letzten Speisereste mit einem Schluck Kaffee hinunter.
»Zum Beispiel diese: Wo warst du zwischen zehn und zwölf gestern Nacht?«
»Das klingt wie ein Verhör.«
»Also?«
»Aber das weißt du doch: Ich bin mit Sascha weggefahren.«
»Du hast mir nicht erzählt, dass ihr Geschwister seid.«
»Nicht? Muss ich vergessen haben.« Im Gegensatz zu mir hatte sie ihren Strammen Max erst halb aufgegessen. Sie säbelte einen Bissen ab und führte ihn mit der Gabel zum Mund.
»Vergiss die Frage nicht.«
Sie legte die Stirn in Falten. »Sascha war ziemlich aufgeregt. Er wollte mit mir reden. Er hat behauptet, er wüsste, wer Herbert umgebracht hat.«
»Und warum konnte er dir das nicht im Lokal erzählen?«
Sie nahm einen weiteren Bissen. Es kam mir so vor, als wollte sie einfach nur Zeit gewinnen. Ich gab ihr diese Zeit, damit sie ihre Worte mit Bedacht wählen konnte. Endlich fuhr sie fort: »Er hat sehr geheimnisvoll getan …«
»Das passt nicht zusammen«, widersprach ich. »Aufgeregt und geheimnisvoll? Was denn nun?«
»Er hatte Angst. So habe ich ihn noch nie erlebt. Sein Gemütszustand hat die ganze Zeit gewechselt. Es wäre sehr wichtig, dass ich sein Geheimnis mit ihm teilte, hat er gesagt. Er hatte Angst, dass es ihn als Nächsten treffen könnte. Nach Herbert. Er hat gedacht, wenn er mich einweiht, wäre er weniger gefährdet, denn der Mörder müsste ja befürchten, dass ich sofort zur Polizei gehen würde, wenn meinem Bruder was passiert …«
»Moment!«, unterbrach ich sie. »Das war doch ziemlich leichtsinnig von ihm, dich da mit reinzuziehen. Immerhin stehst du damit auch auf der Abschussliste – wenn ich mal die Ängste deines Bruders ernst nehme.«
»Stimmt!«, sagte Hermine überrascht. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Wieder zog sie die Stirn kraus. Dann aber entspannten sich ihre Gesichtszüge. »Ich habe nicht das Geringste zu befürchten. Er hat mir nämlich gar nichts erzählt.«
Wie? Er hat dir nichts erzählt?«
»Nein, kein Wort, ehrlich.«
Allmählich hatte ich das Gefühl, dass sie mich auf den Arm nahm. »Du willst mir echt erzählen, er hat den ganzen Wirbel veranstaltet, ohne dass etwas dabei herausgekommen wäre? Er hat seinen Kumpel Ackergoldt einfach so stehen lassen. Und du mich! Hast du auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, wie ich da wieder wegkommen sollte?«
»Ja, habe ich«, sagte sie trotzig. »Sascha meinte, er hätte mit Abby gesprochen. Der würde sich um dich kümmern …«
»Das hat er. Allerdings!«
Sie sah mir in die Augen, erforschte meinen Blick und fragte besorgt: »Er hat sich doch benommen, oder? Und außerdem«, setzte sie hinzu, »hättest du ja auch ein Taxi nehmen können. Verstehst du nicht, dass ich einfach Angst um meinen Bruder hatte?«
»So große Angst, dass du nicht mal eine Minute warten konntest, bis ich von der Toilette zurück war? Oder eine halbe Minute, um dem Kellner zu sagen, dass er mir ausrichten soll, wo du steckst.«
»Jetzt benimmst du dich wirklich wie ein eifersüchtiger Ehemann.«
»Ich bin nicht eifersüchtig. Schon gar nicht auf einen Toten.«
Sie schaute mich ungläubig an. »Sag das noch mal!«
»Sascha Schwekendiek ist tot. Dein Bruder ist heute Nacht ermordet worden.«
Fünf, sechs Sekunden lang schwieg sie, als hätte sie mich nicht verstanden. Dann stand sie auf, nahm die Teller weg und ging zur Spüle. Sie stellte das Geschirr hinein, räumte die restlichen Sachen weg und setzte sich wieder an den Tisch. Dann sagte sie: »Ich habe dich
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