Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Tür und sagte: »Das ging aber schnell.«
Dann sah sie, was ich in der Hand hielt, und kam fassungslos heraus. Sie hatte geduscht. Ihre Haare waren noch feucht, und sie hatte sich ein Badetuch um den Körper gewickelt. Es stand ihr gut.
»Irgendjemand hat uns was zum Frühstück an die Haustür gehängt«, sagte ich. »Riecht verdächtig nach Salami.«
Ich sah, dass sie regelrecht geschockt war. Dann sagte sie: »Herbert hat genauso ein widerwärtiges Ding bekommen! Mehrere Male! Erst dachten wir, das wäre ein Scherz von seinen Freunden …«
»Schöner Scherz!«
»… und dann haben wir dahinter diese Anonymen Vegetarier vermutet. Und dann war Herbert tot!«
»Hast du das Norbert erzählt?«
»Natürlich.«
Ich sah sie streng an. »Gibst es noch etwas, was Norbert weiß, aber ich nicht?«
»Nein. Aber hast du nicht selbst gesagt, ich soll ihm alles erzählen?«
»Dazu wirst du gleich die Gelegenheit haben«, sagte ich und griff zum Telefon.
Ich wählte Norberts Privatnummer. Einer seiner Söhne meldete sich. Ich fragte, ob sein Vater zu Hause sei, und er sagte, nein, sein Vater habe ihm aufgetragen, allen zu sagen, dass er nicht da sei. Dann legte er auf.
Seufzend wählte ich ein zweites Mal. Wieder war der Junge dran.
»Hier ist Moritz«, sagte ich. »Du kennst mich doch gut. Ich war öfter bei euch. Gib mir mal deine Mutter!«
»Die ist zum Markt gefahren.«
»Dann gib mir deinen Vater!«
Ich hörte eine Stimme im Hintergrund fragen, wer da, verflucht noch mal, sei. Der Junge deckte offenbar die Sprechmuschel mit der Hand ab, sodass ich den weiteren Verlauf der Diskussion nicht mitverfolgen konnte.
Schließlich meldete sich Norbert. »Ich bin nicht zu Hause«, brummte er unfreundlich.
»Hermine Heuwinkel steht neben mir. Sie hat gestern Abend ihren Bruder, Sascha Schwekendiek, bis vor die Haustür begleitet …«
»Ich verstehe nur Bahnhof. Gib mir bitte keine Rätsel auf. Ich bin erst vor zwei Stunden ins Bett gekommen …«
Ich erzählte ihm noch einmal ganz langsam, was ich von ihm wollte. Danach schwieg er einige Sekunden. Vorsorglich hielt ich den Hörer ein paar Zentimeter vom Ohr weg. Ich hatte richtig vermutet. Sein Wutausbruch ließ nicht lange auf sich warten.
»So was nennt man Erpressung, mein Freund!«, wetterte er. »Du bietest mir eine der Hauptverdächtigen als Zeugin, aber nur dann, wenn ich sie quasi privat verhöre und sie mit Samthandschuhen anfasse und dann wieder laufen lasse. Das Mädchen ist ja ach so bemitleidenswert, wo sie doch erst vor ein paar Tagen ihren Mann verloren hat und jetzt noch ihren Bruder. Das arme Schwesterchen …«
Hermine hatte mitgehört. Plötzlich brach es auch aus ihr heraus. Sie schluchzte auf und rannte weinend zurück ins Badezimmer. Ich hörte, wie sie abschloss.
»Wenn sie sich was antut, hast du sie auf dem Gewissen«, warnte ich Norbert und erklärte ihm, dass sie sich eingeschlossen hätte. »Übrigens, da fällt mir ein: Wir haben heute Morgen einen Termin mit Frau Doktor Rosenstolz, den würde ich gerne abblasen. Ich möchte die Sache lieber mit dir besprechen.«
»Okay, ich rede mit ihr. Du hast Glück: Wir halten euch nicht für die Täter.«
»Da bin ich aber beruhigt. Und warum nicht?«
»Schwekendiek hat sich in seinem Haus verbarrikadiert. Trotzdem hat er seinen Mörder reingelassen. Die Haustür war unversehrt. Offensichtlich hat Schwekendiek seinem Besucher nicht getraut, denn er hat sich eingeschlossen. Die Tür zu dem Zimmer ist völlig zersplittert und aus den Angeln gehoben. Das muss ein Berserker gewesen sein …«
»Ackergoldt«, entfuhr es mir. »Ihm traue ich zu, dass er eine Tür aus den Angeln hebt.«
»Ackergoldt hat ein Alibi, habe ich gehört. Du bist in der Nacht mit ihm herumgezogen. Außerdem haben wir die Chefin von diesem Schuppen befragt, in dem ihr euch vergnügt habt …«
»Was ihr alles wisst!«
»Viel zu wenig. Und daher muss ich die Schwester noch einmal verhören. Wann passt es euch?«, fragte er sarkastisch.
»Du hast wirklich schlecht geschlafen.«
»Spar dir dein Mitleid. Wann kommt ihr vorbei?«
»Keine Ahnung. Ich muss erst wieder aufbauen, was du angerichtet hast.«
»Mir kommen die Tränen.«
»Immerhin ist Hermine meine Klientin.«
»Klientin?« Er lachte höhnisch. »Seit wann nennt man eine Informantin Klientin? «
»Ob du’s glaubst oder nicht: Im Moment kann ich mich vor Aufträgen kaum retten. Wenn das so weitergeht, esse ich die Currywurst nur noch mit
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