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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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Wachhundes. Allerdings übertrieb sie. Seitdem sie den Briefträger auf der Liste potenzieller Einbrecher hatte, weigerte dieser sich, die Post zuzustellen.
    Nach fünf Minuten kam Ollie angelaufen. Er atmete heftig. »Wilbur hält uns ziemlich auf Trab. Wir sollen in zehn Minuten hier unten fix und fertig parat stehen …«
    Ich setzte mich auf eine Bruchsteinmauer und sah ihn zweifelnd an. »Sag mal, dein Vetter Wilbur ist nicht zufällig irgendwo entlaufen?«
    »Entlaufen? Du meinst gelaufen?«
    Ich gab es auf, mit ihm über Wilbur zu sprechen. Dafür interessierte mich, was Frau Dr. Rosenstolz am vergangenen Tag von ihm gewollt hatte. Er wurde tatsächlich rot.
    »Sie hat mich gefragt, was passiert ist.«
    »Und du hast es ihr erzählt?«
    Er nickte.
    »Und sonst?«
    Und sonst?
    »Na ja, viel gab es ja wohl nicht auszuplaudern. Als ich Norberts Büro verlassen habe, warst du immer noch in ihrem Büro.«
    »Ah ja.«
    »Ah ja?«
    »Sie interessiert sich sehr für die englische Kultur.«
    »Nur für die Kultur? Oder auch für diejenigen, die die Kultur hervorgebracht haben?«
    »Wir wollen am Wochenende zu einem englischen Gartenfest«, erzählte Ollie stolz.
    Ich umarmte ihn und beglückwünschte ihn zu seiner Wahl.
    »Zu welcher Wahl?«, fragte er verwirrt.
    »Eine Wahl ist, wenn man mindestens zwei Entscheidungsmöglichkeiten hat.«
    »Du meinst Ja oder Nein?«
    »Ich meine Frau Rosenstolz oder Sare.«
    »Oh, Sare, stimmt, die ist ja auch noch da …«
    »Was immer zwischen euch war, erklär ihr, dass es vorbei ist«, riet ich ihm. »Denk an ihre Brüder.«
    »Aber es ist nichts gewesen zwischen uns«, versicherte er. Und setzte kleinlaut hinzu: »Sie wollte nicht. Sie hat mir einen Korb gegeben.«
    Luna sprang an mir hoch. Ich bückte mich, hob einen Stein und warf ihn über den Hof. Luna lief los und suchte ihn.
    »Und wie hast du den Wagen wieder hierher geschafft?«
    »Amelie … ich meine, Frau Rosenstolz, hat gesagt, ich brauche mir keine Sorgen machen. Sie nannte es Amtshilfe. Keine Ahnung, was das bedeutet …«
    »Ich kann’s mir denken«, sagte ich. Ollies Deutsch war fast perfekt, nur einige wenige Wörter kannte er partout nicht. Er ließ es sich jedoch in der Regel nicht anmerken.
    »Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du auf Luna aufpassen kannst …«
    »Unmöglich – du hast Wilbur gehört!«
    »Wie wär’s, wenn du stattdessen auf mich hörst? Meine Pläne sind heute Morgen auch über den Haufen geworfen worden. Ich erzählte ihm, was alles vorgefallen war. Als ich ihm von dem Galgenkranz berichtete, fasste er sich unwillkürlich an den Hals.
    » By Jove ! Solltest du damit nicht zur Polizei gehen?«
    »Die werden kaum jemanden dafür abstellen. Ich wollte eigentlich mal Frau Schlüter fragen, was sie davon hält. Und da kann ich Luna nicht gebrauchen.«
    Frau Schlüter war an diesem Vormittag nicht im Laden, dafür aber ihr Mitarbeiter Thomas Backus, der das Fleischerhandwerk ebenfalls von der Pike auf gelernt hatte. Alle Welt nannte ihn nur Gus, in Erinnerung an den Schlagerstar der Sechziger. Außerdem war Gus ein großer Elvis-Fan, und der hatte seine Hochzeit ja auch in den Sechzigerjahren gehabt.
    Wenn Gus nicht hinter der Theke stand, trug er eine Tolle. Jetzt versteckte er sie unter einer weißen Stoffmütze.
    Ich nutzte die Gelegenheit, als er seinen Kunden verabschiedet hatte, um ihm die beiden zu einer Schlinge gebundenen Würste an dem Strick zu zeigen.
    »Die hingen vor Ihrer Tür? Da versteht einer sein Handwerk«, stellte er fachmännisch fest. »Ein echter Westernknoten.«
    »Mich interessiert eher die Wurst«, sagte ich.
    Er nahm sie in die riesigen Hände, schob sie hin und her, begutachtete sie, roch daran und schüttelte schließlich den Kopf. »Nicht unsere Wurst. Ausgeschlossen …«
    Eine der Kundinnen, die von einer anderen Mitarbeiterin bedient wurde, schaute misstrauisch herüber.
    »Davon bin ich auch ausgegangen«, sagte ich und bemühte mich, einen weniger verschwörerischen Tonfall zu wählen.
    »Hätt’ ja sein können«, sagte er. »Wenn es sich um eine Wurst von uns gehandelt hätte, hätte ich Ihnen die Kunden aufzählen können, die infrage gekommen wären … Wirklich ein komischer Scherz. Zumindest würde ich mal tippen, dass kein Lipper dahintersteckt.«
    »Und warum nicht?«
    »Der ist nicht so bekloppt und verschenkt zwei Würste! Moment, da fällt mir was ein!«
    Er schnappte sich ein Fleischermesser und schnitt eine der Würste in zwei Hälften.

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