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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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wieder hinterher, bis er daneben war. Dann ließ er sich fallen, kroch darunter, entging nur knapp den eisenbespannten Rädern, hievte sich auf die breite Mitteldeichsel, zog die Beine an und schob die Finger in die Lücken zwischen den Holzplanken über ihm. Er klebte jetzt unter dem Wagen wie eine Fledermaus. Wenn sie dort nicht nachsahen, war er unsichtbar.
    Die Schritte bogen um die Ecke, holten auf. Er wandte den schmerzenden Kopf und sah zwei Paar Beine.
    »He, du, Kutscher. Halt an!«
    »Waaas?«
    »Du sollst anhalten, verdammich!«
    Der Wagen kam abrupt zum Stehen, und Jacop krallte sich fester ins Holz, um durch den Ruck nicht von der Deichsel zu fallen.
    »Was wollt Ihr?« hörte er den Kutscher unwirsch fragen.
    »In deinen Wagen sehen.«
    »Warum?«

»Du hast einen Dieb hintendrin versteckt.« »Einen Dieb?« Der Kutscher lachte dröhnend. »Das wüßte ich, du Esel. Wein hab ich da drin.« »Dann laß uns nachsehen, wenn du nichts zu verbergen hast«, beharrte der Häscher.
    »Meinetwegen«, knurrte der Kutscher. Er sprang zu Boden. Jacop sah sie gemeinsam den Wagen umrunden, dann hörte er, wie die Plane über ihm zurückgeschlagen wurde. Wieder rumpelte es. Das Gefährt schwang auf und ab, als einer der Häscher hineinsprang und gebückt darin umherschritt.
    »Und«, rief der andere. »Was zu sehen?«
    »Fässer«, erklang es von drinnen gereizt. »Was ist in den Fässern, Alter?«
    »Diebe«, krächzte der Kutscher vergnügt. »Eingemachte gepökelte Diebe, einer in jedem Faß.«
    »Ha, Ha, Ha«, keifte der im Innern. Die Bohlen knarrten unter seinen Schritten. Er kam näher, war nun genau über Jacop.
    Zu spät fiel ihm ein, daß seine Finger ein Stück zwischen den Ritzen hinausragten. Im nächsten Moment trat der Mann drauf. Um Jacop wurde es schwarz und rot zugleich. Er biß sich auf die Zunge, um nicht loszuschreien. Bitte, dachte er, geh runter. Geh endlich runter!
    »Nun komm schon«, schimpfte sein Genosse gerade. »Er ist nicht drin, ich hab's dir doch gesagt.«
    Der andere drehte sich ein wenig auf dem Stiefelabsatz und schürfte Jacop die Haut von den Knochen. Der Schweiß brach ihm aus auf seiner Deichsel. Kaum noch Herr seiner Sinne, biß er die Zähne aufeinander.
    »Es stinkt nach Fisch hier drin.«
    »Das bildest du dir ein. Wir stinken alle nach Fisch. Komm endlich.«
    »Na gut.«
    Herrlich! Befreiend! Weg war der Stiefel. Zitternd ließ Jacop den angehaltenen Atem entweichen. »Was hat er denn gestohlen, Euer Dieb?« forschte der Kutscher neugierig, als der Mann wieder nach draußen sprang.
    »Das geht dich nichts an!«
    »Na, hört mal. Wenn ich schon halte und Euch in den Wagen gucken lasse, könnt Ihr mir wenigstens was erzählen.«
    »Er hat unserem edlen Herrn Mathias Overstolz einen Gulden gestohlen«, erklärte der andere. »Mitten auf der Straße, direkt vor seinem Haus in der Rheingasse.«
    »Nicht zu fassen!«
    Jacop glaubte, sich verhört zu haben. Einen Gulden gestohlen? Er? Wann denn, um Himmel willen?!
    »Ein rothaariger Bastard, Alter. Wenn du ihn siehst, sag uns Bescheid. Wir werden noch einige Zeit hier patrouillieren.«
    »Soviel Aufwand wegen eines Guldens?«
    »Der Herr Overstolz mag halt nicht bestohlen werden.«
    »Nein, und er mag's auch nicht, wenn wir viel quatschen«, fuhr ihm der erste Häscher dazwischen. »Fahr jetzt weiter, Alter.« Der Kutscher brummte etwas Unverständliches und ging wieder nach vorne.
    »Mathias wird toben«, sagte einer der Häscher leise.
    »Und erst sein seltsamer Freund«, erwiderte der zweite.
    »Der langhaarige Dominikaner?«
    »Mhm.«
    »Ach was, ich glaube, der hat ihm nur einen Gefallen –«
    Der Wagen ruckte an, daß Jacop fast von der Deichsel gefallen wäre. In letzter Sekunde fing er sich und hörte unter sich etwas auf dem lehmigen Boden aufschlagen, dann noch etwas. Mühsam verrenkte er sich den Hals und spähte nach unten.
    Tintenfische!
    Sie fielen aus seiner Kutte. Du lieber Gott! Er hatte bei seinem Sturz in den Fischstand Passagiere mit an Bord genommen! Das war's dann also. Aber noch einmal war ihm das Schicksal gnädig. Niemand schrie »He,
    Alter, stehenbleiben!«, keiner sah mit glühendem Triumphieren unter den Wagen. Ihre Stimmen entfernten sich. Sie gingen fort.
    Jacop klammerte sich so fest, wie es seine schmerzenden Finger zuließen. Besser, sich noch ein Weilchen fahren zu lassen, bevor er absprang. Langsam polterte der Wagen die Pfaffenstraße hinauf und bog in die Minoritenstraße ein. Jacop wurde

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