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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Wasser, feuchte, zuckende Leiber und japsende Mäuler, Scheren und Spinnenbeine, klackende Werkzeuge der Exekution, Glanz und Glibber, der sich bewegte, dahinfließender Ekel, und mitten hinein fiel Jacop, fiel tiefer, ruderte noch einmal verzweifelt mit den Armen und platschte ergeben in einen Haufen Polypen.
    Zuerst sah er nur Tentakel. Sie griffen nach ihm, saugten sich an seiner Kleidung fest. Dann bekam er den Blick frei auf das heillose Chaos, das seiner Attacke gefolgt war. Tatsächlich hatten es seine Häscher, nachdem sie ihrer ersten Verblüffung Herr geworden waren, versucht, ihm nachzutun, aber diesmal waren die Händler schneller gewesen und hatten sich ihnen in den Weg gestellt. Zwei der Verfolger konnten ihren Lauf nicht mehr bremsen. Sie prallten gegen die aufgebrachten Verkäufer, rissen sie mit und wurden allesamt über die Theke geschleudert, inmitten von Myriaden fliegender Fische. Die komplette Bank geriet ins Wanken. Frauen sprangen kreischend aus dem Weg und wehrten die zu so wunderbarem Leben erwachten Meeresbewohner ab, die ihnen entgegenschossen. Im Haufen der Aale entstand ein Strudel, in dem einer der Häscher kopfüber verschwand, während sich die Theke immer mehr neigte, es regnete Krabben auf den anderen, dann endlich war es soweit und der riesige, lange Tisch stürzte um, Händler, Häscher und Kundschaft unter sich begrabend. Jacop sah mehrere Karpfen über den Boden auf sich zuflitzen, wälzte sich aus dem Krakenbrei, rutschte aus und schaffte es endlich, auf die Beine zu kommen. Niemand beachtete ihn, obschon er der Urheber des furchtbaren Schlamassels war, weil alle viel zu sehr damit beschäftigt waren, sich in Sicherheit zu bringen. Alles war blitzschnell gegangen.
    Dann sah er die beiden anderen Verfolger um den gestürzten Stand rennen und begann wieder zu laufen, die Kehle ein einziger Brechreiz, an Groß St. Martin vorbei zwischen den übrigen Fischständen hindurch. Die anderen hingen ihm an den Fersen, aber langsam wurde der Abstand größer. Er mußte alles daransetzen, sie abzuschütteln, bevor wieder unvermutet Verstärkung aus der Gegenrichtung auftauchte. Keuchend jagte er zwischen der Stadtmauer am Rheinufer und dem Dombaugelände hindurch und die Dranckgasse hinauf. Damit hatten ihn die Häscher kurzzeitig aus den Augen verloren, wenngleich ihnen nicht entgangen sein konnte, wohin Jacop gelaufen war. Gleich würden sie wieder hinter ihm auftauchen. Er mußte sich unsichtbar machen, irgendwie. Er mußte –
    Am Wegesrand rumpelte ein Planwagen dahin, gezogen von zwei zottigen Kaltblütern. Der Kutscher döste in der Sonne. Die Plane stand einen Spaltbreit offen. Unmöglich auszumachen, welche Ladung das Gefährt mit sich führte. Es gab nur einen Weg, es herauszufinden. Hineinspringen. Jacop sammelte seine Kräfte zu einem weiteren Satz und schoß zwischen den Planenhälften hindurch in die Schwärze.
    Sein Kopf knallte gegen etwas Hartes. Stöhnend wälzte er sich auf den Rücken und setzte sich auf.
    Fässer!
    Mit dröhnendem Schädel kroch er an den Rand der Pritsche und sah vorsichtig unter dem Planenrand auf die Dranckgasse hinaus. Unten an der Mauer waren die beiden Männer aufgetaucht. Sie schienen verwirrt zu sein und redeten gestikulierend aufeinander ein, uneins, wohin sie sich wenden sollten.
    Dann zeigte einer auf den Planwagen.
    »Was habe ich dem Teufel bloß getan«, seufzte Jacop. Hastig sah er sich im Halbdunkel nach einem Versteck um, aber außer den Fässern gab es nichts. Sie füllten die ganze hintere Hälfte aus, lückenlos und ohne einen Spalt, um dahinterzukriechen.
    Plötzlich quietschte es schrecklich in den Achsen. Jacop verlor den Halt und purzelte auf die Seite, während der Wagen langsam und unter den absonderlichsten Geräuschen nach links abbog. Sie mußten unter der Pfaffenpforte hindurchgefahren sein! Damit waren sie für die Häscher außer Sichtweite, wenigstens einen Moment lang. Schnell robbte Jacop zur Plane und ließ sich hinausfallen, blieb mit dem Fuß an der Pritsche hängen und schlug erneut hart mit dem Kopf auf. Undeutlich hörte er Schritte näherkommen. Vor seinen Augen drehte sich alles.
    »Der Wagen ist da reingefahren!« schrie eine Stimme.
    »Und wenn er nicht drin ist?« fragte eine zweite außer Atem.
    »Wo soll er denn sonst sein, Blödmann!«
    Sie kamen. Hier lag er, Jacop der Fuchs, zum Abholen bereit auf der Pfaffenstraße. Wenn er nur klar denken könnte.
    Taumelnd richtete er sich auf und lief dem Wagen

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