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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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zu Ohren kam, Euer Dombaumeister habe sich zu Tode gestürzt. Ist das wahr?«
    Rolof starrte ihn an und sah dann ins Feuer.
    »Ja«, entgegnete er einsilbig.
    »Wie schrecklich, ein so gewaltiges Vorhaben, und dann das!« Der Fremde schüttelte den Kopf. »Aber die Wege des Herrn sind unergründlich. Wie ist es passiert?«
    Rolof sank in sich zusammen. Er war Unterhaltungen nicht gewachsen. Daß Gerhard gar nicht vom Gerüst gefallen, sondern heruntergestoßen worden war, hatte er begriffen, auch, daß irgend etwas Schreckliches bevorstand. Seltsam, wie er selber sich hatte sagen hören, es müsse noch jemand sterben. Aber dann war er müde geworden und hatte geschwiegen. Und jetzt? Was sollte er sagen?
    Der Fremde beugte sich vor und nickte ihm aufmunternd zu.
    »Du würdest mein Herz erfreuen, lieber Sohn, wenn du es mir erzählst, auch wenn der Inhalt deiner Rede es zugleich betrüben mag. Denn, weißt du, ich hörte auch, man sei sich über die –« Er schaute sich um, als sei noch jemand im Raum, rückte näher und senkte die Stimme. » – die Umstände seines Todes nicht ganz einig.«
    »Es war der Teufel!« platzte Rolof heraus.
    »Ah, der Teufel! Wer sagt das?«
    »Der –« Rolof stutzte. »Der Mann«, meinte er vorsichtig.
    »Welcher Mann?«
    »Der hier war.«
    »Ach so, ich verstehe. Rothaarig, nicht wahr?«
    Rolof sah den Fremden an und zermarterte sich das Hirn, wie er antworten solle. Würde nur Jaspar endlich kommen!
    Langsam, mit zusammengekniffenen Lippen, nickte er.
    Der Fremde wirkte sehr befriedigt.
    »Dachte ich's mir! Ich kennen den Rothaarigen, er hat eine blühende Phantasie. Ein Lügner, wußtest du das? Wem hat er den Unsinn erzählt, liebster – wie ist eigentlich dein Name?«
    »Rolof.«
    »Liebster Rolof, der Herr schaut auf dich hinab und sieht seinen frommen Diener. Aber ungern schaut der Herr auf Verleumder und Wichtigtuer. Erleichtere dein Herz und sage mir, mit wem der Rothaarige – ist nicht Jacop sein Name? Jacop der Fuchs nennt er sich sogar in seinem lästerlichen Hochmut, als sei er klug und weise, pah – mit wem also dieser Jacop über den armen Dombaumeister gesprochen hat.«
    »Oh, nun ja.« Rolof rutschte unruhig auf der Bank hin und her. »Der kam gestern hier an, ja? Waren nur Jaspar und Goddert da, haben getrunken wie immer. Und Richmodis! Die ist süß.« Rolof lächelte verzückt. »Hat 'ne Nase wie'n Baum im Wind.«
    »Schön gesagt, mein Freund, ich hoffe, es war ein Kompliment an das Fräulein.«
    »Richmodis ist süß. Der Rothaarige hat komische Dinge erzählt, ich weiß nicht, ob ich darüber –« Er biß sich auf die Zunge und schwieg. Rolof, dachte er, halt dein ungewaschenes Maul.
    Sein Gegenüber lächelte nicht mehr. »Wem hat er es sonst erzählt?«
    »Sonst?«
    »Sonst. Außer Euch.«
    »Weiß nicht.«
    »Wann kommt Jaspar zurück?«
    »Weiß nicht.«
    »Und Jacop? Jacop der Fuchs?«
    »Weiß nicht.«
    Der Fremde betrachtete ihn abschätzend. Dann lehnte er sich entspannt zurück und bleckte fröhlich die Zähne.
    »Ist die Welt nicht schön, mein liebster Rolof? Ich werde mir wohl doch einen Becher Wein genehmigen, wenn du so freundlich wärest. Selig die Unwissenden.«
    »Selig die Unwissenden«, murmelte Rolof unglücklich.
    Jacop
    Die Verfolger hatten sich offenbar aufgeteilt. Als Jacop sich bei den Fleischbänken umsah, bemerkte er nur noch zwei von ihnen. Er schlitterte durch den Schlamm und hielt auf das Gassengewirr hinter dem Eisenmarkt zu. Nur dort bot sich eine Chance, den Häschern zu entwischen, dort war Jacop ihnen überlegen, weil er jeden Winkel kannte.
    Sie kamen näher. Es war unbeschreiblich eng.
    Fluchend setzte er über einen großen Hund hinweg und sah sich plötzlich einer äußerst beleibten Bürgersfrau gegenüber, die den kompletten Durchgang zwischen den Käseständen und den Gemüsebauern einnahm und ihn böse anfunkelte. Offenbar hatte sie nicht die Absicht, auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu weichen. Hinter ihm erklang wütendes Bellen, das plötzlich in Winseln und Gejaule überging, dann hörte er wieder den wohlvertrauten, schrecklichen Ruf:
    »Dieb! Dieb! Der in der Kutte, laßt ihn nicht entkommen!«
    Jacop fuhr herum. Die zwei Männer und der Köter bildeten ein Knäuel von Gliedmaßen und schwarzen Pfoten. Die Kerle kamen soeben wieder hoch, die Arme nach ihm ausgestreckt.
    »Dieb!« fiel die Frau sofort mit ein, holte mit einem riesigen Rettich aus und zog ihn Jacop über den Schädel, daß er für einen

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