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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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oder Lebensmittel schenken wollten. Sie murmelten etwas von einem Gelübde, das es ihnen verbiete, auf offener Straße, und so weiter und so fort. Gelübde mochten noch so unsinnig sein, sie galten als unantastbar. Niemand stellte ein Gelübde in Frage.
    Als sie in die Severinstraße einbogen, fielen die ersten Regentropfen, und es wurde merklich kälter. »Können wir jetzt ein bißchen schneller gehen?« drängte Jacop. »Es ist ja kaum noch einer auf der Straße.«
    »Gerade hier werden wir schleichen wie die Todgeweihten«, gab Jaspar ungerührt zurück. »Wenn sie immer noch nach uns suchen, haben sie jemanden in der Nähe meines Hauses postiert. Niemand wird etwas dabei finden, wenn Leprose an den Türen betteln, aber wenn sie sich im Wettlauf messen, dürfte auch der Dümmste stutzig werden.«
    Mißmutig fügte sich Jacop in sein Schicksal und zog den Hut in die Stirn. Der Regen wurde heftiger. Als sie Jaspars Haus erreichten, waren sie naß wie die Katzen.
    »Was nun?« fragte Jacop. »Nun? Wir werden anklopfen und betteln. Rolof öffnet, läßt uns ein, und –«
    »Ausgerechnet Ihr erzählt mir solchen Schwachsinn«, unterbrach ihn Jacop. »Kein vernünftiger Mensch würde einen Aussätzigen über seine Schwelle lassen.«
    »Rolof ist aber nicht vernünftig, das weiß jeder. Seid jetzt nicht päpstlicher als der Papst, wir haben es immerhin bis hierher geschafft. Wenn wir drinnen sind, entledigen wir uns der Trachten, und dann soll uns ein Mensch beweisen, er habe Aussätzige hineingehen sehen.«
    Er pochte mehrmals laut und vernehmlich gegen seine eigene Haustür.
    »Keiner da«, konstatierte Jacop.
    »Das kann nicht sein.« Jaspar schüttelte verwundert den Kopf und ließ seine Faust erneut gegen die Bohlen knallen. Der Schlag hallte durch das ganze Haus. »Rolof ist um diese Zeit immer anwesend.«
    »Vielleicht schläft er.«
    »Wäre möglich«, stimmte der Physikus aufgebracht zu. »Ja, Ihr habt recht, Füchschen, der Bursche hat sich aufs Ohr gelegt! Na warte!«
    Mit beiden Fäusten bearbeitete Jaspar die Tür, als gelte es, ein Loch hineinzuhauen. Jacop sah sich nervös um. Das war nicht mehr das Verhalten von Aussätzigen. Jaspar schien zum gleichen Schluß zu gelangen. Er stellte das Hämmern ein und zog ein sorgenvolles Gesicht.
    »Und was«, flüsterte Jacop, »wenn sie uns erwarten?«
    »Das wollte ich auf diese Weise ja herausfinden«, brummte Jaspar.
    »Ist Euch aber nicht gelungen.«
    »Bah, und wenn! Diese Häscher sind dumm wie Bohnenstroh. Sie werden uns gar nicht erst ins Gesicht schauen. Angst werden sie bekommen!«
    »Falls jedoch –«
    »Falls Euer langhaariger Freund zugegen ist, nehmen wir eben die Beine in die Hand.«
    Jacop trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und lärmte zur Sicherheit ein bißchen mit seiner Klapper. Dann faßte er Jaspar beim Arm. »Ich meine, wir sollten verschwinden, solange noch Zeit ist.«
    Jaspar bedachte ihn mit einem mißbilligenden Blick. »Und wohin?«
    »Ich –« Ja, wohin? »Keine Ahnung, zu Richmodis und Goddert vielleicht?«
    »Meinen Beifall!« höhnte Jaspar. »Die Idee ist an Genialität nicht zu überbieten. Ihr seid zu feige, da reinzugehen, aber Richmodis wollt Ihr in Gefahr bringen?«
    »Schon gut.« Jacop wandte sich ab. Die Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. »Es war dumm.«
    »Ja, das war es. Aber wir reden alle dummes Zeug. Kommt, wagen wir's einfach, und damit basta!« Jaspar stieß die Tür auf, und sie traten ein. Im Raum war es düster, nur im Kamm glomm schwach die Asche.
    »Nicht mal ein Feuer hat er gemacht, der Hundsfott!«
    Jacop kniff die Augen zusammen.
    »Man sieht nichts.«
    »Gleich sieht man was. Wo ist der Leuchter?«
    Jaspar tapste durch die Stube zu einem dem Kamin gegenüberliegenden Bord, während Jacop versuchte, in den dunklen Konturen etwas zu entdecken. Sein Blick wanderte über Tisch und Hocker zur Kaminbank.
    Ein Schatten, massig und starr.
    »Jaspar –«
    »Stört mich nicht. Wo ist dieser vermaledeite Leuchter?«
    »Es ist jemand hier.«
    »Was?« Etwas schepperte. Dann sah Jacop einen Funken aufflammen und noch einen. Im nächsten Moment tauchte der Kerzenschein die Stube in weiches, goldenes Licht. Es fiel auf die Kaminbank und auf Rolof.
    »Gott im Himmel«, flüsterte Jaspar.
    Zögernd traten sie näher. Jacop hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Er wollte wegsehen, aber es gelang ihm nicht.
    »Was haben die bloß mit ihm gemacht?«
    Rolof hatte den Blick starr an die Decke

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