Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
retten? Ist dir das Waid ins Hirn gezogen, daß du vergessen hast, wie man kämpft? Selbst Abaelardus wußte mit dem Schwert umzugehen, und der war geistlich.«
»Abaelardus war ein Abenteurer. Er wurde geistlich, weil man ihm das Abenteuer abgeschnitten hat.«
»Ja, entmannt haben sie ihn, mach dich nur lustig! Was weißt denn du? Pfui, wie kleinmütig ist der dicke Goddert! Übermächtiger Gegner, das hätte David sagen sollen, als die Philister bei Efes-Dammim ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sechs Ellen und eine Spanne war Goliath groß, auf seinem Kopf hatte er einen Helm aus Bronze, und er trug einen Schuppenpanzer aus Bronze, der fünftausend Schekel wog, und David? Nicht mal eine Rüstung, nur ein paar Steine und eine Schleuder.«
»Das war ein Kampf Mann gegen Mann«, brummte Goddert. »Und alles war allen offenbar. Es gab keine Geheimnisse in diesem Krieg, den die Philister führten. David kannte seinen Gegner, während wir gegen einen Schatten kämpfen, ein Phantom, hinter dem sich mächtige Kräfte verbergen.«
»Jaja, Goddert, die Zeiten haben sich geändert. Wie raffiniert der Böse vorgeht.« Jaspar massierte seine Nasenwurzel. »Aber was er nicht weiß, ist, wer ihn alles erwartet, wenn er uns tatsächlich aufspüren sollte. Jacop und mich haben sie aus den Augen verloren. Ohnehin wird er vor allem nach Kuno suchen. Er scheint der einzige zu sein, der wirklich etwas weiß – und offenbar bereit ist, alles zu verraten. Wenn er noch mal wach wird«, fügte er gedämpft hinzu.
Er stand auf.
»Goddert«, sagte er mit entschlossener Stimme. »Du solltest das Haus verschließen gehen. Sieh zu, daß dieser Teufel nirgendwo rein kann. Verriegel und verrammel alles, als wolltest du die Welt zunageln, und dann soll er ruhig kommen!«
Richmodis stützte den Kopf in die Hände und sah ihn zweifelnd an.
»Ich habe seine Augen gesehen«, sagte sie.
Jaspar runzelte die Stirn.
»Mhm. Und was haben sie dir gesagt?«
»Daß es für ihn keine verschlossenen Türen gibt.« Sie zögerte. »Bis auf eine, glaube ich.«
»Welche.«
»Sie ist in ihm.«
Rheingasse
»Der Plan ist gescheitert«, sagte Johann sehr bestimmt. »Geben wir auf.«
»Nein!« erwiderte Mathias scharf.
Das ging schon eine Weile so, immer hin und her. Nachdem Daniel zurückgekehrt war, verletzt und kaum in der Lage, aufrecht zu gehen, hatten sie in Windeseile eine Versammlung einberufen. In dieser Nacht hätte ohnehin niemand schlafen können. Also hatten sie beschlossen, sich in der Rheingasse einzufinden, oben im ersten Stock, wo alles begonnen hatte. Einzig Blithildis fehlte. Auch wenn es vom Filzengraben bis zur Rheingasse nur ein kurzes Stück war, hatte sie es abgelehnt, sich in ihrem Stuhl dorthin tragen zu lassen. Es war weniger der Sturm, der sie abhielt, als ihr Unverständnis für die ganze Aufregung. Für sie gab es keinen Zweifel, daß alles so geschehen würde, wie sie es geplant hatten.
Johann zweifelte inzwischen um so mehr.
»Die Sache ist uns entglitten«, stimmte Theoderich ihm zu. »Als ich hörte, daß wir eine Geisel haben, dachte ich einen Moment lang, Urquhart hätte die Kontrolle zurückgewonnen. Nun treiben wir steuerlos dahin.«
»Nichts haben wir erreicht, gar nichts!« resümierte Heinrich von Mainz düster.
Mathias sprang auf. »Aber das ist nicht wahr! Ich kann es einfach nicht glauben. Wollt Ihr jetzt, so kurz vor dem Ziel, den Schwanz einziehen? Wir haben es so gut wie geschafft!«
»Was haben wir denn deiner Meinung nach Großartiges geschafft?« fragte Johann mit bitterem Spott.
»Wir –«
»Wir haben uns Gerhard Morarts entledigt«, sagte Theoderich. »Das ist alles. Der Rest ging schief. Besser, Urquhart hätte den Rothaarigen einfach laufen lassen.« »Hätte er ihn laufen lassen, wüßte es jetzt halb Köln.« Mathias begann zornig herumzugehen.
»Niemand hätte dem Strolch geglaubt.«
»Das ist einfach nicht wahr! Wir wissen nicht, was Gerhard ihm zugeflüstert hat. Wir hatten keine andere Wahl.«
»Korrigiert mich, wenn ich mich verrechne«, sagte Johann bedächtig. »Aber mit dem Fuchs, dem Dechanten und dessen Nichte sind es schon mal mindestens drei, die uns gefährlich werden können. Zuzüglich alle, die wir gar nicht kennen, wohlgemerkt. Jeder von denen hatte und hat ausreichend Gelegenheit, mit seinem Wissen hausieren zu gehen. Dann wäre da noch dieser Bodo Schuif, dem der Dechant den Floh bereits ins Ohr gesetzt hat –«
»Bodo ist ein Dummkopf«, bemerkte Theoderich.
»Er
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