Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
denselben Unsinn daher wie alle Leichtgläubigen, denen man mit ein bißchen casisa, hasisa, mesisa medantor Glotzaugen macht. Herrgott, wollt Ihr so dumm sein wie die Bauern, die am Gallustag keine Schweine schlachten, damit der Speck nicht gallig wird? Hatte er einen Schweif, Richmodis?«
»Nein. Seine Haare reichten bis zum Gürtel. Das war der Schweif.«
»Na also.«
»Aber der Teufel war in seinem Blick!«
»Schon wieder Bauerngeschwätz!« stöhnte Jaspar. »Was soll dieser geistige Rückfall, wie oft hast du mich deinem Vater ein bißchen Vernunft eintrichtern hören, hast du denn selber nichts dabei gelernt?«
»Schon gut! Wenn du mich ausreden ließest –«
»Und Ihr, Jacop, gottloser Bettler? Habt Ihr Euch je um den Glauben bekümmert, um Himmel und Hölle, Ihr kennt ja nicht mal ein Gebet! Was faselt Ihr also plötzlich vom Teufel? Glaubt Ihr tatsächlich, Ihr habt da oben den Teufel gesehen? Oder wollt Ihr es nur glauben, weil es so hübsch einfach ist?«
Jacop und Richmodis wechselten einen Blick. Sie zuckte unsicher die Achseln.
Es ist tatsächlich einfach, den Teufel für alles verantwortlich zu machen, dachte Jacop. Eigentlich glaube ich nicht, daß es der Teufel war auf dem Gerüst. Warum habe ich es dann gesagt?
»Desweiteren«, fuhr Jaspar etwas milder fort, als er sah, daß seine Worte
ihre Wirkung nicht verfehlt hatten, »wissen wir von mindestens vier Patriziern, die zweifellos eine wichtige Rolle in dem bösen Spiel innehaben. Auch das klingt mir ganz und gar nicht nach dem Teufel, eher nach einer ausgemachten Intrige.«
Er stand auf und begann im Raum herumzulaufen. Seine Nasenflügel bebten. »Wir müssen dahinterkommen, was sie vorhaben. Ihre schwache Stelle finden.«
Richmodis nickte langsam. »Kuno sprach zu Daniel von einem Bund, der zerbrochen sei, was immer er damit meinte. Es klang, als hätten sie anfangs auf derselben Seite gestanden und sich später entzweit.«
Jaspar blieb stehen.
»Da, bitte! Genau, wie ich sagte!«
»Aber die Bedeutung seiner Worte blieb mir unklar.«
»Mir vielleicht nicht! Denk nach.«
»Ich weiß nicht. Es ging alles zu schnell. Ich hatte nur furchtbare Angst. Ich glaube, ich betete, ohne daß ich mich traute, einen Laut von mir zu geben, während Kuno ständig auf Daniel einredete.«
»Was sagte er?«
»Etwas von gemeinsamen Zielen und einer höheren Wahrheit, irgend sowas in der Art. Und daß – daß sie Schuld auf sich geladen hätten.« »Was für Schuld?« »Sie haben jemanden geopfert – Kunos einzigen Freund –« »Gerhard«, rief Jaspar triumphierend. »Ich wußte es. Gerhard kannte ihr
Geheimnis, darum mußte er sterben. Kuno hat sich von ihnen losgesagt, er hat die Seiten gewechselt. Ich wußte es. Ich wußte es!«
»Warte!« Richmodis Miene hellte sich auf. »Da war noch was! Kuno hat Daniel an seine Vergangenheit erinnert, an seine Gerechtigkeit.« Sie kräuselte die Lippen. »Aber das ist seltsam. Ich kann mir kaum vorstellen, daß dieser Bastard jemals gerecht war.«
»War er auch nicht«, knurrte Jaspar. »Daniel gehörte unter den Schöffen zu den jüngsten, ein korruptes Großmaul mit Geld, aber ohne Intelligenz. Ein Trick von Kuno, um Daniel einzulullen. Ist ihm mißlungen.« Er hielt inne und schlug sich gegen die Stirn. »Und Daniel ist der Sohn von Johann Overstolz! Mein Gott! Wenn der auch mit drinsteckt, hätten wir ja fast die gesamte Führungsriege der Overstolzen gegen uns. Ein Bund der Overstolzen mit den Kones. Was soll das werden? Ein Patrizieraufstand?«
»Warum sollten die Patrizier einen Aufstand planen?« fragte Jacop.
»Grund genug hätten sie.«
»Aber warum?«
»Um sich ihre alte Vormachtstellung zurückzuholen.«
Jacop warf einen Blick auf Kuno. Bildete er es sich ein, oder hatte der Verletzte sich bewegt?
»Jaspar«, sagte er verzeifelt, »das hat so keinen Zweck. Ich komme einfach nicht mehr mit. Ich verstehe nichts von Politik und Machtgeschäften. Ich weiß nichts über die Patrizier, ich weiß überhaupt nichts. Wie soll ich mich gegen etwas verteidigen, das ich nicht verstehe?«
»Aber Ihr lebt in dieser Stadt«, sagte Jaspar. Es klang nicht vorwurfsvoll, nur verwundert.
»Ja, seit wenigen Monaten. Ich war zu lange weg. Und als ich zurückkam, hab ich mich einfach nicht weiter drum gekümmert, was in Köln passiert ist, ich wollte einfach leben.«
»Habt Ihr Euch überhaupt je wirklich um irgendwas gekümmert?« fragte Richmodis.
Ihre Bemerkung gab ihm einen Stich.
»Mag sein«,
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