Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
so gerne nennen, zeigten ihre Verachtung für das Handwerk immer deutlicher, schlossen die Handwerker von allen Ämtern aus, was sie jedoch nicht daran hinderte, allen kräftig in die Tasche zu langen und sich von den Handwerkszünften gar zu Meistern wählen zu lassen.«
    »Aber warum haben die Handwerker das überhaupt zugelassen?«
    »Ihr müßt andersrum fragen. Warum lassen sich Patrizier zu Zunftmeistern wählen?«
    »Um das Handwerk zu durchsetzen.«
    »Und politisch zu schwächen«, bekräftigte Jaspar. »Dafür versprachen sie den Handwerkern Schutz gegen die erzbischöfliche Richtergewalt, denn sie kontrollierten ja die entsprechenden Stellen, ein weiterer Schritt zur völligen Entmachtung des Erzbischofs. Ein unglaublicher Sumpf von Beziehungen und Abhängigkeiten.« Jaspar seufzte. »Ich bin sicher, eines Tages werden sie in Köln ein Wort dafür finden. Das war jedenfalls die Situation, als Konrad von Hochstaden Erzbischof wurde.«

»Und er will die alte Macht zurück?«
    Jaspar nickte.
    »Ich verstehe«, sagte Jacop nachdenklich. Plötzlich begann ihn die ganze
    Geschichte ungemein zu interessieren. »Aber jetzt sind nur noch wenige Patrizier unter den Schöffen.«
    »Sie sind so gut wie gestürzt.«
    »Durch wen?«
    Jaspar sah ihn an.
    »Könnt Ihr das nicht erraten?«
    »Konrad?«
    »Wer sonst? Konrad hat von Anfang an alles darangesetzt, die absolute Herrschaft der Erzbischöfe wiederherzustellen. Anfangs ging er dabei vor wie ein Lämmchen. Bestätigte den Kölnern ihre Privilegien, gab sich kooperativ und verständig. Etwa solange, bis er sich gegen den Kaiser stellte und im Einvernehmen mit dem Papst die Wahl eines Gegenkönigs betrieb. Köln war aber schon immer dem Kaiser treu ergeben, was Wunder auch, er garantierte ihnen wirtschaftliche Freiheiten und Stabilität. Dann, obwohl er das Recht der Kölner anerkannt hatte, eigenes Geld zu prägen, brachte Konrad plötzlich eine eigene Münze in Umlauf, die nicht mal was wert war, aber sein Konterfei trug, der eitle Hund. Dessen nicht genug, errichtete er neue Zollgrenzen, völlig ungerechtfertigterweise, womit er den blühenden Kölner Handel empfindlich traf. Köln legte Protest ein. Konrad zeigte sich wenig beeindruckt, trommelte ein Heer zusammen und belagerte seine eigene Stadt, aber die hatte ja jetzt eine feine Mauer. Es half alles nichts. Schließlich einigte er sich mit der Stadt auf ein Schiedsgericht unter Vorsitz unseres hochgelehrten und verehrungswürdigen Doctor Albertus magnus, Gott schenke ihm die Ewigkeit, und der gab Konrad in allen Punkten Unrecht.«
    »Der kleine Schied«, murmelte Richmodis.
    »Der kleine Schied, genau! Konrad mußte seine strittigen Maßnahmen zurückziehen. Eine Farce! Er brauchte ganze fünf Jahre, um neuen Streit vom Zaun zu brechen, indem er die Kölner beschuldigte, einen Anschlag auf sein Leben geplant zu haben –«
    »Und?« fragte Jacop. »Hatten sie das?«
    Jaspar grinste. »Wer weiß? Angeblich sind die Kleingedancks vor drei Jahren über einen seiner Verwandten hergefallen, zu allem Überfluß gleich vor seinem Palast, während er dort gerade zu Gericht saß. Es war eine Privatfehde, aber Konrad stellte es so hin, als hätte man ihm selber nach dem Leben getrachtet. Schon gab's wieder Rauben und Brennen, bis dem Erzbischof die Gefolgsleute laufen gingen. Ein weiterer Krieg, den die Patrizier gewannen, eine weitere Niederlage für den Erzbischof. Dann –«
    »Richmodis«, flüsterte Kuno.
    Alle Köpfe fuhren zu ihm herum. Kuno hatte sich mühsam ein Stück aufgerichtet. Sein Gesicht war weiß wie Schnee.
    Richmodis sprang auf und stützte ihn.
    »Er soll sich hinlegen«, rief Jaspar.
    Goddert schmatzte ein paarmal, räusperte sich und öffnete die Augen.
    »Was ist denn los?« fragte er schläfrig.
    Niemand beachtete ihn. Sie standen um Kuno herum, während Jaspar ihm den Schweiß von der Stirne strich. »Regt Euch nicht auf«, sagte er sanft. »Ihr seid in Sicherheit.«
    Kuno schüttelte matt den Kopf. »Keiner ist in Sicherheit.« Seine Augenlider flackerten.
    »Wasser her!« befahl Jaspar. Er tätschelte Kuno die Wangen. »Er darf uns nicht wieder entgleiten.«
    »Der Bund –«, hauchte Kuno.
    Richmodis brachte in fliegender Hast einen wassergetränkten Lappen. Jaspar rieb Kuno das Gesicht damit ab. Der Patrizier begann krampfhaft zu husten und sank dann schweratmend zurück.
    »Erzählt von dem Bund!« sagte Jaspar eindringlich.
    »Es ist zu spät.«
    »Es kann nicht zu spät sein, solange

Weitere Kostenlose Bücher