Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
Nein, wartet, das wäre die letzte Möglichkeit, es wohnen da zu viele andere Leute, die Frauen seiner Brüder und jede Menge Gesinde.«
»Ich wäre überhaupt nicht zum Haus der Kones gegangen. Der kleine Kuno ist mit der Frau geflohen. Daniel – übrigens ein beachtenswerter Vertreter Eures edlen Geschlechts – war so freundlich, ihn hier und da zu durchbohren.« Urquhart lächelte spöttisch, legte den Kopf in den Nacken und ließ das Wasser über sein Gesicht laufen. »Frauen sind so fürsorglich. Warm und weich im Herzen. Finden sie einen verletzten Hasen, nehmen sie ihn mit zu sich nach Hause und pflegen ihn gesund.«
Mathias lächelte zurück. »Ich werde Euch sagen, wo Ihr sie findet. Tut, was Ihr könnt. Meinetwegen macht sie alle nieder.«
»Alle? Ich wüßte nicht mehr zu sagen, wer alle sind. Etwa Ihr?«
»Nein. Es reicht, wenn Ihr einen erledigt.«
»Wen?« fragte Urquhart im Tonfall eines Mannes, der längst schon alles wußte. Mathias spuckte aus. »Den Schwächling.«
Auf der Bach
»Und das Ende der Geschichte?« fragte Jacop.
»Ist rasch erzählt«, sagte Jaspar.
Goddert betrachtete sie mißmutig und legte ein paar Scheite nach, um das Feuer zu nähren. Knackend und pfeifend entwich Luft und ein Rest von Feuchtigkeit.
»Wir sollten lieber was unternehmen, statt über Geschichte zu philosophieren«, brummte er.
»Wir unternehmen etwas, indem wir über Geschichte philosophieren«, wies ihn Jaspar zurecht. »Wir kennen jetzt die Verschwörer, und wir wissen, daß sie etwas vorhaben, nur noch nicht, was und wann. Die Antwort muß in der jüngsten Vergangenheit liegen.« Er massierte seine Nasenwurzel. »Es hat etwas mit der Zeit nach dem großen Schied zu tun.«
»Ich denke, kleiner Schied?« sagte Jacop.
»Nein, es gab noch einen anderen«, sagte Richmodis. »Vor zwei Jahren, als Konrad behauptet hatte, die Kölner trachteten ihm nach dem Leben.«
»Konrad hatte auch diesen Krieg verloren«, setzte Jaspar hinzu. »Notgedrungen schloß er mit den Patriziern Frieden. Aber er war und blieb gefährlich. Zu dieser Zeit war das Zerwürfnis zwischen Patriziat und Handwerk so weit fortgeschritten, daß es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen kam. Zudem drohte ein weiterer Bürgerkrieg zwischen den Patriziern selbst, die sich in zwei Lager gespalten hatten, die Overstolzen und ihnen verbundene Geschlechter auf der einen Seite, die Weisen von der Mühlengasse und der Pforte auf der anderen. Verglichen mit den Weisen sind die Overstolzen Neureiche, die Weisen bilden das älteste Kaufmannsgeschlecht in Köln, und die beiden Parteien hatten einander nie besonders lieb. Aber solange es einen gemeinsamen Feind gab, den Erzbischof, zogen sie mehr schlecht als recht an einem Strang. Dann allerdings begannen die Weisen, einen Verbündeten gegen die immer einflußreicher werdenden Overstolzen zu suchen und schlugen sich auf die Seite Konrads.«
»Nicht wirklich«, bemerkte Goddert. »Sie haben sich mit Würde in die Ministerialität begeben.« »Indem sie sogar ministeriale Kleidung trugen! Das nennst du würdig? Sie haben sich verkauft. Unklug, wenn du mich fragst, Konrad zu trauen.«
»Er ist unser Herr«, fuhr ihn Goddert an. »Es steht Untertanen nicht zu, seine Autorität in Frage zu stellen, allenfalls seine vielleicht etwas zu weltliche Auffassung von den Dingen –«
»Du redest wie ein Pfaffe!«
»Bist doch selber einer!«
»Ich bin Dechant, du begossener Pudel. Im übrigen hat den Weisen ihr Verrat nicht das Geringste genützt.« »Aber –« »Laß mich ausreden. Konrad zu trauen ist, als reiche man einem bissigen Köter die Hand. Jeder weiß, was Anno domini 1255 in Neuss geschah.«
»Das wurde nie erwiesen!«
»Was? Es wurde nicht erwiesen, daß Konrad Feuer legte an das Zelt König Wilhelms von Holland und des päpstlichen Legaten Petrus Capocci, als beide in der Stadt weilten, um ihn zur Freilassung des Paderborner Bischofs Simon zu bewegen? Es wäre nicht das erste Mal, daß Konrad durch Hinterlist und Gewalt versucht, sich durchzusetzen. Daß er sich nach seiner zweiten großen Niederlage gegen die Kölner vom Saulus zum Paulus wandelte, war reine Taktik. Er hatte einen Prozeß vor der Kurie am Hals wegen seiner Schulden, der mußte erstmal ausgestanden werden, während er zugleich in aller Ruhe beobachten konnte, wie sich die Patrizier untereinander und alle zusammen mit den Zünften überwarfen.« Jaspar machte eine Pause und wartete, ob Goddert etwas erwidern würde,
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