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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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aber der Färber hatte offenbar die Lust verloren.
    »Jedenfalls«, fuhr er fort, »war der Streit der Kölner Bürgerschaft mit Konrad um die Verteilung der Rechte und Privilegien immer noch nicht ausgestanden, und es bedurfte eines weiteren Schiedsgerichts, die offenen Fragen zu klären. Wieder führte der große Doctor Albertus den Vorsitz, bestellte fünf Schiedsleute, und um nicht den Eindruck der Parteinahme zu erwecken, rekrutierte er sie sogar aus den Reihen der Parteigänger Konrads. Und doch mußte sich Konrad ein weiteres Mal beugen! Seine Wut dürfte ausgereicht haben, Himmel und Hölle zu erschüttern, aber noch mußte er sich fügen und in Geduld fassen. Albertus wies alle Forderungen Konrads an die Stadt zurück, aber diesmal wies er auch die Patrizier in die Schranken mit ihrem Filz von Verbindungen. Die Zünfte witterten Morgenluft. Das dürfte ausgereicht haben, Konrad noch einmal zum Abwarten zu bewegen. Der große Schied glättete nach außen hin die Wogen.«
    Jacop stützte das Kinn in die Hände. »Nicht für lange, nehme ich an.«
    »Nein. Letztes Jahr im Frühling enthob Konrad sozusagen über Nacht die Münzerhausgenossen, Münzprüfer und Münzmeister all ihrer Ämter, Privilegien und Lehen – angeblich wegen Überschreitungen ihrer Befugnisse. Damit war das Kölner Münzwesen entmachtet. Die Patrizier schrien Zeter und Mordio, die Zünfte hingegen sahen ihren Tag gekommen und klagten öffentlich gegen Bürgermeister und Schöffen, woraufhin Konrad sämtliche Schöffen ihrer Ämter enthob, bis auf einen. Zwar wurde er nicht müde zu betonen, der große Schied sei dadurch in keiner Weise beschränkt, aber das war natürlich Schönfärberei. Tatsächlich verfügte Konrad, daß er künftig die Ernennungen im Schöffenkollegium selber vornehmen werde, womit die Patrizier außen vor waren. Gestern noch hatten sie die Stadt praktisch regiert, jetzt sahen sie sich aus den Ämtern verbannt. Konrad bezichtigte sie schwerster Verbrechen, lud sie vor und erklärte fünfundzwanzig von ihnen für geächtet, als sie seiner Aufforderung nicht Folge leisteten, darunter Hermann und Bruno Kone, Kunos Brüder. Sie mußten aus Köln fliehen, andernfalls hätte das Volk sie zerrissen. Dann setzte er neue Schöffen ein, klugerweise auch ein paar Patrizier, ansonsten aber Handwerker und Zunftmeister wie etwa Bodo Schuif.«
    »Der Brauer, dem wir unsere Enttarnung verdanken?«
    »Ja. Leider.«
    »Und was willst du jetzt damit sagen?« mischte sich Goddert wieder ein. Seine Stimme bebte vor Zorn. »Es ist ganz richtig, was Konrad getan hat. Die Patrizier haben auf die Zünfte herabgesehen, als wären wir eine Schweineherde! Sie haben uns besteuert, bis Blut kam. Der Bürgermeister von der Mühlengasse war korrupt bis auf die Knochen, das ganze Schöffengeschmeiß praßte und hurte auf dem Buckel der ehrlichen, einfachen Leute, sie drehten und wendeten die Gesetze, wie es ihnen beliebte; Gewinnsucht, Bestechlichkeit und Amtsmißbrauch, das ist es, womit sich die Patrizier hervorgetan haben, und daß sie halbe Kinder in den Schöffenstand erhoben wie den Verbrecher Daniel. Konrad hat Gericht gehalten, und es war gut so, ich bekenne mich zu unserem Erzbischof, und wenn du tausendmal behauptest, er sei ein Lügner und Mörder!«
    »Er ist ein Lügner und Mörder.«
    »Na und?« Goddert sprang mit hochrotem Kopf auf. »Was sind denn deine sauberen Patrizier, schau mich an, was ist denn aus mir geworden? Wann hätte ich je im Leben etwas von meiner Arbeit gehabt, was sie mir nicht gestohlen haben?«
    »Vater –« sagte Richmodis beschwichtigend.
    »Nein, jetzt rede ich! Sie haben uns ausbluten lassen, und dafür geschieht es ihnen recht, daß Konrad sie zur Rechenschaft gezogen hat. Und Köln wird eine Stadt sein, in der die Zünfte regieren, das sage ich Euch, irgendwann werden wir endgültig Schluß machen mit den Dreckskerlen auf ihren hohen Rössern in ihren teuren Roben und Pelzen, wir werden sie zur Stadt rausjagen, Konrad wird sie rausjagen, damit die Zünfte endlich bekommen, was ihnen zusteht!«
    »Sie verdienen einen Schlag aufs Maul«, bellte Jaspar zurück. »Weil sie sich verkauft haben.«
    »Sie haben sich nicht verkauft!«
    »Ach nein? Goddert, verdammt noch mal, du hast ja recht, dieses eine Mal hast du tatsächlich recht. Ja, die Schöffen waren korrupt. Ja, sie haben das Volk ausgenommen. Ja und nochmals ja, es geschieht den Patriziern recht, daß sie eins in die Zähne kriegen. Aber begreifst du

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