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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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– na, wie nennt man diesen wunderbaren Turm in Köln – ahja! Verdienten wir den Weckschnapp. Gebt Euch also offen und gelassen. Widmen wir den barmherzigen Dienerinnen des lebendigen Gottes unser Sinnen und ein wenig Höflichkeit.«
    Er drehte sich zu den Stiftsdamen um und verbeugte sich galant.
    »Es wird regnen«, rief er. »Besser, wieder ins Innere zu eilen.«
    Die jüngere der beiden strahlte ihn an.
    »Auch der Regen ist ein Geschenk Gottes«, rief sie fromm zurück.
    »Ja, aber scheint er Euch das auch noch dann zu sein, wenn Ihr allein in Eurer Zelle liegt, während er unerbittlich gegen die Mauern hämmert, als begehre der gehörnte König Einlaß?« Er hob spielerisch den Finger. »Seht Euch vor, meine Blume.«
    »Gewiß«, stammelte sie erschrocken, während sie Urquhart anstarrte, als sei er der fleischgewordene Grund, das Kloster augenblicklich wieder zu verlassen. Dann senkte sie rasch den Blick und errötete. Mathias schätzte sie auf höchstens fünfzehn Jahre.
    Ihre Begleiterin musterte sie von der Seite und schlug hastig das Kreuz.
    »Kommt jetzt«, befahl sie. »Rasch!«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und marschierte mit der Grazie eines Ackergauls hinüber zu den Stiftsgebäuden. Die Jüngere eilte ihr nach, wobei sie mehrmals sehnsüchtig über die Schulter blickte. Ihre Wangen glühten und in ihren Zügen stand das leibhaftige Verlangen. Urquhart verbeugte sich noch tiefer, während er sie unter seinen buschigen Brauen höhnisch musterte. Die Sache schien ihn zu amüsieren.
    Dann waren sie wieder alleine auf dem Hof.
    »Die wären wir los«, sagte Urquhart selbstzufrieden.
    »Ist das eine Eurer Taktiken?« forschte Mathias kühl.
    »Gewissermaßen«, nickte Urquhart. »Das beste Versteck ist die Öffentlichkeit, die beste Methode, unerkannt zu bleiben, ist, aufzufallen. Keine der beiden wird uns beschreiben können, nicht einmal mich. Hätten wir uns abgewandt, wären sie hingegen neugierig geworden, warum wir sie nicht grüßen. Sie hätten ausgiebig unsere Gesichter studiert, unsere Kleidung, unsere Körperhaltung.«
    »Was mich betrifft, habe ich keine Veranlassung, mich vor irgend jemandem zu verstecken.«
    »Ihr seid ja auch ein Mann von Ehre.«
    »Und ich will nicht, daß man uns zusammen sieht«, sagte Mathias ungerührt. »Unser nächstes Treffen werden wir besser tarnen müssen.«
    »Ihr habt den Platz vorgeschlagen.«
    »Ja, schon gut. Nun hört auf, den Geist harmloser Schwestern zu verwirren. Sagt mir lieber, wie Ihr die Sache angehen wollt.«
    Urquhart brachte seinen Mund nahe an Mathias Ohr und redete einige Minuten leise auf ihn ein. Die Miene seines Zuhörers erhellte sich mit jedem Wort. »Und die Zeugen?« fragte er.
    »Sind gefunden und bezahlt.«
    Auf Mathias' Gesicht erschien ein Lächeln. Es war das erste Mal seit langer Zeit, daß er lächelte
    »Dann habt Ihr meinen Segen, Urquhart.«
    Der blonde Riese senkte ergeben das Haupt.
    »Wenn es dem schrecklichen Gott gefällt«, sagte er.
    Mathias runzelte die Stirn. Er versuchte, sich zu erinnern, wo er diese Formulierung schon gehört hatte. Der schreckliche, der alttestamentarische Gott der Rache, der den Königen furchtbar ist und den Geist der Fürsten hinwegnimmt – Er spürte einen Schweißtropfen über seine Schläfe laufen, quälend langsam. Unsicher blickte er in Urquharts Augen, ob es wirklich die Augen eines Toten waren, wie Heinrich geflüstert hatte. Im selben Moment zwinkerte ihm sein Gegenüber belustigt zu, und Mathias kam sich töricht vor. Urquhart spielte mit Zitaten wie ein Possenreißer. Die Lebenden lebten, die Toten waren tot.
    »Wir sollten uns nicht zweimal am selben Ort treffen, habt Ihr verstanden?« sagte er eisig. »Morgen früh zur siebenten Stunde an St. Minoriten.«
    »Wie Ihr wünscht.«
    »Enttäuscht mich nicht.« Damit ließ er den anderen grußlos stehen und ging eilig den Weg zurück, den er gekommen war. Es galt klarzustellen, wer wem diente.
    Erst als er auf wieder auf der Dranckgasse war, beschlich ihn der peinliche Gedanke, daß er eigentlich vor Urquhart davongelaufen war.
    Am Dom
    Natürlich war es eine aberwitzige Idee.
    Aber Jacop hatte sich in den Kopf gesetzt, die erlauchtesten Äpfel von ganz Köln in seinen Besitz zu bringen, und die gehörten nun mal Konrad von Hochstaden, seiner erzbischöflichen Eminenz, Kriegsherr von Friedrichs Gnaden und zugleich Mentor des Gegenkönigs Wilhelm von Holland, kurz, ein äußerst mächtiger und unbequemer Mensch.
    Um an diese Äpfel

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