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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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die Hütte bezogen. Damit besaß er, was in der Stadt bald nur noch spöttisch Status muri genannt wurde – das Privileg, unter allen jämmerlichen Daseinsformen zumindest eine leidlich trockene fristen zu dürfen, im Schutz einer Mauer, die selbstverständlich nur für seinesgleichen errichtet worden war.
    Jacops Mauerbogen lag nicht weit von der nova porta eigelis, abseits genug, um den Männern des Burggrafen kein Dorn im Auge zu sein.
    Im Gegensatz zu Jacop, der fast nichts hatte, hatte sein Freund Tilman gar nichts. Er schlief meistens am Entenpfuhl, der rückwärtigen Seite einer Mauererweiterung aus dem zehnten Jahrhundert, die St. Maximin und St. Ursula sowie die Klöster der Machabäer und Dominikaner umfaßte. Dort gab es keine schützenden Bögen. Die Gegend war elend. Im gemächlich abfallenden Graben hatten sich faulige Tümpel gebildet, auf denen Enten dümpelten, dahinter ragten Weiden und Pappeln aus dem Schlamm, dann begannen die ausgedehnten Obstgärten der Klöster und Stifte. Es stank erbärmlich. Tilman pflegte zu sagen, daß es sich am Fuße seiner Mauer wohl noch erbärmlicher stürbe als auf freiem Feld, und unterstrich seine Ansicht mit einem bellenden Husten, der klang, als müsse er sich über solche Fragen nicht mehr lange Gedanken machen.
    Als Jacop ihn nach einigem Suchen endlich fand, saß er mit dem Rücken zur Mauer auf dem Pfuhl und schaute in den Himmel. Sein magerer Körper steckte in einem langen, zerfetzten Hemd, die Füße waren mit Lumpen umwickelt. Tilman hätte ein stattlicher Mann sein können, aber er war dürr wie ein Stecken.
    Jacop setzte sich neben ihn. Eine Zeitlang betrachteten beide die langsam treibenden Wolken.
    Am Horizont zog eine schwarze Wand herauf.
    Tilman hustete und drehte den Kopf zu Jacop. Seine geröteten Augen musterten ihn von oben bis unten. »Steht dir«, meinte er. Jacop schaute an sich herunter. In den Kleidern seines unfreiwilligen
    Wohltäters sah er immerhin aus wie ein einfacher Mann und nicht mehr wie ein Bettler, ungeachtet des Ungetüms von Hut. Beim Gedanken an sein Bad im Duffesbach mußte er plötzlich lachen.
    »Ich war auf der Bach«, sagte er. »So?« Tilman grinste matt. »Möglich, daß ich auch mal auf die Bach gehen sollte.«
    »Untersteh dich! Oder meinetwegen untersteh dich nicht. Man braucht gewisse Eigenschaften, um in den Genuß solcher Geschenke zu kommen. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Verstehe. Wie heißt sie?«
    »Richmodis«, sagte Jacop stolz. Nur anständige Mädchen hießen Richmodis. »Was tut sie?«
    »Ihr Vater ist Färber. Aber sie macht alles alleine.«
    Jacop schüttelte den Kopf. »Tilman, das war eine vertrackte Geschichte. Ich kann dir nur empfehlen, die Finger von den Fleischbänken zu lassen. Es steht ein Unstern über allen Schinken und Würsten.«
    »Sie haben dich erwischt«, konstatierte Tilman nicht sonderlich überrascht. »Sie haben mich über das halbe Forum gejagt! Ich mußte am Ende auf die Bach entweichen. Bin untergetaucht.«
    »Und Frau Richmodis hat dich rausgeangelt, was?«
    »Sie ist keine Frau.«
    »Was dann?«
    »Ein Geschöpf von höheren Gnaden.«
    »Du lieber Himmel.«
    Jacop dachte an ihre schwellende Figur unter den züchtigen Kleidern und die schiefe Nase. »Und sie ist noch zu haben«, ergänzte er, als verkünde er seine Vermählung.
    »Ach, Jacop.«
    »Na, und? Warum denn nicht?«
    Tilman beugte sich vor. »Wenn ich dir einen Rat geben darf, meide das Forum ebenso wie die Bach und schlag dir den Wanst in nächster Zeit woanders voll. Deinen Haarschopf erkennt man bis nach Aachen.«
    »Nur kein Neid! Ich hab bezahlen müssen für die Kleider.«
    »Wieviel?«
    »Viel.«
    »Gib nicht so an. Was besitzt du schon?«
    »Ich besaß. Drei Karotten und eine Rinderwurst.«
    Tilman ließ sich zurück gegen die Mauer sinken.
    »Das ist viel«, seufzte er.
    »Ja! Und dafür hätten sie mich fast in Stücke gerissen.« Jacop streckte die Knochen und gähnte gewaltig. »Nebenbei, wie läuft's bei dir?«
    »Bei mir läuft gar nichts. Ich hab vor Mariengarten gesessen, aber es waren Pilger dort, die haben abkassiert bei den ehrwürdigen Schwestern, Gott trete sie in den Arsch allesamt! Es wimmelte vor Fremdbettlern und Betrügern, die Gebrechen vortäuschen, daß selbst der Barmherzigste das Geben leid wird, was soll man denn da machen? Einige andere liefen mit der Klapper durch die Stadt und sammelten für Melaten. Da bin ich weg. Ich will nicht auch noch die Lepra bekommen, daß einem

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