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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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kann man wohl sagen.«
    Die Suche
    Jaspar schien in tiefe Meditation versunken, als er gemessenen Schrittes über das Forum schritt, das Gesicht unter der Kapuze und die Hände in den Ärmeln verborgen. Vor dem Seidenmachergäßchen blieb er reglos stehen, während seine Augen die Gebäude zu beiden Seiten absuchten. Es ging auf die fünfte Stunde zu. Noch schliefen die Leute. Die Verkaufsstände der Kürschner und Sattler lagen ebenso verlassen da wie die Kramhäuser gegenüber, aber heute würden sie ohnehin keine Waren feilbieten. Es war der Tag des Herrn.
    Zur Linken zeichneten sich die Umrisse der städtischen Waage ab. Nichts regte sich.
    Er machte ein paar Schritte in das Gäßchen hinein und fühlte Nervosität in sich aufsteigen. Wenn Jacop nicht hier war, mußte er wohl oder übel zum Saal gehen. Jacops Abwesenheit konnte ein gutes Zeichen sein. Genausogut konnte es bedeuten, daß er es gar nicht erst bis zum Palast geschafft hatte. Alles war möglich.
    Er wanderte an der gezackten Fassade der Kramhäuser entlang und murmelte ein Vaterunser.
    Sofort schaute Jacop hinter einer Torsäule hervor und winkte ihn heran. Jaspars Herz machte einen Satz. Trotzdem zwang er sich, mit quälender Langsamkeit weiterzugehen, bis er neben dem Fuchs zu stehen kam.
    »Ordensbrüder wedeln nicht mit den Armen«, bemerkte er strafend. »Zumindest nicht öffentlich.«
    Jacop stieß ein Knurren aus und sah unruhig in alle Richtungen.
    »Ihr kommt verdammt spät.«
    Jaspar zuckte die Achseln. »Wir hatten gesagt, zwischen der vierten und fünften Stunde. Ich habe es vorgezogen, den Weg in einer gottgefälligen Geschwindigkeit zurückzulegen. Der Herr sieht Geistliche nicht gerne laufen.«
    »Wie fromm!«
    »Nein, nur vorsichtig. Was habt Ihr im Palast erreicht?«
    »Fliegen gelernt.«
    »Was?«
    Jacop erzählte es ihm.
    »So eine Schweinescheiße!« entfuhr es Jaspar. »Es gibt also noch einen Verschwörer.«
    »Wer ist dieser Lorenzo eigentlich?«
    »Ein Mailänder. Steht in Konrads Diensten, allerdings erst seit wenigen Monaten. Soviel ich weiß, besorgt er Konrads Korrespondenz. Ein undurchsichtiger Bursche. Eitel und ungelitten, freundlich wie Haferschleim. Wahrscheinlich haben ihn die Patrizier bestochen, um alles über den Ablauf der Prozession und die Verteilung der Wachen zu erfahren.« Jaspar stampfte wütend auf. »Dieser korrupte Klerus! Kein Wunder, daß die Christenheit zerrissen ist, wo jeder jeden verkauft.«
    »Sie müssen ihm ordentlich was zugesteckt haben.«
    »Bah!« maulte Jaspar verächtlich. »Mancher tut's für einen Teller Linsen. Rom ist eine Hure geworden, was will man anderes erwarten!«
    »Konrad zu warnen, können wir jedenfalls vergessen«, meinte Jacop niedergeschlagen.
    »Ja«, stimmte Jaspar zu. »Urquhart zu finden, wahrscheinlich auch. Ich schätze, auf dem Domhof werden sie sich gerade zur Prozession sammeln.« Er legte die Stirn in Falten. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »Suchen wir ihn trotzdem«, sagte Jacop entschlossen.
    Jaspar nickte düster. »Beginnen wir hier. Ihr nehmt Euch die rechte Straßenseite vor, ich die linke. Als erstes passieren wir die Marspforte, da kommt der Zug durch. Wir werden den Weg vor ihnen abschreiten.«
    »Und wonach halten wir Ausschau?«
    »Wenn ich das wüßte. Herrgott! Offene Fenster. Auffällige Bewegungen. Nach allem.«
    »Genial.«
    »Habt Ihr eine bessere Idee?«
    »Nein.«
    »Dann los.«
    Sie ließen den Blick über die Fassaden der Häuser schweifen. Viel war nicht zu sehen. Im Osten krönte eine erste, zarte Ahnung von Tageslicht die Hügel, aber in den engen Gassen herrschte immer noch finstere Nacht. Wenigstens die Wolken hatten sich verzogen. Von dem Sturm zeugten nur noch die Pfützen und der durcheinandergewirbelte Dreck. »Wo kommt Ihr eigentlich her?« fragte Jacop, als sie unter der Marspforte durchschritten.
    »Was?« Jaspar blinzelte verwirrt. »Ach so. Von St. Pantaleon.«
    »Ihr wart nochmal da?« staunte Jacop. »Wozu?«
    »Weil –« Jaspar winkte gereizt ab. »Ich sag's Euch später. Das ist jetzt wirklich nicht der Moment.«
    »Was soll die Geheimnistuerei?«
    »Nicht jetzt.«
    »Ist es was Wichtiges?« Jaspar schüttelte den Kopf. Er hatte ein verdächtiges schwarzes Loch im Obergeschoß eines zurückgebauten Hauses entdeckt und verrenkte sich fast den Hals.
    Es war kein Loch. Nur schwarze Läden.
    »Ist es was Wichtiges?« fragte Jacop noch einmal.
    »Kommt drauf an.«
    »Kommt worauf an?«
    »Ob wir Urquhart finden.«
    »Und

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