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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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metallischen Geschmack des Blutes. Urquhart bückte sich und zog ihn mit beiden Händen in die Höhe. Jacops Füße lösten sich vom Boden. Hilflos trat er um sich, ruderte wild mit den Armen und versuchte, Urquharts Kehle zu erreichen.
    »Niemand, hörst du?« flüsterte Urquhart. »Ich bin in deinem Kopf. Du kannst mich nicht vertreiben, nicht verbrennen und nicht ertränken. Dein Haß reicht nicht aus, mich zu besiegen, er macht mich nur stärker. Ich nähre mich von Haß. Ich bin stärker als ihr alle, ich bin schneller und klüger. Du wirst mich niemals los! Ich bin ein Teil von dir. Ich bin in dir! Ich bin in euch allen!«
    Immer weiter fühlte Jacop sich emporgehoben, über Urquharts Kopf hinweg, dann gingen Himmel und Bretter ineinander über. Er flog durch die Luft und landete auf der Seite. Der Aufprall ließ das Gerüst erzittern. Haltlos rollte Jacop an den Rand der Empore und sah tief unter sich die Dranckgasse.
    Seine Hände griffen ins Leere. Er fiel.
    Ein fürchterlicher Ruck ging durch seine Kopfhaut, als Urquhart seine Haare packte und ihn zurückzog. Der Schwung beförderte ihn über die Empore und geradewegs ins Innere des Tretrads.
    Im nächsten Moment war Urquhart heran und beugte sich über ihn.
    »Ungünstig, dich Gerhard hinterherzuschicken«, sagte er. Seine Augen funkelten vor perfidem Vergnügen. »Es wäre meiner Mission hinderlich. Zuviel Aufsehen, dich da unten liegen zu haben, findest du nicht? Wir sollten uns oben weiterunterhalten –«
    Jacop wollte etwas erwidern. Ein gequetschtes Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Mit flatternden Fingern griff er nach der Achse des Rades, um sich hochzuziehen.
    Urquhart holte aus.
    »– wo es doch gerade so gemütlich ist!«
    Der Schlag raubte Jacop beinahe die Besinnung. Sein Kopf schlug gegen die Innenwand des Rades. Er mußte hier raus. Urquhart war dabei, ihn totzuprügeln. »Nein«, keuchte er. »Nein?« Urquharts Rechte umfaßte den oberen Rand des Rades.
    »Doch!«
    Raus, raus hier, dachte Jacop. Nur raus! Er taumelte hoch und stürzte sofort wieder, als sich das riesige Gebilde langsam und knirschend in Bewegung setzte. Plötzlich sah er seine Füße über sich, dann kippte sein Körper weg und kullerte wieder in die Mitte. Das Rad bewegte sich schneller, es gab kein oben und unten mehr. Mit ausgestreckten Händen drehte Jacop sich im Kreis. Er hörte Urquharts Gelächter; es kam aus allen Richtungen gleichzeitig, und ihm wurde schwarz vor Augen.
    Mit letzter Kraft bäumte er sich auf, stemmte sich mit beiden Händen ab und warf sich zur Seite.
    Er fiel aus dem Rad zu Boden.
    In seinem Kopf drehte sich alles weiter. Ohne Orientierung kroch er über die Bretter. Er hörte ein paar rasche Schritte, hob den Kopf und sah gerade noch Urquharts Fuß heranschnellen. Die Stiefelspitze traf ihn vor die Brust. Er prallte zurück und wurde mit dem Rücken auf die Empore geworfen.
    Die Welt um ihn begann kälter zu werden.
    Urquhart trat neben ihn und schüttelte nachsichtig den Kopf.
    »Du hättest nicht herkommen sollen«, sagte er.
    Es klang fast mitfühlend.
    Jacop hustete und spürte Blut über sein Kinn laufen. Seine Lungen schienen jede Luftaufnahme zu verweigern. »Weiß ich selber«, preßte er hervor. »Ich verstehe dich nicht. Warum bist du nicht einfach weggelaufen?«
    »Ich war zu langsam.«
    »Du bist nicht langsam.«
    »Doch«, ächzte Jacop. Er sog pfeifend den Atem ein. »Wenn man wegläuft, ist man immer zu langsam.«
    Urquhart zögerte. Dann nickte er unerwartet. Seine Hand verschwand unter seinem Umhang. Als er sie wieder hervorzog, erblickte Jacop die wohlbekannte kleine Armbrust. Die zerstörte Fratze über ihm verzog sich zu einem Lächeln.
    »Willkommen im Nichts, Jacop.«
    Jacop drehte den Kopf weg.
    »Urquhart von Monadhliath!« gellte eine Stimme.
    Die Wirkung war verblüffend. Pures Entsetzen trat in Urquharts Gesicht. Er fuhr herum und hielt die Waffe mit ausgestrecktem Arm in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
    Jaspars Stimme!
    Schweratmend rollte sich Jacop auf die Seite und kroch auf allen Vieren zu dem Tretrad. Weg von Urquhart, war sein einziger Gedanke. Aber der Mörder schien ihn vergessen zu haben. Er sah sich wild nach
    Jaspar um. Der Physikus war nirgendwo auszumachen, nur seine Stimme war weiterhin zu hören: »Erinnerst du dich an die Kinder, Urquhart? Was sie mit den Kindern gemacht haben? Du wolltest es verhindern, weißt du noch?«
    Es kam von unterhalb der Dachkante. Jaspar mußte irgendwo auf

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