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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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daß unser großartiger Dom, der die Christenheit überragen wird, nur möglich wurde durch den Ablaß?«
    »Bleib mir vom Leib mit deinem Ablaß, das mag ja alles stimmen. Aber es kann nicht gottgefällig sein, Prediger zum Tode zu verurteilen, die selber gegen die Todesstrafe sind.«
    »Das sind die Waldenser aber nur, damit sie ungestraft ihre ketzerischen Reden verbreiten können.«
    »Überhaupt nicht. Es ist die pure christliche Moral, ich behaupte sogar, Christus selber spricht durch ihren Mund.«
    »Daß dich bloß keiner hört.«
    »Mich kann jeder hören. Ich sage ja gar nicht, daß ich ein Waldenser sein will, aber mir scheint das Beharren auf den Sakramenten Buße, Abendmahl und Taufe doch erheblich mehr im Sinne Christi zu sein, als etwa das empörende Lotterleben der Sackbrüder, die eine Schande für Köln sind, oder dein kostspieliger Weinkeller.«
    »Was hast du plötzlich gegen meinen Weinkeller?«
    »Nichts. Trinken wir noch einen?«
    »Trinken wir noch einen!«
    »Schluß!« Richmodis schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Und was meint Ihr zu diesem Thema?« erkundigte sich Goddert bei Jacop. Offenbar suchte er nach Verbündeten. »Ich interessiere mich nicht für Politik«, sagte Jacop schwach und stöhnte auf, als wieder ein mörderisches Stechen durch seine Schulter ging.
    »Da seht Ihr's«, schimpfte Richmodis. »Er braucht Hilfe, und ihr streitet euch wie die Kesselflicker. Hier trinkt überhaupt keiner mehr was. Auch du nicht, Vater.«
    »Was sagt man dazu?« Goddert rang verzweifelt die Hände. »Andere Kinder sprechen ehrerbietig mit ihren Eltern. Nun denn. Jaspar, du bist der Physikus. Tu was.«
    Jaspar Rodenkirchen musterte Jacop unter streng zusammengezogenen Brauen.
    »Schmerzen?« fragte er.
    »In der Schulter«, nickte Jacop. »Es wird ständig schlimmer.«
    »Wie ist das passiert?«
    »Bin gegen eine Mauer gerannt.«
    »Überaus sinnvoll. Könnt Ihr den Arm bewegen?«
    Jacop versuchte es, aber es brachte ihm nichts ein als eine Welle erneuten Schmerzes. »Nun gut.« Der Physikus erhob sich. »Richmodis, hilf ihm, Mantel und Wams auszuziehen. Ich will mir das mal ansehen.«
    »Mit Vergnügen«, lachte Richmodis und begann sofort, an Jacop herumzunesteln. »Soll ich helfen?« fragte Goddert und machte Anstalten, sich zu erheben. »Besser nicht. Wir wollen ihn ja gesünder machen und nicht umbringen.«
    Nicht umbringen? dachte Jacop, während er sich mit Richmodis Hilfe des Mantels entledigte. Macht Euch bloß keine Gedanken. Das haben schon andere vor. Mühsam schälte er sich auch noch aus dem Wams.
    Jaspar trat zu ihm und betastete ausgiebig Schulter und Arm.
    »Hm«, sagte er.
    Seine Finger wanderten zum Schulterblatt, erkundeten die Nackenpartie und das Schlüsselbein.
    »Hm, hm.«
    Er untersuchte die Achselhöhle, dann wieder das Schultergelenk.
    »Hm.«
    »Etwas Schlimmes?« fragte Richmodis bang.
    »Schlimm ist die Lepra. Richmodis, komm einmal her.«
    Jacop sah, wie er ihr etwas ins Ohr wisperte, konnte aber kein Wort verstehen. Sie nickte und kehrte zu ihm zurück. »Hättet Ihr etwas dagegen«, fragte sie mit kokettem Lächeln, »wenn ich Euch umarme?«
    »Äh« – Jacop warf Goddert einen fragenden Blick zu, aber der zuckte nur die Schultern. »Nein, natürlich nicht.«
    Richmodis grinste. Jacop fühlte, wie ihre weichen Arme ihn umschlangen. Sie hielt ihn fest und drückte sich so nahe an ihn, daß er kaum zu atmen wagte. Sie war warm. Sie war aufregend. Jacop vergaß einen Moment lang seine Schmerzen, merkte nicht, daß sie seinen verletzten Arm nicht in die Umklammerung miteinbezogen hatte, spürte kaum, wie Jaspar seine Hand ergriff.
    Richmodis sah ihn an.
    Sie öffnete leicht die Lippen, und Jacop –
    »Aaaarrrrggggghhhhh!«
    Ihm wurde schwarz vor Augen und speiübel. Jaspar hatte ihm ohne Vorwarnung fast den Arm ausgerissen, während Richmodis ihn mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung zog. Jetzt ließ sie ihn los. Er ging in die Knie, fing sich und taumelte zu der Bank.
    »Was sollte das denn?« keuchte er.
    »Bewegt Euren Arm«, sagte Jaspar ruhig.
    »Ihr seid mir eine Erklärung – nanu?« Jacop rieb seine Schulter und streckte den Arm aus. Es tat immer noch weh, aber längst nicht mehr so sehr wie zuvor.
    »Was habt Ihr getan?« fragte er unsicher.
    »Nichts. Ich habe lediglich den Knochen wieder eingerenkt. Er war ein bißchen aus der Fassung geraten. Nicht richtig ausgekugelt, die Schmerzen hättet Ihr keine Minute lang ertragen, aber die

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